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Militärflughafen in KölnSo sieht die fliegende Intensivstation der Bundeswehr aus

Lesezeit 3 Minuten
intensivstsation im flieger

Blick ins Innere der fliegenden Intensivstation

Köln – Den Teilnehmern der 66. Fliegerarzttagung der Bundeswehr bot sich im Anschluss an die Fachvorträge ein spektakuläres Bild. Auf dem Gelände der Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung am Flughafen Köln-Wahn wurde das nahezu vollständige Spektrum der luftgestützten Patiententransportkompetenz der Bundeswehr ausgestellt.

Dabei konnten die Hubschrauber und Flugzeuge nicht nur von außen begutachtet, sondern auch innen inspiziert werden, wo im Notfall Patienten intensivmedizinisch versorgt und aus dem Einsatzgebiet transportiert werden können.

372 Patienten heimgeflogen

Seit Beginn der Pandemie im März 2020 hat die Bundeswehr laut Major Johannes Potthoff 59 Medevac-Flüge durchgeführt, davon hatten 45 einen Corona-Hintergrund. Insgesamt wurden in diesen anderthalb Jahren 372 Patienten transportiert, 349 davon waren positiv auf Covid-19 getestet worden. 19 Zielländer wurden angeflogen. Zuletzt wurden Anfang November aus Rumänien mehrere infizierte Zivilisten in medizinische Einrichtungen in Deutschland gebracht. (roe)

„Viele haben bei den Flugzeugen das Bild eines fliegenden OP-Saals im Kopf, das ist jedoch nicht wirklich korrekt“, erläuterte Dr. Bernhard Groß, der als Generalarzt der Luftwaffe für die komplette Luft- und Raumfahrtmedizin der Bundeswehr zuständig ist. Vielmehr könne man das Bild eines fliegenden Krankenwagens bis hin zu einer fliegenden Intensivstation heranziehen. „Am Ort der Verwundung ist immer ein Notarzt beziehungsweise ein primärer Rettungshubschrauber, die die Patienten in die erste Versorgungseinrichtung fliegt, wo sie stabilisiert werden“, so Groß. Erst danach geht es beispielsweise mit dem Airbus A310 MRTT in Richtung Heimat, wo die Behandlung in Sicherheit weitergeführt werden kann. Das kurz vor der Ausmusterung stehende 310er Modell, das bis zu 44 Patienten – davon sechs Intensivpatienten – transportieren kann, war am Mittwoch ebenso zu sehen wie sein größerer und modernerer Nachfolger, der Airbus A330 MRTT.

Für gefährliche Situationen kann der Transporthubschrauber CH-53 auch mit Maschinengewehren ausgestattet werden.

Die durchschnittliche Anzahl an Patienten, die durch solche sogenannten Medevac-Flüge (steht für „Medical Evacuation“ also medizinische Evakuierung) transportiert werden, variiert natürlich. Laut Dr. Groß wurden seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2001 allerdings „rund 1200 intensivmedizinisch betreute Patienten und Patientinnen transportiert“. Seit 2010 waren die Luftfahrzeuge für Patienten- und Verwundetentransport der Bundeswehr 2227 Stunden und 45 Minuten in der Luft.

Ausgedient hat in naher Zukunft der Airbus A310 MRTT.

Seit Ausbruch der Corona-Pandemie mussten nahezu wöchentlich positiv getestete Soldaten aus den Einsatzgebieten wie etwa Afghanistan nach Deutschland zurückgeführt werden (siehe Infokasten). Dies sei für die Soldaten vor allem eine moralische Hilfe gewesen, sagte Major Johannes Potthoff, Pressesprecher bei der Bundeswehr in Köln, der 2020 selbst in Afghanistan im Einsatz war. Vor allem weil ein so schneller Rücktransport bei vielen Soldaten aus anderen Ländern nicht selbstverständlich gewesen sei. Mittlerweile, so Potthoff, gebe es in den Einsatzgebieten keinen positiven Corona-Fall mehr, weil die Impfquote bei 100 Prozent liege.