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Kommentar zum ErzbistumEndlich reinen Tisch machen

Lesezeit 2 Minuten

Raimund Neuss

Das ist ein bitterer Tag nicht nur für die Opfer von Missbrauch im Raum der katholischen Kirche, sondern auch für alle, die auf die heilsame Wirkung einer gründlichen Aufarbeitung gehofft hatten. Tabulose Aufklärung hatte das Erzbistum Köln zugesagt – und muss die Vorstellung der Ergebnisse jetzt verschieben.

Kein anderes deutsches Bistum ist so weit gegangen, wie das Erzbistum Köln gehen will. Das verdient hohen Respekt. Die Ergebnisse der Untersuchung soll selbst der Erzbischof vorab nicht kennen – und im Abschlussbericht sollen Namen Verantwortlicher genannt werden. Wie riskant so etwas ist, weiß jeder, der mit Namen von Beschuldigten umgehen muss. Umso sicherer durfte man erwarten, dass das Erzbistum sich hier rechtlich absichert. Offensichtlich hat sich unmittelbar vor der Veröffentlichung ergeben, dass diese Absicherung noch nicht hält.

Eine Zwangslage, aus der das Erzbistum nicht so einfach herauskommt. Auch die Kirche muss sich an die deutsche Rechtsordnung halten, und zwar auch dann, wenn es um den Schutz Beschuldigter geht.

Umso lauter muss man fragen, wo denn alle geblieben sind, die im Erzbistum Köln während der letzten drei, vier Jahrzehnte Personalverantwortung getragen haben. Ein großer Teil von ihnen lebt noch und wäre durchaus in der Lage, sich zu äußern. Ein einziger von ihnen, der frühere Personalchef Robert Kümpel, hat bisher die Größe gehabt, an die Öffentlichkeit zu gehen und Versäumnisse einzugestehen.

Bei anderen Herren muss das Erzbistum offensichtlich eher Unterlassungsklagen fürchten. Und das in einer Kirche, die das Schuldbekenntnis an den Anfang jeder Messfeier stellt und in der Kommunionkinder mühsam ihre drei Sünden zusammenkratzen, damit sie auch etwas Ordentliches zur Erstbeichte mitbringen. Wenn die früher Verantwortlichen endlich selbst aufstehen und reinen Tisch machen würden, dann wäre auch die rechtliche Absicherung der Aufklärung im Erzbistum Köln einfacher.

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