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Weißer SonntagDieses Jahr werden alle Erstkommunionen abgesagt

Lesezeit 5 Minuten

Kerze, Türschild, schickes Sakko: Auch bei Lukas Schmitz aus Keldenich, hier mit Mutter Simone, war alles fürs Fest vorbereitet.

  1. In diesem Frühjahr wird im Kreis keine Erstkommunion stattfinden.
  2. Eine Kommunionfeier setzt eine langfristige Planung voraus und viele Feiern werden abgesagt.
  3. Eltern und Kinder haben sich auf das Fest vorbereitet und beschäftigen sich mit den unterschiedlichen Gedanken, die aus den Absagen entstanden sind.

Kreis Euskirchen – Mädchen in weißen Kleidern, Jungs, die in ihrem ersten Anzug samt Krawatte ein bedeutungsvolles Gesicht aufsetzen, ein wenig aufgeregte Eltern, Familientreffen, gutes Essen und Geschenke – das sind die Zutaten, die üblicherweise zu einer Kinderkommunion gehören. Doch nach diesem denkwürdigen Osterwochenende, an dem die Kirchen leer geblieben sind, folgt direkt der nächste Termin, der aufgrund der Virus-Pandemie völlig anders verlaufen wird, als viele es sich vorgestellt haben.

Zunächst bis zum 19. April, dem diesjährigen Datum des Weißen Sonntags, traditionell der Termin für viele Erstkommunionfeiern, haben das Erzbistum Köln und das Bistum Aachen die Schließung der Kirchen verfügt. Damit war klar, dass in diesem Frühjahr im Kreis keine Erstkommunion stattfinden wird – auch für die folgenden Wochen sind sie abgesagt.

Absagen nicht allzu überraschend

Für die Eltern, die sich seit vielen Monaten mit ihren Kindern auf das Ereignis vorbereitet und die Feiern geplant haben, war es eine traurige Nachricht, als Mitte März bekanntgegeben wurde, dass die Kommunionfeiern nicht stattfinden können.

Neue Termine

Wann die Kommunionfeste nachgeholt werden, steht noch nicht überall fest. Manche Kirchengemeinden haben bereits Entschlüsse gefasst, andere warten die weitere Entwicklung ab.

Die GdG Mechernich hat Termine festgelegt: Die Planung sieht vor, dass in Holzheim am 22. August, in Nöthen am 30. August, in Weyer am 6. September und in Mechernich am 12. und 13. September Erstkommunion gefeiert wird.

Auch die GdG Blankenheim hat sich auf eine Zeit nach den Sommerferien geeinigt. Vorgesehen sind Kommunionfeiern am Samstag, 29. August, in Schmidtheim und Alendorf sowie am Sonntag, 30. August, in Lommersdorf und Dahlem.

Die GdG Schleiden-Hellenthal plant, Erstkommunion an Fronleichnam, 11. Juni, zu feiern: um 9.30 Uhr in Schleiden, 10 Uhr in Hellenthal sowie jeweils 15 Uhr in Herhahn und Rescheid.

Im Seelsorgebereich Erftmühlenbach sind die Erstkommunionfeiern am 6. September in Kirchheim und Dom-Esch geplant, am 13. September in Großbüllesheim und Palmersheim sowie am 20. September in Flamersheim, Kleinbüllesheim und Kuchenheim.

Im Seelsorgebereich Veytal sind die Feiern für Wollersheim am 30. August, Antweiler/Bürvenich am 6. September, Zülpich/Füssenich am 13.September, Niederelvenich/ Enzen am 20.September und Kommern/ Hoven am 27.September vorgesehen.

Noch keine Ausweichtermine gibt es in der GdG Steinfeld sowie in den Seelsorgebereichen Zülpich, Weilerswist, Bad Münstereifel und Euskirchen. (sev)

Allzu überraschend kam das angesichts der Flut von Absagen jedoch nicht. Viele hätten, wie Simone Schmitz aus Keldenich berichtet, damit gerechnet. Sie ist Katechetin in Kall und bereitet mit zwei Kolleginnen eine Kindergruppe auf die Kommunion vor. Mit dabei ist ihr Sohn Lukas, der dieses Jahr die erste heilige Kommunion feiern wird. Das ist jedenfalls die feste Absicht, wie Schmitz sagt, auch wenn der Termin noch nicht feststehe. „Wir werden das Ende April besprechen“, gibt sie Einblick in den Zeitplan. Sie könne sich einen Termin Ende August oder Anfang September vorstellen.

