Oberberg – Jedes Kind kennt das Sprichwort: „Siehst du die Schwalben niedrig fliegen, wirst du Regenwetter kriegen.“ Für unseren Leser Reinhold Ley sind sie aber auch Vorboten für Frühling und Sommer. Doch dieses Jahr habe er bei sich in Wiehl-Morkepütz die flinken Flieger noch nicht entdecken können.
Gerne habe er immer beobachtet, wie sie in den Ställen der unzähligen Bauernhöfe in seinem Ort ein- und ausfliegen und ihrem Gezwitscher gelauscht, sagt Ley. Das es bislang ruhig ist in seiner Nachbarschaft, führt er auch auf das Hofsterben zurück. Kuhställe und Scheunen wurden abgerissen oder zu Wohnungen umgebaut, Felder seien zu Grünland eingesät und Lehmkuhlen wuchsen zu. „Den Schwalben fehlt das nötige Material für ihre Nester“, glaubt Reinhold Ley.
Rückgang hat verschiedene Gründe
Einen Rückgang in der Population beobachtet hat derweil auch der Morsbacher Vogelexperte Christoph Buchen. In Deutschland seien die Mehlschwalbe und die Rauchschwalbe beheimatet, erläutert Buchen. „Während die Mehlschwalbe an Hauswänden ihre Nester baut, sucht sich die Rauchschwalbe Ställe, in denen sie ungestört brüten kann.“
Wer ein Fenster zum Stall gekippt lässt, der wird dort auch bald Schwalben sehen können, weiß der Experte. Sowohl das Höfesterben als auch die baulichen Veränderungen an Häusern haben zur Folge, dass die Schwalben sich andere Nistmöglichkeiten suchen, die ihren Anforderungen entsprechen.
Vogelzählung
Bei der „Stunde der Gartenvögel“, die der Naturschutzbund wieder am zweiten Mai-Wochenende veranstaltet hat, wurden weniger Schwalben gezählt als im Vorjahr. Die oberbergischen Hobbyornithologen beobachteten zusammen 73 Mehlschwalben (6 Prozent weniger) und 36 Rauchschwalben (-7 Prozent).
Der Haussperling war wie schon bei der Zählung 2021 mit insgesamt 790 Exemplaren und durchschnittlich 5,81 Vögeln pro Garten der Spitzenreiter, gefolgt von Amsel, Kohlmeise, Blaumeise, Elster, Star, Feldsperling und Mauersegler. Letzterer wurde 186 mal beobachtet, das sind 65 Prozent mehr Sichtungen als im Vorjahr. (tie)
Daneben gebe es aber eine Reihe weiterer Faktoren, die zum Rückgang der Schwalben führen, meint Buchen. Aufgrund des Insektensterbens und dem Wegfall vieler Naturflächen, die zubetoniert oder mit Schotter aufgeschüttet werden, finden die Vögel keine Nahrungsgrundlage. Zudem ist der Weg vom Sommer- in das Winterquartier und wieder zurück sehr kräftezehrend und in Afrika lauern auch die Gefahren des Fangens und getötet werden.
Das könnte Sie auch interessieren:
Dennoch hat Buchen bereits aus mehreren Kommunen in Oberberg, darunter Morsbach, von Bauern Meldungen erhalten, dass bei ihnen Schwalben eingekehrt seien, wenn auch weniger als noch vor ein paar Jahren. „Die Bauern wissen um die Vorteile der Schwalbe, wenn sie in ihren Ställen oder den Hauswänden nisten. Sie ernähren sich von den vielen Fliegen und anderen Insekten. Dafür schätzen die Bauern diese Vögel.“