Zülpich – Es ist ein Millionenprojekt, für das eigentlich schon längst der Startschuss hätte fallen sollen. Für 70 Millionen Euro will die Galeria Kaufhof GmbH in Zülpich das erste E-Commerce-Lager der Firmengeschichte bauen.
Vom Frühjahr 2019 an sollte das komplette Online-Geschäft der in Köln ansässigen Tochter von HBC (Kanada) zentral aus dem Zülpicher Gewerbegebiet abgewickelt werden. Aber daraus wird nichts.
Baubeginn nicht mehr 2018
Wie ein Unternehmenssprecher auf Nachfrage bestätigte, werde in diesem Jahr nicht mehr mit den Bauarbeiten begonnen. Doch genau das hätte laut Vertrag mit der Stadt Zülpich bis zum 30. Juni der Fall sein müssen.
Zülpichs Bürgermeister Ulf Hürtgen (CDU) bestätigte, dass innerhalb der Zülpicher Politik Einvernehmen darüber bestanden habe, dem Wunsch des Investors zu entsprechen und die vertraglich geregelte Bebauungsverpflichtung zu verschieben. Laut Hürtgen muss der erste Spatenstich für das E-Commerce-Lager nun bis spätestens 30. Juni 2019 erfolgen.
Wie der Unternehmenssprecher mitteilte, habe sich seit der Vertragsunterzeichnung die Situation im stationären Einzelhandel und auch für Kaufhof stark verändert. Um konkurrenzfähig zu sein, würden nun „das Projektdesign und mögliche Realisierungsoptionen“ überprüft, um sie an die veränderten Rahmenbedingungen anzupassen.
Bestehende Lager genügen einstweilen
Wann und in welcher Größe das Projekt im Zülpicher Gewerbegebiet umgesetzt wird, ist also unklar. „Aktuell bieten unsere bestehenden Dispositionszentren noch ausreichend Kapazitäten, um das Online-Geschäft ohne Einschränkungen vollständig bedienen zu können“, sagte der Sprecher.
Für den Ausbau der Kapazitäten bleibe der Standort Zülpich wegen der idealen Voraussetzungen aber unverändert die erste Wahl, denn: „Der strategische Ausbau der E-Commerce-Logistikkapazitäten hat für die Galeria Kaufhof GmbH aufgrund des stark wachsenden Online-Geschäfts weiterhin hohe Priorität“, so der Sprecher weiter.
Geplant war ursprünglich, auf einer Fläche von 40.000 Quadratmetern – das entspricht etwa der Größe von sechs Fußballfeldern – eine Lagerhalle, die wie es der Geschäftsführer der Kaufhof GmbH, Klaus Hellmich, bei der Vertragsunterschrift vor einem Jahr ausdrückte, „vollgepackt mit hochautomatisierter und flexibel skalierbarer Lagertechnik“ ist. Etwa 300 Menschen sollten von 2019 an dort arbeiten.
„Von beiden Seiten besteht großes Interesse, an der Partnerschaft festzuhalten“, sagte Bürgermeister Hürtgen auf Nachfrage dieser Zeitung. Das bestätigte auch der Sprecher der Galeria Kaufhof GmbH: „Das Projekt bietet für Zülpich und uns unverändert große Chancen, die wir auch weiterhin realisieren wollen.“
Nach Fusion „alles auf dem Prüfstand“
Wie der Kaufhof-Sprecher ausdrücklich betonte, hätten die Verzögerungen nichts mit den Gesprächen zwischen dem Mutterkonzern HBC und der Signa Holding des österreichischen Karstadt-Eigners René Benko über einen Zusammenschluss der beiden Warenhausketten zu tun. Er sagte aber auch: „Wenn es zu einer Fusion kommen sollte, steht sicherlich wieder alles auf dem Prüfstand.“
Die Arbeiten rund um das Areal, auf dem das E-Commerce-Lager errichtet werden soll, haben laut Bürgermeister Ulf Hürtgen nichts mit dem Großprojekt zu tun: „Die Erschließungsarbeiten standen und stehen nicht in direktem Zusammenhang mit den Ansiedlungsplänen. Sie waren bereits vor Jahren geplant und insbesondere mit dem Erftverband abgestimmt.“
Er gehe davon aus, dass sich, wenn auch mit zeitlicher Verzögerung, finanzielle Effekte aus dem Ansiedlungsvorhaben wie Gewerbesteuer, Gemeindeanteile an der Einkommens- und Umsatzsteuer in unveränderter Weise für die Zülpicher Stadtkasse ergeben werden, sagte der Zülpicher Verwaltungschef.