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Mauersegler als Geburtstagsgeschenk

Lesezeit 3 Minuten

Die Wohnung der Mauersegler zeigen Hans-Martin Kochanek (l.) und Rainer Morgenstern in der Fassade des Naturguts.

Hans-Martin Kochanek freut sich über das „Geburtstagsgeschenk“, wie er es nennt. Dass nach 35 Jahren, die sein Naturgut Ophoven an der Talstraße in Opladen jetzt besteht, das erste Mal Mauersegler das Wohnangebot in der Fassade des Hauptgebäudes nutzen, erscheint dem Leiter der Umweltbildungseinrichtung wie eine verdiente Belohnung jahrzehntelanger Arbeit. Und natürlich als Ansporn, das Thema Natur in der Stadt mit einem besonderen Blick auf die Vogelwelt weiter zu promoten.

Nur etwa 100 Tage im Jahr, von Anfang Mai bis Anfang August, kommen diese Schnellflieger, die bis zu 220 Stundenkilometer schaffen, zum Brutgeschäft in unsere Breiten. Dann geht es per Langstreckenflug zurück nach Afrika. Doch wo sie ihren Nachwuchs aufziehen – da sind die Sommergäste extrem wählerisch, gehen ungern an ungewohnte Plätze. Ihr Problem ist nur, dass die gewohnten Plätze immer rarer werden. Denn Mauerritzen werden abgedichtet, Fassaden gedämmt und verputzt, Dächer saniert, um Energie zu sparen. Auch die Energie-Stadt des Naturguts wirbt dafür.

Wege aus der Zwickmühle

Welche Nisthilfe für welche Vogelart geeignet ist, führt Rainer Morgenstern an einer Ausstellungswand auf dem Naturgut-Gelände im Detail vor.

Allerdings haben die Naturschützer auch die Expertise, um Wege aus dieser Zwickmühle zu weisen. Rainer Morgenstern vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) kennt die Details genau, weiß um die Bedürfnisse der Vögel, deren Lebensraum in der Stadt immer enger wird, und kennt bauliche Lösungen, um Nisthilfen speziell nach Vogelart anzubieten (siehe „Tipps für die Praxis“). So kann selbst die wärmegedämmte Fassade fertige Bausteine eingepasst bekommen, die Meisen, Staren, Fledermäusen oder eben auch Mauerseglern eine angemessene Unterkunft bieten.

Noch lieber sehen Morgenstern und Kochanek allerdings begrünte Fassaden mit Efeu, wildem Wein oder Knöterich, die für Zugvögel eine überlebenswichtige Tankstelle auf der Reise sein können und heimischen Vogelarten ein Zuhause bieten. Für sie ist das kein Spleen fernglasbewaffneter Naturfreaks, sondern ein dringendes Gebot, um den Artenschwund zu stoppen und womöglich zurückzufahren, der gerade in den Städten dramatische Ausmaße erreicht hat. Nicht grundlos werben die Naturschützer für Blühstreifen, die Insekten Nahrung geben, die wiederum Nahrung für Vögel sind. Wenn in den vergangenen 30 Jahren das Insektenvorkommen um 75 Prozent der Biomasse geschrumpft ist, erklärt das zugleich, warum viele Vögel nichts mehr zu fressen finden, Vogelarten aussterben. Inzwischen haben die Naturschutzverbände viel Überzeugungsarbeit geleistet und erhalten Unterstützung in größerem Stil, beispielsweise in Leverkusen von den Wohnungsgesellschaften WGL und GBO, die bei Sanierungen verstärkt Nisthilfen in den Fassaden berücksichtigen. Und begrünte Dächer und Fassaden werden vielfach bei Neubauten mit eingeplant. Vielfach aber auch nicht, und die Versiegelung von Flächen und Schlupflöchern geht weiter. So aber stirbt die Natur weiter.

TIPPS FÜR DIE PRAXIS

Wer Vögeln in der Stadt am eigenen Haus ein Zuhause geben will, sollte sich genau informieren, welche Art von Nistkästen welcher Art zugutekommen. Während der Mauersegler einen freien Einflug mit schmalem Spalt braucht, benötigen Fledermäuse eine treppenartige Aufstiegshilfe in den Kasten, manche Vogelarten brauchen zum Schutz besonders kleine, andere deutlich größere Einfluglöcher.

Eine detaillierte Beratung bietet der gemeinsame Info-Treff von Nabu und BUND in der Gustav-Heinemann-Straße 11 in Manfort an, ? 0214/ 50 64 24. www.nabu.leverkusen.de