Outfit hängt bereits im Schrank

Denn eine Kommunionfeier setzt eine langfristige Planung voraus. Verwandte müssen eingeladen werden, Essen und Blumenschmuck organisiert, möglicherweise ein Festlokal gebucht werden. Familie Schmitz wird im heimischen Wohnzimmer feiern. „Das bedeutet: zwei Tage ausräumen, zwei Tage feiern und einen Tag einräumen“, beschreibt Vater Klaus den Aufwand. So sei es auch bei Tochter Katharina gewesen, die im vergangenen Jahr Erstkommunion feiern konnte – ohne die Probleme, mit denen die Familien in diesem Jahr konfrontiert sind.

30 Verwandte und Freunde waren für das Fest eingeladen, auf die sich Lukas gefreut hat. Er sei traurig, so Lukas, dass er nicht die ganze Familie sehen könne. Und noch eine andere Sorge treibt ihn um: „Ich hatte Angst, dass ich den ganzen Kommunionunterricht noch einmal machen muss.“ Doch das ist für die Eltern das geringste Problem. „Er darf jetzt nicht mehr wachsen“, verordnet Klaus Schmitz schmunzelnd. Das Outfit für den großen Tag hängt bereits im Schrank. Doch wirklich dramatisch sei die Lage nicht. Außer dem Sakko seien für Lukas Jeans und Turnschuhe geplant. „Die kann er ja auch bei anderer Gelegenheit tragen“, sagt Schmitz.

Feier mit 60 Personen war geplant

Ihr hübsches Kleid wird Annabell Reifenberg aus Wachendorf erst später tragen können.

Da hat es Annabell Reifenberg aus Wachendorf mit ihrem hübschen Kommunionkleid schon schwerer. Auch ihre Mutter Beate ist Katechetin, allerdings im Seelsorgebereich Zülpich. Seit fünf Jahren ist sie mit dabei und bereitet in Kommern die Kinder auf die Erstkommunion vor. „In diesem Jahr waren 19 Kinder aus den Dörfern Antweiler, Lessenich und Wachendorf dabei, mehr als sonst“, sagt sie – unter anderem auch ihre Tochter Annabelle. Ganz groß habe die feiern wollen: „Ganz Prinzessin“, sagt Reifenberg schmunzelnd.

Nachdem die Feier der mittlerweile zwölfjährigen Schwester Lena im heimischen Wohnzimmer stattgefunden hatte, habe diesmal im Schloss Wachendorf gefeiert werden sollen. 60 Personen waren eingeladen: Verwandte, Freunde, die Nachbarschaft. Und Annabell hat sich eine Candybar gewünscht, einen Tisch mit ganz vielen Süßigkeiten.

Bis zum 1. Juni keine Kommunionfeiern

„Zwei Wochen, bevor die Einschränkungen kamen, saßen wir beim Partyservice“, berichtet Mutter Reifenberg. Am Tag, an dem eigentlich der Blumenschmuck ausgesucht werden sollte, sei die Absage gekommen. Wie es nun weitergehe, sei noch nicht klar. „Zuerst sollte am 21. Mai gefeiert werden, aber das war utopisch“, so Reifenberg. Mittlerweile hat das Erzbistum Köln festgelegt, dass bis zum 1. Juni keine Kommunionfeiern stattfinden sollen.

„Eigentlich gefasst“, so hätten die Eltern alles aufgenommen. Doch die Unsicherheit sei groß, und viele Fragen würden sich stellen. Denn wenn die Ersatztermine bekannt gegeben werden, sei zum Beispiel noch nicht klar, ob dann das Schloss nicht durch eine andere Feier belegt sei. Haben die Gäste dann Zeit, die teilweise eine weite Anreise haben? Hat der Partyservice Kapazitäten? Und der Fotograf, der den Gottesdienst fotografieren sollte? „Gibt es den dann überhaupt noch, wenn sich das bis zum Herbst hinzieht?“, sorgt sich Reifenberg.