Oberberg – Seit 2017 ist Conny Pothmann Vorsitzende des Ausbildungsausschusses im Fußballkreis Berg. Nebenbei war sie lange selbst als Trainerin aktiv, unter anderem als Co-Trainerin bei ihrem Heimatverein TuS Immekeppel. Dort war Sie zuletzt auch Sportliche Leiterin. Linda Thielen hat mit der 31-Jährigen über ihre verantwortlichen Positionen und die Rolle als Frau im Fußball gesprochen.
Der Fußball bestimmt in vielerlei Hinsicht Ihr Leben. Sie waren im TuS Immekeppel bis zuletzt als Sportliche Leiterin tätig und sind im Fußballkreis Berg engagiert. Wie kam die Leidenschaft für den Fußball?
Pothmann: Die kam über meinen Vater. Bei uns zuhause lief immer Fußball, sehr zum Leidwesen meiner Mutter. (lacht) Auch Tennis und Formel 1 wurden zuhause und immer verfolgt, ich bin dann aber beim Fußball geblieben.
Inwiefern? Haben Sie selbst gespielt oder spielen noch?
Ich habe Fußball gespielt. Aber ich habe erst mit 13 Jahren angefangen. Zunächst beim FC Bensberg, denn dort bin ich aufgewachsen. Nach fünf Monaten bin ich dann zu den U17-Mädchen nach Immekeppel gewechselt. Dort habe ich vier Jahre gespielt. Dann hätte ich eigentlich in die Damenmannschaft gemusst, aber die gab es in Immekeppel nicht. Deswegen bin ich zum BSV Bielstein gewechselt und habe dort weitere neun Jahre gespielt, teilweise auch in der Landesliga. Mein Heimatverein ist aber immer der TuS Immekeppel geblieben.
2011 sind Sie dann Trainerin geworden. Wie kam es dazu?
Ich war einfach keine Spielerin, die herausragend gespielt hat oder beim Training mit der höchsten sportlichen Leistung geglänzt hat. Deswegen habe ich an die Seitenlinie gewechselt und war zunächst Trainerin der Mädchen und Frauen in Bielstein in der Bezirksliga. 2016 bin ich dann Co-Trainerin bei den Herren des TuS Immekeppel geworden. Das lag mir und hat mir von Anfang an Spaß gemacht. In meinem Heimatverein kannte ich außerdem fast alle Jungs. Das hat es mir leicht gemacht, mich in der neuen Rolle einzufinden. 2007 hatte ich bereits an der Trainer C-Ausbildung des Fußballkreises Berg teilgenommen. So kam eins zum anderen. 2020 habe ich das Co-Traineramt beim TuS dann aber wieder abgegeben, weil ich mal eine Pause brauchte.
Beim Fußballkreis Berg sind Sie schnell in verantwortliche Positionen gerutscht.
Ja, gerutscht ist genau die richtige Bezeichnung dafür. Ich habe nach meiner Trainer C-Ausbildung beim Fußballkreis Berg als Staffelleiterin im Kreisjugendausschuss gestartet. Von 2009 bis 2017 war ich Jugendbildungsbeauftragte. Dann bin ich noch eine Position höher gerutscht. Für mich war es eine Ehre, einen verantwortlichen Posten in der Trainerausbildung übernehmen zu dürfen. Als Vorsitzende des Ausbildungsausschusses bin ich seit November 2017 auch Teil des Vorstandes.
Wie erleben Sie Ihre Arbeit in der Verantwortungsposition?
Ich habe damals immer gedacht: Vorstand möchtest du nicht machen. Ich habe mich eher auf dem Platz gesehen in der Praxis anstatt in der Theorie. Als Ausbildungskoordinatorin muss ich auf die Praxis aber gar nicht verzichten und bin nach wie vor viel auf dem Platz. Das ist das Schöne an meiner Position als Vorsitzende des Ausbildungsausschusses. Vorstandsarbeit und Praxis passt perfekt zusammen. Außerdem habe ich ein eigenes Team um mich herum, mit dem ich sehr gut zusammenarbeite.
Wie sieht Ihre Arbeit als Ausbildungskoordinatorin beim Fußballkreis konkret aus?
Kurz gesagt bin ich für die Trainer C-Ausbildung und Kurzschulungen in Zusammenarbeit mit dem FVM und dem DFB für unseren Kreis verantwortlich. Ich leiste also vor allem viel Trainerqualifizierungsarbeit, bin Ansprechpartnerin und koordiniere die Maßnahmen auf Kreisebene. Außerdem bin ich als Referentin bei Trainerausbildungen im Einsatz.
Wie viele solcher C-Lizenz-Kurse für Trainer finden denn im Fußballkreis Berg statt?
