Köln – Von der Flut bleibt das Warten auf den Schienenersatzverkehr (SEV) – zumindest für diejenigen, die von Gerolstein bis Kall fahren wollen. Wann auf diesem Abschnitt der 160 Kilometer langen Eifelstrecke wieder Züge fahren, steht bislang noch nicht fest. Lediglich die Reihenfolge ist sicher: Zuerst wird die Strecke zwischen Gerolstein und Nettersheim repariert, danach der besonders stark beschädigte Abschnitt zwischen Nettersheim und Kall. Fest steht allerdings, dass die gesamte Strecke bis 2026/2027 elektrifiziert werden soll. Auch ein zweigleisiger Ausbau ist geplant.
Wie aus einem Dokument hervorgeht, das der Rundschau vorliegt, sind die Gespräche zwischen der Deutschen Bahn AG und den Ländern Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen über die Elektrifizierung bereits abgeschlossen und damit auch die entsprechenden Finanzierungsvereinbarungen unterzeichnet. Der Bund soll demnach die Elektrifizierung der Strecken im Zuge des Wiederaufbaus über das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) fördern.
So ist der Stand beim Wiederaufbau der Eifelstrecke
Das Hochwasser hat entlang der sogenannten Eifelstrecke zwischen Hürth-Kalscheuren und Trier-Ehrang unterschiedliche schwere Schäden hinterlassen. Dementsprechend gibt es auch beim Wiederaufbau verschiedene Stadien.
Von Trier-Ehrang bis Auw an der Kyll fahren seit Februar 2022 wieder Züge, seit Juni geht es von dort auch wieder weiter nach Kyllburg. Dadurch ist der südliche Abschnitt der Eifelstrecke wieder befahrbar. Es gibt stündliche Verbindungen.
Von Kyllburg über Nettersheim nach Kall
Etwas dauern wird es wohl noch, bis Reisende wieder ohne SEV von Kyllburg nach Gerolstein fahren können. Der Abschnitt soll nach Auskunft der Deutschen Bahn in diesem Sommer wiedereröffnet werden. Wann es hingegen zwischen Gerolstein und Nettersheim weitergeht, steht bislang noch nicht fest.
Von Kall über Euskirchen bis Hürth-Kalscheuren
Der nördliche Abschnitt der Eifelstrecke zwischen Kall und Hürth-Kalscheuren ist seit dem 12. Juni dieses Jahres mit dem Anschluss zwischen den Haltestellen Mechernich und Kall wieder komplett in Betrieb. Hier gibt es gemäß dem Fahrplan jede halbe Stunde eine Verbindung. (ebu)
Die Elektrifizierung der Eifelstrecken als Maßnahme für einen klimafreundlichen und zukünftig dichteren Betrieb ist bereits Teil der landesübergreifenden Zielnetzkonzeption, die das Verkehrsministerium des Landes gemeinsam mit den Aufgabenträgern des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) entwickelt hat, um einen aus Fahrgastsicht möglichst optimalen Fahrplan zu ermöglichen.
Zweigleisiger Ausbau soll nach und nach erfolgen
Bislang seien bis zum 31. Mai dieses Jahres bereits 38 Millionen Euro in den Wiederaufbau der Eifelstrecke geflossen. Insgesamt soll die Modernisierung der Eifelstrecke nach Angaben der Bahn rund 860 Millionen Euro kosten. Darin ist die Elektrifizierung bereits mit inbegriffen.
Im Zuge des Wiederaufbaus wird dann auch die Stellwerkstechnik zwischen Euskirchen und Trier-Ehrang komplett elektronisch. Wie aus dem Dokument hervorgeht, lässt das auch ein späteres Hochrüsten auf das Zugleitsystem ETCS zu. Das European Train Control System, kurz ETCS beschreibt das Zugbeeinflussungssystem, das der grundlegende Bestandteil des zukünftigen einheitlichen europäischen Eisenbahnverkehrsleitsystems sein soll.
Und auch in Sachen Umweltkatastrophen soll die Eifelstrecke in Zukunft gerüstet sein. Dem Dokument nach sollen die bei der Flut zerstörten Brücken mit einer höheren lichten Weite gebaut werden. Die sogenannte lichte Weite oder Lichthöhe beschreibt die Breite oder Höhe eines Hohlraums in einem Raum – in diesem Fall den unter den Brücken. Dadurch sollen die „Durchfluss- und Abflusseigenschaften auch in Extremwetterlagen“ verbessert werden. Weiterhin sollen etwa Stellwerke mit sensibler Technik nach Möglichkeit auf höher gelegene Standorte ausweichen.Ob die Brücken im Zuge dessen auch direkt so gebaut werden, dass sie einen zweigleisigen Ausbau zulassen, geht aus dem Dokument nicht hervor.
Zweigleisiger Ausbau geplant
Bislang gibt es nach Informationen der Rundschau noch keinen konkreten Zeitpunkt, wann die Eifelstrecke zweigleisig ausgebaut werden soll. Peu a peu nach den Modernisierungsarbeiten, heißt es. Doch auch hier sei eine Finanzierung mit Bundesmitteln auf Grundlage des GFVG grundsätzlich möglich.