Kreis Euskirchen – Nach Angaben der Deutschen Presse-Agentur gehört das Feuerwerk für die meisten Bundesbürger zur Silvester-Tradition. Dies bestätigten 57 Prozent in einer repräsentativen Umfrage. Gleichzeitig ist aber gut drei Viertel der Befragten bewusst, dass Raketen und Böller schlecht für die Umwelt sind.
Die Nation scheint in dieser Frage gespalten zu sein, denn 57 Prozent sprachen sich in der Umfrage für ein Verbot aus. Sieben von zehn Befragten halten das Feuerwerk für zu teuer und der Krach stört immerhin 43 Prozent. Der Aussage, „Feuerwerke sind gefährlich“, stimmten 79 Prozent zu.
Wie sehen es die Verwaltungschefs im Kreis Euskirchen? Und wie handhaben sie es selbst? Kaufen sie ab dem heutigen Samstag Raketen oder verzichten sie aus Gründen der Sicherheit oder des Umweltschutzes auf die Böllerei?
„Bin kein Freund davon“
Euskirchens Bürgermeister Dr. Uwe Friedl kann persönlich nichts mit dem Böllern anfangen: „Ich bin kein Freund davon. Darum meide ich auch Menschenaufläufe, in denen geböllert wird.“ Die Gefahr, dass jemand verletzt werden könnte, sei ihm zu groß.
„Für meine Familie gehört das Feuerwerk aber zum Jahreswechsel dazu“, so der Bürgermeister. Er halte auch nichts davon, alles zu regulieren. Es solle jeder selbst entscheiden, ob er angesichts der Diskussionen über Feinstaub-Belastung und Klimawandel auf das Abschießen von Feuerwerkskörpern verzichten möchte. „Ich maße mir nicht an, das für andere zu entscheiden“, sagte Friedl.
Geldverschwendung
Blankenheims Bürgermeister Rolf Hartmann (parteilos) hält das private Feuerwerk für Geldverschwendung. Er respektiere aber Menschen, die das Brauchtum des Silvesterfeuerwerks betreiben. Er schaut sich nach eigenem Bekunden hin und wieder gerne Veranstaltungen wie etwa die Kölner Lichter an. In Blankenheim, so Hartmann, müsse man sich wegen der Feinstaub-Belastung durch das Feuerwerk wohl keine Sorgen machen. Daher müsse auch das Ortsrecht nicht verändert werden.
Er habe durchaus Verständnis für die Sorgen der Tierhalter, deren Schützlinge durch die Knallerei in Panik geraten könnten, so Hartmann weiter. Als „abartig“ empfindet das Gemeindeoberhaupt indes die Auswüchse rund um Silvester. So etwa in Berlin, wo er vor drei Jahren zu Gast war: „Da wird man schon zwei Tage vorher durch Knaller und Böller regelrecht beschossen. Und zwei Tage danach auch noch. Das hat mit Brauchtum nichts mehr zu tun.“
Sichere Entfernung
Für die Bad Münstereifeler Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian (CDU) ist die private Böllerei kein Thema: „ Unsere Tochter würde es nicht mögen, wenn wir da mitmachen würden. Sie schaut sich das Feuerwerk lieber aus sicherer Entfernung an.“
Kein Fan davon
Der Zülpicher Verwaltungschef Ulf Hürtgen (CDU) ist als Privatmann kein Fan der Silvester-Knallerei. „An mir verdient die Branche nichts. Ich habe in meinem Leben nur ein einziges Mal ein Familiensortiment für 6,99 Euro gekauft. Insofern liegt mir nichts an der Böllerei.“
In seiner Funktion als Bürgermeister sagt Hürtgen: „So lange der Brandschutz nichts anderes fordert, halte ich von starren Vorgaben oder gar Verboten wenig. Ich würde mit Blick auf Umwelt und Müllvermeidung eher auf freiwillige Beschränkungen setzen.“
Feiern ohne Feuerwerk
Der Mechernicher Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick (CDU) ist nach eigenen Angaben kein großer Freund von Feuerwerk. „Wir feiern in der Familie ohne Feuerwerk“, erzählt er. Privat habe er noch nie ein Feuerwerk gezündet. Zur aktuellen Diskussion um die Böllerei sagt er: „Dazu habe ich keine Meinung.“
Dunstwolke
Heimbachs Bürgermeister Peter Cremer (parteilos) sieht die Sache zwiespältig. Auf der einen Seite stehe das Vergnügen, auf der anderen Seite der Umweltschutz. Über Heimbach sei nach Mitternacht in der Neujahrsnacht schon eine Dunstwolke zu sehen, erzählt er. Persönlich mache er sich nichts aus der Böllerei. „Ich habe schon seit mehr als 20 Jahren kein Feuerwerk mehr gezündet.“ Aber er schaue es sich ganz gerne an, sagte Cremer.
Nicht mehr zeitgemäß
Jan Lembach (CDU), Bürgermeister von Dahlem, findet, dass die Menschen bei diesem Thema sensibler geworden sind. Er habe schon seit seiner Jugend kein Feuerwerk mehr gezündet. „Ich halte es nicht mehr für ganz zeitgemäß“, so Lembach. An Silvester gehe er aber trotzdem nach draußen und schaue den anderen zu.
Klasse statt Masse
Schleidens Stadtoberhaupt Ingo Pfennings (CDU): „Wir feiern den Jahreswechsel mit Familie und Freunden. Traditionell gehört bei uns auch ein Feuerwerk dazu, wobei die eine Hälfte etwas mitbringt und die andere nicht. Für mich gilt: Feuerwerk ja, aber lieber Klasse statt Masse und schön statt laut – also Fontänen oder Raketen statt China- oder gar Polen-Böller. Wir räumen unseren Müll und etwaige Reste anderer übrigens direkt nach dem Feuerwerk weg.“
Ruhig angehen lassen
Kalls Bürgermeister Hermann-Josef Esser (CDU) wird es an Silvester ruhig angehen lassen. Und geböllert werde dabei auch nicht mehr. „Die Kinder sind in einem Alter, in dem sie selber unterwegs sein werden“, erzählt er. Mit seiner Frau werde er gemeinsam den letzten Abend des Jahres verbringen, kündigt er an.
Der Hund leidet
Nettersheims Bürgermeister Wilfried Pracht (CDU) sagt ganz klar: Zu keiner Zeit seines Lebens habe ihn das Böllern interessiert. Es habe eine kurze Phase gegeben, als sein Sohn zwischen sechs und zehn Jahre alt gewesen sei, wo ihm zuliebe Feuerwerk gezündet worden sei. „Doch da hatten wir noch keinen Hund“, so Pracht.
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Ihm zuliebe sei er mit seiner Frau in den vergangenen Jahren nicht mehr hinausgegangen, da das Tier während der Knallerei immer sehr gelitten habe. „Ich erinnere mich mit Schrecken an das Böllern“, sagt Pracht. Der Hund sei inzwischen gestorben. Den Jahreswechsel will Pracht mit seiner Frau zu Hause verbringen.
Böllern ist keine Option
Rudolf Westerburg, parteiloser Bürgermeister von Hellenthal: „Privat böllern wir schon seit Jahren nicht mehr.“ Früher, als seine Kinder klein gewesen seien, sei das noch schön gewesen. „Es gibt schöne Raketen, die schaut man sich gerne an“, sagt er. Feiern werde er in diesem Jahr mit seiner Frau zu Hause. (sev, sch, jre, tom, bz, pws)