Schleiden – Für Benno Gentili ist es ein „Umweltfrevel“, bei dem „ohne Not ein wunderschönes Biotop zerstört“ worden ist. Die Stadt Schleiden kann dagegen Gentilis Aufregung nicht nachvollziehen. Aus ihrer Sicht wurden eine Gefahrenstelle und in einem Aufwasch auch Umweltsünden beseitigt. Stein des Anstoßes sind drei alte Teiche, die auf dem Grundstück eines Nachbarn oberhalb von Gentilis Haus in der Straße „Holgenbach“ in Schleiden liegen.
Der Holgenbach läuft unter Gentilis Haus in einem Rohr Richtung Tal. Weil sich das Rohr mit der Zeit zugesetzt und der Bach etwas Schlamm auf sein Grundstück gespült hatte, hatte sich Gentili vor einiger Zeit an die Stadt gewandt. „Der Mitarbeiter hat mir dann zuerst erklärt, dass die Stadt gar nicht zuständig sei. Daraufhin habe ich die Untere Wasserbehörde beim Kreis Euskirchen eingeschaltet“, erzählt der Schleidener. Die sei zu dem Ergebnis gekommen, dass sich die Stadt sehr wohl um die Angelegenheit kümmern müsse. Etwas oberhalb von Gentilis Haus liegen direkt am Holgenbach drei alte Teiche, über deren Bedeutung die Meinungen auseinandergehen. Nach Einschätzung von Gentili haben sich die Gewässer mit den Jahren zu richtigen Biotopen entwickelt: „Da hatten sich geschützte Libellenarten, Feuersalamander, Molche, Frösche und Kröten angesiedelt. Auch Wasserrallen und Eisvögel habe ich dort gesehen.“
Man habe schnell sanieren müssen
Frederik Link von der Schleidener Stadtverwaltung sieht das etwas anders: „Das waren uralte Teiche, die verschlammt und verlandet waren, und keine Biotope. Die Teiche führten kaum noch Wasser und der Damm des untersten war schon abgerutscht.“ Der gesamte Bereich sei außerdem so matschig gewesen, dass ein Bagger bis zu den Fenstern eingesackt sei. Um die Arbeiten ausführen zu können, habe man also erst einmal den gesamten Bereich trockenlegen müssen. Gentili habe nämlich nicht erlaubt, dass die Baufahrzeuge über sein Grundstück fahren.
Während der Arbeiten habe man eine Quelle entdeckt, die jemand mit einem Stück Rohr und alten Autoreifen umgeleitet habe. Darauf habe der Unbekannte dann Bleche und Balken gelegt und den Bereich anschließend mit Erde abgedeckt. Das habe man alles wegbaggern müssen, um anschließend einen neuen Einlauf für das Quellwasser anlegen zu können. Der Eigentümer der Teiche habe ohnehin vorgehabt, diese zu verfüllen.
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„Man hätte den Damm ja erneuern und den Schlamm aus den Teichen herausholen können, ohne alles zu zerstören“, hält Gentili dagegen. Das sei nur eine Ausrede der Stadt. „Die Teiche haben bei starkem Regen einiges an Niederschlagswasser aufgenommen. Jetzt kann es schnell abfließen und ins Tal schießen. Das ist auch aus Sicht des Hochwasserschutzes eine Katastrophe.“ Als die beauftragte Firma mit drei Baggern, einem Radlader und einem Lkw angerückt sei, habe er bei der Stadt, bei der Unteren Wasserbehörde und beim Naturschutzbund Deutschland angerufen: „Aber die haben alle nicht reagiert.“ Er sei sogar bereit, dem Nachbarn das Grundstück für das Zehnfache des aktuellen Wertes abzukaufen und dem Nabu zur Verfügung zu stellen. Das Angebot habe er aber bislang nicht seinem Nachbarn, sondern nur dem Nabu unterbreitet.