Gießener Studenten haben Konzepte für eine Gestaltung und Nutzung der ehemaligen Truppenunterkunft Van Dooren in Vogelsang vorgestellt.
Ideen für UmbauEhemalige Truppenunterkunft Van Dooren soll weiter genutzt werden
Es geht um das wohl wichtigste Projekt bei der weiteren Entwicklung von Vogelsang: Die ehemalige belgische Truppenunterkunft Van Dooren im Zentrum der Anlage soll umgestaltet und wieder genutzt werden. Studierende der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) in Gießen haben sich ein Semester lang mit dem Bereich beschäftigt und neun Entwürfe vorgelegt, die jetzt auf der Empore des Besucherzentrums zu sehen sind. Das Spektrum der Ideen ist weit gefächert: Einige Pläne sehen einen fast vollständigen Erhalt des riesigen Gebäudekomplexes vor, andere einen Teilabriss oder einen Rückbau bis auf die denkmalgeschützte Außenmauer aus der NS-Zeit.
Thomas Kreyes, Geschäftsführer von Vogelsang IP, erinnerte an die wechselvolle Geschichte des Komplexes: „Die Nazis hatten an der Stelle von Van Dooren das Haus des Wissens geplant, das 100 Meter hoch und 250 Meter lang werden sollte.“ Außerdem seien noch viele weitere Projekte wie ein riesiges Schwimmbad und zusätzliche Sportanlagen geplant gewesen.
Realisiert wurden aber nur Fundamente und eine Bruchsteinmauer, die von den Belgiern als Grundlage zum Bau eines Kasernengebäudes genommen wurden. Benannt wurde die Kaserne nach dem ersten belgischen Offizier, der im Kampf gegen Nazi-Deutschland gefallen ist.
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Bis 2005 wurde der Komplex zur Unterbringung von Soldaten, als Offizierskasino und für Bürozwecke genutzt. Seitdem wird das Erdgeschoss nach Angaben von Vogelsang IP zum Teil als Lager genutzt. Die befestigte Freifläche vor der ehemaligen Kaserne dient als Parkplatz für Reisebusse.
Auch ein Abriss wurde immer wieder diskutiert
„Nach der Gründung des Nationalparks gab es viele Vorschläge und Diskussionen, was mit Van Dooren geschehen soll“, so Kreyes. In dem Zusammenhang war auch der Abriss immer wieder ein Thema. Der ist aber mittlerweile vom Tisch, wie Prof. Peter Jahnen (HJP Planer Aachen) betonte. Er befasst sich seit 2017 mit dem Komplex und hat eine Planung erarbeitet, die bereits dem Bund für einen Förderantrag vorgelegt wurde.
Der Finanzausschuss des Bundes hatte daraufhin vor knapp sechs Monaten im Rahmen des Förderprogramms „Kulturinvest“ einen Zuschuss von elf Millionen Euro in Aussicht gestellt. Gefördert werden aus dem Etat Baudenkmäler von nationaler Bedeutung.
Man habe von der Gesellschafterversammlung den Auftrag erhalten, erst einmal Gestaltungsideen entwickeln zu lassen, bevor man mit potenziellen Nutzern spreche, sagte Kreyes. „Der Erhalt von Gebäudesubstanz hat heute eine andere Bedeutung als noch vor einigen Jahren“, betonte Jahnen. Das Dach von Van Dooren sei neu, die Gebäudesubstanz in Ordnung. Von daher sei es sinnvoll, neue Nutzungen für das Gebäude zu finden.
„Wir suchen immer Planungsobjekte, an denen man sich reiben kann“, erklärte Professor Nikolaus Zieske von der THM. Van Dooren sei kein typisches Objekt für Bauen im Bestand. Das mache das Projekt aber auch so interessant. Nach einem dreitägigen Workshop vor Ort haben die Studierenden laut Zieske ein Semester lang an ihren Entwürfen gearbeitet.
Raum für mehrere Ausstellungen soll geschaffen werden
Eine der Vorgaben war, bei den Planungen auch Räume für zwei Ausstellungen über die Bauten und Planungen aus der NS-Zeit sowie über die Zeit der belgischen Streitkräfte von 1950 bis 2005 zu integrieren. Auch die aktuelle Nutzung als Internationaler Platz und Nationalpark soll laut Kreyes thematisiert werden. Darüber hinaus haben die Studierenden in Van Dooren verschiedene Nutzungen vorgesehen, von Büros und einer Bibliothek über Ausstellungs- und Veranstaltungsflächen bis hin zu einem Archiv.
Die Frage, ob die Nationalparkverwaltung in den Komplex einziehe, sei noch nicht geklärt, erklärte Kreyes. Das müsse das Land NRW entscheiden. Zuerst einmal müsse ein neuer Leiter für die Nationalparkverwaltung bestimmt werden. „Wir würden uns freuen, wenn es klappt“, so der Vogelsang-Geschäftsführer.
Zuschuss des Bundes deckt 50 Prozent der Projektkosten ab
„Wir haben die Entwürfe analysiert und einige Ideen in unsere Planung einfließen lassen“, sagte Jahnen. Von einem Entwurf habe man mehrere Vorschläge übernommen. „Darin ist zum Beispiel vorgesehen, das Dach zu öffnen und durch Glaselemente die Räume heller und freundlicher zu gestalten“, so Jahnen. Im Gegensatz zu dem Entwurf werde man aber weniger Gebäudefläche zurückbauen und anstelle eines Durchbruchs einen Durchgang durch das Gebäude schaffen. Vorgesehen sei ferner, dass der Lichtpavillon „Gedächtnis der Orte – Ortsgedächtnis“ des Eifelkünstlers Ulrich Wagner von Bonn aus nach Vogelsang zieht.
Mit dem Zuschuss des Bundes sind 50 Prozent der Projektkosten abgedeckt. Der Rest muss nun von den Gesellschaftern, dem Landschaftsverband Rheinland, den Kreisen Euskirchen, Düren und Heinsberg, der Städteregion Aachen, der Stadt Schleiden und der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, oder von anderen Stellen kommen. „Wir sind aktuell in Abstimmungen mit dem Land NRW“, erklärte Kreyes.
Thomas Böll, Geschäftsführer der SPD-Fraktion in der Landschaftsversammlung Rheinland, ist optimistisch: „Das Land wird auch nicht gerne elf Millionen Euro Bundesmittel sausenlassen.“ Er unterstütze das Vorhaben. Dem stimmte Johannes Tuschen, der für die Grünen in der Landschaftsversammlung sitzt, zu. Die Versammlung entscheidet über Grundsatzangelegenheiten und verabschiedet den Haushalt des Landschaftsverbands.
Böll erklärte, er sei schon immer gegen einen Abriss gewesen: „Ich finde es wichtig, wenn die Dimensionen, die das Haus des Wissens haben sollte, den Besuchern vor Augen geführt werden könnten. Jahnen will nun nach einer Möglichkeit suchen, wie das umzusetzen wäre. Jetzt muss aber erst einmal abgewartet werden, wie hoch der Zuschuss aus Düsseldorf ausfällt.