Euskirchen – Philipp Simon und Holger Hein arbeiten zügig. Die Kollegen Gerd Wagner und Herbert Osten fehlen heute, doch die beiden Prüfer lassen mit geschultem Blick die gleiche Sorgfalt walten wie immer. Denn wenn die Prüfer bei der Euskirchener Prüfstelle des TÜV Rheinland einen Mangel an einem Fahrzeug übersähen, könnte das im Straßenverkehr fatale Folgen haben. Heute werden Simon, Prüfstellenleiter des TÜV in Euskirchener, und Hein von Stefan Michaely, Regionalleiter Mobilität, unterstützt.
Auch wenn die Ingenieure viel zu tun haben, nehmen sie sich die Zeit, Kunden an ihrem Auto Mängel und Probleme zu erklären. „Früher hatten wir nur Gruben, jetzt haben wir auch eine Hebebühne. Da kann der Kunde viel besser mit dem Prüfer unter das Auto gucken“, erklärt Michaely: „Und für den Rücken des Prüfers ist es ergonomisch besser.“ Nicht nur die aktuellen Mängel am Fahrzeug, sondern auch künftige Probleme, die sich bereits andeuten, sprechen die Prüfer an. „Es ist ein Austausch miteinander“, so Michaely.
Nach längerer Umbauphase sind die Modernisierungsmaßnahmen an der Euskirchener TÜV-Prüfungsstelle nun abgeschlossen. „Wir haben in den vergangenen Jahren insgesamt 230 000 Euro investiert“, berichtet Wolfgang Partz, Pressesprecher des Bereichs Mobilität. Der Umbau dauerte rund ein halbes Jahr. „Die Hülle ist geblieben, der Kern wurde ausgetauscht“, fasst Michaely zusammen.
Ein vereinfachter Prüfungsablauf und kurze Laufwege erleichtern den TÜV-Mitarbeitern die Arbeit. „Die Prüfstationen waren früher rein mechanisch. Mittlerweile wird vieles elektronisch geprüft“, erklärt Michaely. Die Daten der Bremsprüfung seien früher von Hand notiert worden. Nun dokumentiere der Computer alles. Künftig soll die Bremstestanlage sogar die Daten an einen Zentralrechner übermitteln. Für einige Tests müssen laut Michaely elektronische Daten im Fahrzeug ausgelesen werden, etwa die Kurvenfahrtlichtes. „Aber ein Spurstangenkopf geht heute noch genauso kaputt wie vor 50 Jahren“, erklärt der TÜV-Ingenieur.
Doch die Prüfer kontrollieren nicht nur Fahrzeuge, sondern beraten die Kunden auch. So diskutierten sie mit einem jungen Mann, der seinen sportlich umgebauten Seat vorführte, über einen fehlenden Sicherheitsgurt. „In den Fahrzeugpapieren sind fünf Sitzplätze eingetragen. Aber hinten fehlt der mittlere Gurt“, erzählt Michaely. Die Prüfer machen einen Vorschlag: Entweder rüstet der Kunde den Gurt, den er nicht braucht, nach, oder er lässt einen Sitzplatz aus den Papieren streichen.
Jede Woche ein „Exot“
Doch die Prüfer erleben noch viel Kurioseres. „Wir haben jede Woche mindestens einen Exoten“, sagt Holger Hein. Fahrersitze mit Rückenlehnen, die nicht halten, lose Lenkräder, Motorräder ohne Bremsen und 160-PS-Motorräder mit zu geringem Luftdruck sind darunter. Auch platzende Bremsleitungen gibt es. Es sei auch schon vorgekommen, dass Fahrzeuge nach der TÜV-Prüfung mit dem Abschleppwagen abgeholt werden mussten.
Seit einigen Jahren findet sich auch die Führerscheinprüfungsstelle auf dem Gelände an der Roitzheimer Straße. „Der Bereich wurde grundsätzlich modernisiert“, so Partz. Seit kurzem werden in der Theorie-Prüfung Simulationsvideos verwendet. Prüfer Harald Löbl sieht dies positiv: „Es ist besser, als die Fragen anhand eines Bildes zu erklären.“ Mit den Prüflingen in Euskirchen sei er „selig“. In der praktischen Prüfung fallen rund 20 Prozent der Prüflinge durch, sagt er. In größeren Städten sei die Quote höher, so Löbl.
Für Führerscheinneulinge hält der TÜV Rheinland einen besonderen Service bereit. „Wenn sie nach der praktischen Prüfung hier an der Prüfstelle aus dem Auto steigen, bekommen sie einen Gutschein, mit dem sie ihr erstes Gebrauchtfahrzeug vor dem Kauf hier prüfen lassen können“, erklärt Partz.
Mit Philipp Simon verfügt die TÜV-Stelle Euskirchen über einen Spezialisten für Motorsportfahrzeuge. „Wir haben uns das wegen der Nähe zum Nürburgring überlegt. Hier wird viel Tuning betrieben“, so Michaely. Simon, der früher selbst in einem Porsche-Rennteam mitwirkte, prüft die Fahrzeuge nach den Regeln der „Fédération Internationale de l'Automobile“ (FIA), die für die Teilnahme an Veranstaltungen wie dem 24-Stunden-Rennen oder der Deutschland-Rallye gelten.