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Flutschäden an SchulenSo lief die Anreise an die Ersatzstandorte in Leverkusen

Lesezeit 4 Minuten

Zurück aus Schlebusch: Eltern empfangen die Grundschüler der KGS Remigiusschule nach ihren ersten Schultag an der Ersatzhaltestelle Wupperbrücke.  

Leverkusen – Theo hat so einiges erlebt in den letzten Wochen. Eigentlich schon Jahren. Denn das zweite und dritte Schuljahr des Neunjährigen lief ja schon unter Corona-Bedingungen ab. Am Mittwoch ist er in die vierte Klasse gestartet – und das an einem neuen Schulstandort, denn seine KGS Remigiusschule ist nach der Flut vorübergehend an der Gesamtschule Schlebusch beheimatet. Doch das ist noch nicht alles: „Wir wohnen gerade im Lindner-Hotel“, erzählt Theo. Im Opladener Haus der Familie stand das Wasser, mindestens ein halbes Jahr dauert es, bis es wieder bewohnbar ist. Übergangsweise zieht die Familie bald nach Burscheid. Und im Lindner-Hotel war er dann auch noch an der Explosion relativ nah dran. „Ich bin immer bei den Katastrophen“, sagt Theo lachend. Und ist trotz allem fröhlich - am Donnerstag wird auch noch sein kleiner Bruder eingeschult. „Dann können wir künftig zusammen Bus fahren, das finde ich cool. Und die Schule ist auch gut, der Schulhof ist riesig!“

40 Minuten stehen

Der erste Tag der Bus-Shuttles von Opladen nach Schlebusch hat überraschend gut geklappt, sagt Theos Lehrerin Jessica Breuer. „Ich habe es mir chaotischer vorgestellt, mit 400 Kindern auf der Brücke.“ Immer drei Klassen teilen sich einen Bus, die Lehrerinnen müssen prüfen, dass alle da und im richtigen Bus sind. „Dafür müssen wir jetzt jeden Tag neu abfragen, wer mit dem Bus kommt und wer gebracht wird, das ist natürlich ein riesiger Aufwand“, sagt Breuer. Aber schon am ersten Tag waren bis auf vier Kinder alle im Bus dabei. „Den viel größeren Aufwand hat natürlich unsere Schulleitung, die die ganzen Ferien durchgearbeitet hat, davor ziehe ich meinen Hut“.

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Weniger reibungslos lief der Busverkehr zwischen Schlebusch und Rheindorf, wo ein Großteil der Schüler vom Freiherr-vom-Stein-Gymnasium nun zeitweise beheimatet ist. Sie werden mit dem Linienverkehr und vereinzelten Verstärkerfahrten transportiert „Mein Sohn hat heute die Linie 207 um 7.04 Uhr von der Haltestelle Auermühle nach Rheindorf genommen“, berichtet eine Mutter. „Er war rappelvoll. Sitzplätze gab es nicht mehr, die Kinder mussten 40 Minuten stehen.“ Sie ist entsetzt darüber, dass die Zusatzbusse erst am Tag vor Schulbeginn veröffentlicht wurden und das Angebot so knapp ist, obwohl in einer Umfrage der Schulpflegschaft 586 Kinder angegeben haben, zwingend auf den Bus angewiesen zu sein und weitere 436 einen Bustransfer wünschen. Das wurde der Wupsi auch so mitgeteilt. Auch ein Vater, der seine Tochter, die die fünfte Klasse der Theodor-Heuss-Realschule besucht, und nun nach Steinbüchel muss, war schockiert von den vollen Bussen. "Wir haben den SB21 von Rheindorf nach Steinbüchel genommen, der sehr voll, wie auch alle Busse, die uns entgegen kamen", berichtet er. Die Wupsi bewertet den Auftakt insgesamt als gelungen. "Es sind alle Schülerinnen und Schüler zu Schule gekommen", sagt Sprecherin Kristin Menzel. Der angesprochenen SB21 sei die einzige Linie gewesen, von der größere Probleme gemeldet wurden, hier wurde ein weitere Bus zur Verstärkung geschickt. "Wir werden in den nächsten Tagen die Situation weiter beobachten und flexibel reagieren", verspricht Menzel.

Schöne Radstrecke

Silke Pirner ist mit ihren Söhnen Eric und Lucas und zwei weiteren Kindern mit dem Rad nach Rheindorf gekommen. 35 Minuten haben sie für die zehn Kilometer gebraucht. „Die Strecke ist eigentlich super, immer an der Dhünn entlang, am Westring gibt es einen Fahrradstreifen, nur die letzten etwa 700 Meter sind etwas kniffelig“, erzählt die Mutter. Da wurde es eng mit anderen Radfahrern und hupenden Autos. „Da bekamen die Jungs etwas Angst.“ Aber das werde sich auch einspielen, bald sollen sie alleine fahren. Der Bus ist für Pirner keine Option, weil einer der Jungs Asperger-Autist ist. „Der kann nicht 40 Minuten in einem vollen Bus sitzen.“ Also Fahrrad. Und wenn es in Strömen regnet, wohl das Auto.

Verkehrschaos hielt sich in Grenzen

Das hat auch Christiane Hanke zum ersten Schultag für eine Fahrgemeinschaft genutzt. „Aber ich will meine Kinder auf jeden Fall diese Woche noch in den Bus setzen, damit die Wupsi ein realistisches Bild von dem Bedarf bekommt.“ Das befürchtete Verkehrschaos hielt sich zwar in Grenzen. Aber dauerhaft Elterntaxi, das ist nicht nur zeitlich schwierig. „Das finde ich auch aus Umweltaspekten nicht vertretbar.“ Und ihre Kinder finden den Umzug mit Busfahrt und neuem Gebäude auch „ein stückweit cool.“

Praxistest steht noch aus

Auch Andreas Röhrig, Schulleiter am Freiherr-vom-Stein, ist zufrieden mit Start. Er hat Lotsen mit bunten Luftballons auf dem Schulhof verteilt, die den Orientierungslosen den Weg weisen. „Wir haben hier sehr schöne Räume vorgefunden.“ Alles weitere müsse der Praxistest zeigen, vor allem, was den Pendelverkehr der Lehrer zwischen den beiden Standorten angeht. „Es ist jetzt eben so, wie es ist.“