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TSC EuskirchenNeustart mit hohen Zielen: „Spieler auf Level von Lionel Messi bringen“

Lesezeit 7 Minuten
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Abteilungsleiter Ilyas Taha verschafft sich beim Training einen Überblick.

  1. Beim ETSC steht wieder ein Neuanfang an. Abteilungsleiter Taha hat große Ziele.
  2. Der Verein wünscht sich für Jugendliche mehr Trainingseinheiten und mehr Tore.
  3. 50 Prozent der ersten Mannschaft sollen aus der Jugend kommen.

Euskirchen – Beim Euskirchener TSC ist Fußball wie Schach – nur ohne Würfel. Dafür mit roten Magneten. Die schiebt Ilyas Taha auf der weißen Tafel hin und her wie Bauern und Könige. Nicht irgendwie. Wie beim Schach sind auch die Regeln im System des ETSC streng vorgegeben. Ohne Raute geht bei den Kreisstädtern nichts.

Euskirchener TSC: „Ziel muss es sein, Spieler auf ein Level von Lionel Messi zu bringen“

Damit lässt sich immer wieder, auf welchem Teil des Feldes auch immer, der Gegner ausspielen – egal, ob bei den Bambini oder dem FC Barcelona. Jetzt liegt Euskirchen nicht in Katalonien und der ETSC ist von der legendären Fußballschule „La Masia“ sehr, sehr weit entfernt. Und dennoch soll ein Teil Barcelona beim ETSC spielen.

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Abteilungsleiter Ilyas Taha an der Taktiktafel.

Taha hat nämlich nicht nur eine Vision. Unter einem Traum macht es der Abteilungsleiter der Fußballjugend des Euskirchener TSC nicht. „Das Ziel muss es sein, Spieler auf ein Level von Zinédine Zidane oder Lionel Messi zu bringen“, sagt er. Das sind sehr hohe Ziele – von denen die Kreisstädter noch weit entfernt sind, wenn man einen Blick auf ihre aktuelle Leistungsfähigkeit wirft: keine A-Junioren und B-Junioren im Spielbetrieb.

In der C-Jugend steht in der Kreisklasse nach vier Spielen ein Torverhältnis von 1:88 im Tableau. In der D-Jugend belegen die Kreisstädter in ihrer Staffel mit der U13 aktuell den zweiten Platz – fünf Punkte hinter der JSG Erft, die mit einer U11 in der Liga spielt. Auch befindet sich der ETSC im Neuaufbau – im gefühlt x-ten der vergangenen Jahre.

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Beim Training steht nicht immer nur der Ball im Vordergrund.

Aber, und das muss man dem Jugend-Abteilungsleiter zugutehalten: Man orientiert sich eben am größtmöglichen Vorbild. Basketballer wollen auch wie LeBron James oder Dirk Nowitzki werden. Und früher waren Franz Beckenbauer oder Diego Maradona die Vorbilder.

A-Junioren der Euskirchener Fußballer spielten schon in Mittelrheinliga

Und die vermeintlich guten Zeiten beim ETSC liegen keine Lichtjahre zurück. Noch vor sechs Jahren spielten die A-Junioren in der Mittelrheinliga, die B-Junioren parallel in der Bundesliga. Ob das dem Verein mehr gebracht hat ist fraglich. Vielleicht war es für die Entwicklung sogar schädlich.

Und auf diesem langen, vielleicht sogar sehr langen, Weg zurück möchte Taha den Verein begleiten. Ein 24 Jahre alter Fußballkenner, der Menschen buchstäblich vor der Taktiktafel mit Magneten einfängt und sie begeistert. Jemand, den der ETSC in seiner Situation fast schon nicht verdient hat, weil er für die Voreifel zu visionär arbeitet und denkt.

Und jemand, der mit seinen Visionen schnell gegen die Wand fährt, weil die Rahmenbedingungen im Erftstadion einfach nicht stimmen. Dabei ist das zerfetzte Netz des Trainingstors sinnbildlich.

Kinder und Zeitfenster

„Wir kämpfen um die Unterstützung durch die Stadt“, sagt Ilyas Taha, Abteilungsleiter der Fußballjugend beim Euskirchener TSC: „Ich weiß, dass es mehr Vereine gibt als uns.“ Deshalb gehe es ihm vordergründig natürlich um den ETSC, grundsätzlich aber um das große Ganze. „Wir haben für 100 Jugendliche ein Zeitfenster von zwei Stunden fürs Training. 30 Erwachsene können aber ihre Trainingseinheit in drei Stunden verteilen“, so Taha.

„Kein Wunder, dass der ganze Fußball im Kreis richtig schlecht ist“, berichtet der 24-Jährige. Natürlich gebe es immer wieder Ausnahmen, aber grundsätzlich gebe es einen Fehler im System. Kinder kommen laut Taha grundsätzlich zu schlecht weg. „Dass Erwachsene ein größeres Zeitfenster haben? Dafür habe ich kein Verständnis“, sagt er.