Meistens ein bis zwei Kurse im Jahr. Die finden dann meistens im Januar und Februar statt, wenn Spielpause ist. Wegen Corona haben zuletzt leider lange keine Kurse stattfinden können. Der letzte Kurs war beim SV Frömmersbach. Ein Kurs dauert dann sechs Wochen, jeweils Montag, Mittwoch, Freitag und Sonntag. Angesetzt sind insgesamt 120 Einheiten. Da steht man dann auch mal um 9 Uhr auf dem Platz. Ich muss zwar nicht immer selbst dabei sein, bin es aber oft, denn auch ich profitiere von den Kursen. Ich lerne immer wieder neues dazu und schätze vor allem den Austausch untereinander sehr.
Im Vorstand des Fußballkreises Berg sind Sie als Frau in der Minderheit und sitzen, wenn Entscheidungen zu treffen sind, fast nur mit Männern am Tisch. Wie ist das für Sie?
Ich hatte im Fußballkreis wirklich Glück und wurde von Anfang an akzeptiert. Sabrina Räbsch, die mittlerweile eine meiner besten Freundinnen ist, und ich waren immer die einzigen Frauen im Vorstand. Mittlerweile hat ja Sabrina Thomanek die Position der Frauenbeauftragten übernommen. Oft haben wir bei Sitzungen da gesessen und zugehört, wie ewig diskutiert wurde ohne Ergebnis. Am Ende wurde dann immer unsere Meinung aus der Frauensicht abgefragt und wir waren oft diejenigen, die dafür gesorgt haben, dass konkrete Entscheidungen gefallen sind. Auf unsere Meinung wird sehr viel Wert gelegt.
Ging Ihnen das auf dem Platz, als Sie noch Co-Trainerin der Herrenmannschaft waren, auch so? Oder wurden Sie auch mal von Spielern belächelt und nicht ernst genommen?
Ich hatte tatsächlich nie Probleme als Trainerin akzeptiert zu werden. Und wenn doch mal einer Zweifel hatte, hat sich das schnell gelegt. Denn letztendlich kommt es auf das Fachwissen und die Qualität bei einer Traineraufgabe an. Wenn das Fachwissen vorhanden ist, ist ganz egal, wer an der Seitenlinie steht, ob Mann oder Frau. Ich finde Women-Empowerment gut und wichtig, aber ich bin keine Feministin, die nach vorne prescht. Ich möchte nicht die Quotenfrau sein, sondern mit Leistung und Kompetenz überzeugen. Als Sportliche Leiterin musste ich in Immekeppel auch unangenehme Entscheidungen wie zuletzt Trainerentlassungen fällen. Das ist mir natürlich nicht leicht gefallen, aber daran bin ich auch gewachsen und das hat auch meiner Persönlichkeitsentwicklung gut getan.
Gab es trotzdem mal Grenzen für Sie als Trainerin einer Herrenmannschaft?
Im sportlichen Sinne nicht. Nur in die Herrenkabine habe ich mich anfangs nie getraut, um beispielsweise Leibchen zurückzubringen. Ich habe dann immer vor der Kabine gewartet, bis alle weg waren. (lacht) Mittlerweile hat sich das aber geändert.
Sie engagieren sich neben ihrer Vorstands- und Vereinsarbeit auch für ein Hilfsprojekt. Was ist das für ein Projekt?
Das hat natürlich auch etwas mit Fußball zu tun. Ich arbeite ehrenamtlich bei der Menschenrechtsorganisation Háwar Help, die auch von der ehemaligen FC-Spielerin Tugba Tekkal unterstützt wird. Tekkal kannte ich von einem Praktikum, das ich 2012 beim 1. FC Köln gemacht habe. Ich biete Mädchen mit Migrationshintergrund Fußballtraining an, damit sie ihre Sorgen für einige Stunden mal vergessen könne. Ich trainiere sie einmal pro Woche in Köln-Chorweiler und möchte ihnen zeigen, dass sie hier in Deutschland auch als Mädchen alles erreichen können. Anders als sie es vielleicht aus der Heimat kennen. Wir nehmen nicht am Spielbetrieb teil, sondern es geht um den Spaß am Fußball. Ich empfinde das als eine sehr wertvolle Arbeit.
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Wo liegen bei so viel Engagement denn noch Ihre sportlichen Ziele für die Zukunft?
Ich möchte noch mal Trainerin oder Co-Trainerin werden, in der Bezirksliga oder Landesliga vielleicht. Aber der Fußball wird neben meinem aktuellen Beruf als Verwaltungsangestellte im Erzbistum Köln und als gelernte Fremdsprachenkorrespondentin für die Sprachen Englisch, Französisch und Spanisch, immer Hobby bleiben. Eigentlich bin ich so, wie es jetzt läuft, schon sehr zufrieden. Außerdem ist auch eine neue Stelle beim TuS Immekeppel geplant, die ich nach Abgabe meines Amtes als Sportliche Leiterin übernehmen soll. Darauf freue ich mich sehr.