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Schlebuscher BücherschrankHarry Potter sofort vergriffen - Winnetou bleibt stehen

Lesezeit 4 Minuten
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Eine Buchhandlung im Freien. Keins der Bücher ist teurer als fünf Euro, die Erlöse gehen an soziale Projekte.

Leverkusen – Eine junge Frau kommt schwer bepackt mit Einkaufstaschen aus dem Supermarkt am Münsters Gäßchen in Schlebusch. Sie ist auf dem Weg zu der Rolltreppe, die sie in die Tiefgarage bringt, kurz vor der Rolltreppe bleibt sie noch einmal stehen, wirft einen Blick auf den Schrank voller Bücher und eilt dann weiter. Die Stelle, die Hans Walter Weber für seinen Bücherschrank in Schlebusch ausgewählt hat, ist exponiert.

Hunderte von Menschen kommen dort täglich vorbei – die Aufmerksamkeit vieler wird auf dem Weg ins Parkhaus kurz auf das braune Holzregal gelenkt, das mit Bücher gefüllt ist, die darauf warten, gelesen zu werden. „Meine Frau verschlingt manchmal bis zu drei Bücher pro Woche. Bücher, die dann bei uns zu Hause liegen, und da kam mir der Gedanke, dass die doch eigentlich noch verkauft werden können“, erzählt Weber. Der Initiator des Bücherschrankprojekts will gleichzeitig etwas für Kinder tun.

Erlöse gehen an Leverkusener Schulen und Initiativen

Seit zwei Jahren ist Weber im Ruhestand, früher war er im kaufmännischen Bereich tätig. Im März 2019 hatte er die Idee, mit dem Verkauf von gespendeten gut erhaltenen Büchern soziale Projekte zu unterstützen. Denn anders als bei den üblichen Bücherschränke nimmt man sich aus Webers Regal nicht einfach ein Buch heraus oder stellt eines hinein, sondern erwirbt es zum kleinen Preis zwischen ein und fünf Euro. Das Geld wird in die Kasse am Regal geworfen.

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Von dem Erlös finanzierte er Bücher- und Spielepakete für Leverkusener Grundschulen, für Kindertagesstätten, für „Frauen helfen Frauen“ sowie ein Abo der Kinderzeitung Duda für die Grundschule in der Wasserkuhl. „Ich dachte eigentlich immer, Schulen hätten keine großen Probleme, was das angeht. Aber eine Schule brauchte zum Beispiel ein ganz bestimmtes Wörterbuch, das nicht im Etat war“, sagt Weber. Da kann er helfen. Weber ist es wichtig, lokale Projekte und Initiativen zu unterstützen.

Einnahmen seit Corona rückläufig

Wenn er als Dankeschön selbst gemalte Bilder der Schulkinder erhalte, freue er sich besonders. Einige der Werke hat er am Regal aufgehängt. Derzeit unterstützt er mit den Erlösen den Kinderschutzbund. „Der Kinderschutzbund hilft Familien, die Probleme haben den Alltag zu bewältigen. Manche brauchen einen neuen Kinderwagen, andere einen Schulranzen“, erklärt Weber.

Normalerweise schaut Hans Walter Weber täglich beim Bücherschrank vorbei, dann bekomme er mit, wie Menschen in Gedanken versunken die Buchtitel studierten. Allerdings seien die Einnahmen seit Corona etwas rückläufig. „Ich glaube, die Menschen haben weniger Lust mit Mundschutz vor dem Regal zu stehen und sich in Ruhe ein Buch auszusuchen. Wahrscheinlich sind alle einfach immer nur froh, wenn man aus den Läden wieder raus ist“, meint er. Trotzdem könne er sich über mangelendes Interesse nicht beklagen.

Winnetou ist Ladenhüter - „Sowas möchte kein Mensch mehr“

Doch nicht jedes Buch kommt ins Regal. Weber und seine Frau wählen ganz genau aus. „Ich möchte, dass das Buch eine gewisse Ästhetik hat und nicht zu abgelesen ist. Taschenbücher, die zwischen zwei und fünf Jahre alt sind, laufen am besten.“ Alles, was über zehn Jahre alt sei, sehe zwar imposant aus, doch handele es sich häufig um Ladenhüter, „die dann nach ein paar Wochen von mir wieder ausgetauscht werden“, erklärt er.

Erst durch das Projekt sei er richtig zum Lesen gekommen, und zwischen den vielen Büchern habe er schon so manchen Schatz für sich entdeckt „Ein Buch in der Hand zu halten, ist mir lieber als ein E-Reader“, erklärt er bestimmt. Ist das Buch ausgelesen, stellt er es im Regal der Allgemeinheit zur Verfügung. Aktuelle Bücher würden meistens innerhalb weniger Stunden einen neuen Besitzer finden. Sehr beliebt sei Harry Potter. So ein Buch stehe „keine drei Stunden dort, dann ist es weg“, sagt Weber. Dagegen seien Klassiker wie Winnetou, mit denen er groß geworden sei, nur schwer loszuwerden. „Sowas möchte kein Mensch mehr haben.“

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Dass der Standort des Regals gut einsehbar ist, schütze auch vor Diebstählen. Es sei schon vorgekommen, dass jemand versucht habe, die Kasse aufzubrechen, doch hätten sich die Diebe daran die Zähne ausgebissen, sagt Weber. „Ich bin froh, dass ich das ganze Projekt so gut betreuen kann. Es macht mir wirklich Spaß mit so vielen Menschen in Kontakt zu kommen, und viele machen sich auch große Mühe bei ihren Bücherspenden“, sagt Weber.

Wer Bücher spenden möchte, kann Hans Walter Weber eine E-Mail, info@spendedeinbuch.de, schreiben, oder einen Zettel mit Kontaktdaten in die Kasse am Regal legen. Weber meldet sich. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.spendedeinbuch.de.