Aus dieser Negativspirale komme man nur mit Training raus. „Erstmal mit der Möglichkeit, trainieren zu können. Dann mit dem gutem Training“, so Taha: „Bei der A-Jugend ist es nicht mehr so wichtig, ob es vielleicht eine Trainingseinheit mehr gibt. Aber gib mal einer Bambini-Mannschaft eine Einheit mehr. In dem Alter werden Grundlagen gelegt, dort entwickelt man sich.“ Voraussetzung sei aber, dass man bereit sei, alles möglich zu machen, die Einheit mehr auf den Platz zu bekommen. (tom)

Für Taha sorgt aber noch mehr die Anzahl der Trainingstore für Ärger. Vier Jugend- und drei Seniorentore stehen auf dem Kunstrasenplatz. Dienstags sind aber mindestens vier Jugendmannschaften auf dem Platz. „Das ist wie Basketball ohne Korb. Da verliert man schnell die Lust“, sagt Taha, der sich trotz allem nicht vom eingeschlagenen Weg abbringen lassen möchte.

„Die große Idee ist Fußball total zu spielen. Das heißt, du dominierst das Spiel – offensiv, defensiv und im Umschaltspiel“, so Taha, dessen Augen leuchten, wenn er über seine Vorstellung des Fußballs philosophiert. Die Athletik sei die Basis des Spiels.

Einstiger ETSC-Spieler Klünter kickt für Hertha BSC Berlin

Schnelle Spieler stehen in der Scoutingliste der großen Vereine ganz oben auf der Liste. „Das spült einen weit nach oben“, sagt Taha und verweist auf Lukas Klünter, der es aufgrund seiner Athletik bis in die Bundesliga geschafft hat. Klünter war einst beim ETSC aktiv und kickt nun für Hertha BSC Berlin. Natürlich spielten auch Glück und Einstellung eine wichtig Rolle – und Technik.

Auch auf diese Faktoren, dich sich beeinflussen lassen, will der ETSC Wert legen. „Wir wollen ganzheitlich ausbilden. Versuchen zu spezialisieren, zu individualisieren“, erklärt der Abteilungsleiter: „Unsere Spieler sollen in allen Bereichen gefördert werden.“

Das Athletiktraining ist dienstags ein fester, aber eigenständiger Bestandteil. Marko Trofenik macht mit den jungen Fußballern Übungen, die weit weg sind von Torschuss, Flanke und Standardtraining. Es wird Rad geschlagen und über menschliche Hürden gesprungen. Das eigene Körperempfinden steht mit einer großen Portion Spaß im Vordergrund. „Wir arbeiten an der Bewegungsbasis. Je breiter die Basis ist, desto höher kannst du ein Haus bauen“, sagt Taha. Beim ETSC fehlt es – um in der Bildsprache zu bleiben – gefühlt gerade sogar am Grundstück. „Wir haben derzeit viele Spieler, die gar keine Erfahrung haben“, so der Jugendleiter.

Die aktuelle C-Junioren-Mannschaft sei sinnbildlich für die aktuelle Struktur. Taha bezeichnet die Mannschaft gerne als „kaputt“ – ohne, dass die aktuellen Akteure dafür etwas könnten. Es sei vielmehr in der Vergangenheit des Vereins begründet. „Der Jahrgang war bei uns mal sehr stark. Dann ist er kaputt gemacht worden. Warum ist egal. Wir schauen in die Zukunft, nicht zurück“, berichtet Taha: „Wir müssen die Spieler besser machen, ausbilden. Das haben wir uns auf die Fahnen geschrieben.“

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Das Athletiktraining ist dem "neuen" ETSC wichtig.

Die Chance, hier Bundesliga im Jugendbereich zu spielen, sei aktuell nicht mehr da. Taha: „Es heißt aber auch nicht, dass es nicht wieder passieren kann. Im Fußball ist nichts unmöglich.“ Das Ziel sei, den Jugendlichen eine neue ETSC-DNA nahezubringen. „Wir vermitteln Werte, bevor wir Inhalte vermitteln“, sagt der 24-Jährige, dessen Ziel es ist, dass 50 Prozent der ersten Mannschaft mittelfristig die ETSC-Schule durchlaufen haben.

Euskirchener Turn- und Sport-Club: „Peilen die Oberliga an“

In welcher Liga die erste Mannschaft spielen werde, sei nicht entscheidend. „Natürlich peilen wir die Oberliga an, weil ja jeder schönen Fußball sehen möchte. Wichtig ist aber, dass die Spieler unsere DNA haben. Das Sportliche kommt das von alleine“, so Taha, der sich einigen Monaten komplett auf die Neuausrichtung fokussieren kann und nicht parallel auch noch als Trainer aktiv sein muss. „Das war schon extrem“, sagt er. Er habe versucht, viel Ruhe reinzubringen. Er habe viele Gespräche geführt: mit Eltern, mit Spielern, mit Trainern. „Jetzt bin ich einfach froh, hier zu sein“, so Taha.

Die Probleme, die der ETSC hat, habe er nicht exklusiv, aber er habe sie. Laut Taha hat sie jeder zweite Verein in Deutschland. „Wenig ehrenamtliche Mitarbeiter, eine marode Vereinsstruktur“, erklärt der 24-Jährige, der immer wieder betont, dass er im Hier und Jetzt lebe. Jetzt alles für den ETSC gebe.

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Doch wie lange? Dem ETSC bleibt zu hoffen, möglichst für immer. Doch das ist unrealistisch. Taha hat diesen Traum. Den Traum vom nächsten Messi. Und den wird er in naher Zukunft nicht beim ETSC entdecken.