„Fit geknetet“Familie Wrona kümmerte sich 60 Jahre lang um die Handballer
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Die Familie Wrona hat sich mehr als 60 Jahre um die Fitness der Gummersbacher Handballer gekümmert.
Seit dem 1. Juli ist das nun Geschichte, fortan kümmert sich das Gesundheitszemtrum Oberberg um die Fitness.
Ein guter Zeitpunkt, um auf die lange Geschichte zurückzublicken.
Gummersbach – Generationen von Gummersbacher Erstligahandballern haben sich auf seine Pritsche gelegt, wenn sie wieder "fit geknetet" werden wollten. Auch die Handballnationalmannschaft setzte über Jahre auf die Erfahrung von Urban Wrona (67). Während er selbst schon seit einigen Jahren auf dem Handballfeld als Physiotherapeut nicht mehr eingreift, waren seine Firma, das Rehaktiv Oberberg, und der VfL Gummersbach weiterhin fest miteinander verbandelt.
Doch damit ist jetzt Schluss. Während Urban Wrona aus der Geschäftsführung des Unternehmens inzwischen ausgeschieden ist, haben sich sein langjähriger Geschäftspartner Matthias Wurtinger und die Handballer unlängst getrennt. Das Gesundheitszentrum Oberberg, das sich neu in der Region niederlässt, betreut die Profis des VfL ab dem 1. Juli, wie Urban Wrona berichtet. Allerdings nicht gleich neben der Schwalbe-Arena, wie es beim Rehaktiv Oberberg viele Jahre lang geübte Praxis war, sondern vom neuen Standort Dieringhausen aus. Obwohl er selbst aus dem Tagesgeschäft raus ist, merkt man Urban Wrona an, dass ihm diese Entwicklung nicht leicht fällt, doch er kommentiert sie auch nicht.
So hat alles begonnen
Lieber erinnert er sich daran, wie die Liaison der Familie Wrona mit dem VfL Gummersbach begonnen hat. Sein Vater Günter betreute bereits ab 1956 die Gummersbacher Spieler. "Wir wohnten damals in Wiehl und mein Vater war Bademeister in der Sauna, als er von einigen Gummersbachern gefragt wurde, ob er nicht in die Kreisstadt und zum VfL kommen wolle", berichtet Urban Wrona.
Sein Vater nahm das Angebot an. Die erste Praxis eröffnete in einem Haus, wo heute das EKZ Bergischer Hof steht. Als das Areal überplant wurde, ging es in die Goebenstraße, ehe 1973 die Praxis am Kerberg eröffnete. "Und seit dem Jahr 2006 sind wir hier auf dem Steinmüllergelände", erinnert sich der Geschäftsmann.
Erst war ein Medizinstudium geplant
Dass er in die Fußstapfen seines Vaters treten würde, sei anfangs nicht geplant gewesen. "Er wollte, dass ich Medizin studiere", berichtet der Sohn. Doch der Abi-Durchschnitt habe die Pläne durchkreuzt, sodass er nach einigen Wartesemestern Sonderschulpädagogik die Ausbildung zum Masseur und Krankengymnasten gemacht habe. 1981 stieg Wrona dann in den elterlichen Betrieb ein. Doch der VfL nutzte nicht nur die Talente von Günter Wrona, Sohn Urban erwies sich als zuverlässiger Rückhalt zwischen den Pfosten der Bundesligaprofis in der Zeit von Klaus Kater und Valentin Markser. Und natürlich Handballlegende Heiner Brand, der bis heute zu den engen Freunden gehört. Eine schwere Gehirnerschütterung und einige andere Verletzungen sorgten für Wronas Karriereende mit 31 Jahren. Und als Vater Günter Ende der 1980er Jahre die Mannschaft nicht mehr dauernd betreuen wollte, ging der Staffelstab nahtlos an den Sohn weiter. Später folgte von 1999 bis zum Jahr 2006 die Nationalmannschaft.
Der Titelgewinn des deutschen Teams bei der Heim-WM im Jahr 2007 erlebte Urban Wrona allerdings nicht mehr auf der Bank. "Das hätte ich mit meinen Knochen auch nicht mehr geschafft", sagt er heute.
Ein wichtiger Teil der Erfolgsgeschichte
Dass der Erfolg einer Mannschaft auch von der Arbeit der medizinischen Abteilung und hier der Physiotherapeuten maßgeblich mitgeprägt wird, daran hat Urban Wrona keinen Zweifel. "Leider wird diese Arbeit vielfach unterschätzt", sagt er. Dabei sei der Physio nicht nur die Person, die einen Spieler wieder fit machen müsse, er sei vielfach auch eine Art Beichtvater. "Da muss man dann sehen, wie man die Balance findet", sagt der 67-Jährige. In seinem Fall sei es sicherlich auch von Vorteil gewesen, dass er selbst als Handballer Leistungssport betrieben habe. Wichtig sei schließlich auch eine gute Zusammenarbeit mit den Teamärzten, sagt Wrona.
Das denkt auch Mannschaftsarzt Dr. Jochen Viebahn, der viele Jahre mit Urban Wrona in der medizinischen Abteilung des Vereins eng zusammengearbeitet hat. Wrona verfüge über unglaublich viel Erfahrung, sagt Viebahn. Das sei gut und wichtig gewesen.
Unterstützung von Mutter Helene über viele JahreDass die Arbeit in der Praxis am Gummersbacher Kerberg und die Zusammenarbeit mit dem VfL über so viele Jahre so gut funktioniert habe, sei auch seiner Mutter Helene zu verdanken gewesen, sagt Wrona. "Das war sicherlich nicht immer einfach für sie mit zwei so Handballbekloppten", schmunzelt er.
Sein unlängst vollzogener Ausstieg aus dem Rehaktiv Oberberg sei von vielen Weggefährten und Patienten mit dem Ausspruch "das Herz geht" kommentiert worden, berichtet der langjährige Geschäftsführer. In der Schwalbe-Arena wird man ihn trotzdem bei den Spielen des VfL auch in Zukunft sehen.