Leverkusen wird 100Zum Stadtjubiläum will Geschichtsverein etwas Besonderes liefern
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Leverkusen – Viele Städte können auf eine jahrhundertelange Geschichte zurückblicken, Leverkusen ist da im Vergleich gerade einmal den Kinderschuhen entwachsen. Erst 1930 unter diesem Namen gegründet, wird Leverkusen im kommenden Jahr gerade erst 90 Jahre alt. 45 Jahre ist dann die kommunale Gebietsreform her, die die heutigen Stadtgrenzen festlegte und die Stadt um die vormalige Kreisstadt Opladen mit Quettingen und Lützenkirchen sowie um Hitdorf und Bergisch Neukirchen wachsen ließ. 2025 wird also das heutige Leverkusen 50 Jahre alt, 2030 kann zum hundertjährigen Bestehen Leverkusens ein richtiges Jubiläum gefeiert werden.
Die Geschichte neu schreiben
Die Zeit bis dahin will der Opladener Geschichtsverein (OGV) nutzen, um Leverkusener Stadtgeschichte ein Stück weit neu zu schreiben. Allerdings nicht, indem ein paar Heimatforscher sich in gleichgesinnter Runde an ihrem Hobby abarbeiten.
Es soll ein offenes, bürgerschaftliches Projekt werden, an dem möglichst viele Bürgerinnen und Bürger, Vereine und gesellschaftliche Institutionen teilhaben. Es sollen Erlebnisse und Ansichten ausgetauscht, noch unbekannte Fakten zutage gefördert und dokumentiert werden. Was am Ende herauskommt? Ein Geschichtsbuch, ein Film, eine Ausstellung, ein Stadtmuseum gar?
Das steht noch nicht fest. „Wir wollen ergebnisoffen arbeiten und zunächst einmal schauen, was wir zusammentragen können“, so Professor Dr. Wolfgang Hasberg. Der Historiker von der Universität zu Köln will das Vorhaben gemeinsam mit dem OGV umsetzen.
Ihn reizt gerade der Stadtwerdungsprozess der noch jungen, unvollendeten Kommune, an deren Entstehung viele noch aus eigenen Erlebnissen berichten können. „Hier werden Methoden der oral history, der mündlichen Geschichtsüberlieferung, zum Einsatz kommen.“
Dabei wollen Hasberg und der OGV sich der Leverkusener Geschichte von zwei Seiten nähern: Einmal die Stadtentwicklung strukturell und funktional nachvollziehen, zum anderen aber auch ganz besonders die mentalen Folgen für die Leverkusener – gibt es „die Leverkusener“ überhaupt, oder sind es Schlebuscher, Opladener, Rheindorfer? – anschaulich machen und in der Entwicklung erklären. Es gehe um „das berechtigte Bedürfnis nach Identität, die sich aus der Tradition speist“, so formuliert es Hasberg.
„Deswegen suchen wir viele Mitstreiter aus allen Bereichen der Gesellschaft“, erläutert OGV-Vorsitzender Michael Gutbier das Vorhaben, Geschichtsschreibung einmal auf ganz viele Schultern zu nehmen. „Wir wollen die Befindlichkeiten aller Menschen in Leverkusen einbinden.“
Das soll „im Dialog mit der städtischen Zivilgesellschaft“ geschehen. Ernst Küchler, der frühere Oberbürgermeister ist heute ein Aktivposten des Geschichtsvereins, hält öffentliche Podiumsdiskussionen oder Werkstattgespräche für ein gutes Mittel, für dieses ambitionierte Projekt Mitstreiter zu finden.
Erste Gesprächsanbahnungen mit Vertretern von Vereinen, Schulen und Weiterbildungseinrichtungen haben bereits stattgefunden. Größere Aufmerksamkeit will das Projekt im kommenden Jahr auf sich ziehen, wenn der die Stadt ihr 90-jähriges Bestehen begeht. Die dann folgenden zehn Jahre sollen genutzt werden, um das Vorhaben einer Stadtgeschichte mit viel Mentalität aufzuarbeiten.
Der Blick nach vorn
„Stadtgeschichte mit Zukunft“ hat der OGV sein Projekt getauft, um gleich zu signalisieren, dass es bei Geschichtsschreibung nie allein um Vergangenheitsbetrachtung gehen kann, sondern die Aussicht auf die Zukunft immer Bestandteil sein muss.
„Zu jedem Jubiläum gehört der Blick nach vorn, in die Zukunft“, sagt Gutbier. Und dabei denkt er nicht nur daran, wie Leverkusen 2030 oder 2050 aussehen könnte, sondern auch an die Menschen, die dann vielleicht lesen oder betrachten werden, was der OGV bis 2030 an Leverkusener Geschichte dokumentiert haben wird.