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Ärger mit der StadtSchleidener Gastronom will auf Terrasse an der Olef nicht verzichten

Lesezeit 4 Minuten
Das Bild zeigt die ganze Terrasse und den Teil, der über die Ufermauer der Olef hinausragt.

Ein Teil der Terrasse ragt über die Ufermauer der Olef hinaus.

Für den Ausbau der Straße „Am Driesch“ in Schleiden zu einer Promenade muss die Terrasse einer Taverne weichen. Der Gastronom ist sauer.

Thomas Balatsouras ist nicht gut auf die Stadt Schleiden zu sprechen. Eine Kundin hatte dem Inhaber der Taverne Samos in Schleiden am Wochenende einen Artikel aus dieser Zeitung mitgebracht. Darin war zu lesen, dass die Außenterrasse seines Restaurants mit knapp 40 Plätzen direkt an der Olef bald abgebaut werden soll. „Ich weiß von nichts. Mit mir hat keiner gesprochen“, sagt Balatsouras im Gespräch mit der Redaktion und kündigt an, dass er sich gegen einen Abbau der Terrasse wehren und die rund 40 Außenplätze nach dem von der Stadt geplanten Umbau der Straße „Am Driesch“ zu einer Promenade wieder in Betrieb nehmen will.

Waldemar Brost, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung und Tiefbau bei der Stadt, erklärt: „Ich habe an drei Gesprächen mit Herrn Balatsouras teilgenommen, wo es auch um die Terrasse ging.“ Dabei sei ihm klargemacht worden, dass die Terrasse nicht bleiben könne.

Stützmauern in Schleiden müssen umfassend saniert werden

Seit 2000 betreibt Balatsouras die Taverne Samos. Vorher hatte er sechs Jahre lang einen Imbissbetrieb in Gemünd. „Wir haben viel mitgemacht, Corona und die Flut überstanden, und sind immer noch hier“, berichtet der Inhaber. Ein Bildband in seinem Restaurant zeigt das Ausmaß der Katastrophe 2021 und den mühevollen Wiederaufbau danach.

Die Sperrung der nur einen Steinwurf entfernten Brücke am Markt habe zu Einbußen beim Umsatz geführt und werde dies bis zur Fertigstellung des Bauwerks auch weiterhin tun: „Wir hatten vorher viel mehr Motorradfahrer als Gäste. Die fahren jetzt vorbei.“

Thomas Balatsouras sitzt an einem Tisch auf der Terrasse.

Thomas Balatsouras will, dass die Terrasse nach dem Umbau der Straße wieder aufgestellt wird.

Im Rahmen des laufenden Neubaus der Brücke muss auch an angrenzenden Stützmauern gearbeitet werden. Die Mauer am Driesch wird neu errichtet. „Dafür muss die Außenterrasse des Restaurants zurückgebaut werden. In der ersten oder zweiten Oktoberwoche soll mit den Arbeiten begonnen“, erklärte Brost. Der Bereich werde zu einer verkehrsberuhigten Promenade ausgebaut. Die Außengastronomie werde bis an die Ufermauer heranrücken, die künftig etwas niedriger sein werde. Das sei mit den Anwohnern besprochen. Mitte 2025 solle die Promenade fertig sein.

Die Standsicherheit der Terrasse wurde nach der Flut überprüft

„Ich habe zwei Jahre gebraucht, ehe ich alle Genehmigungen für die Terrasse hatte“, erzählt Balatsouras. Rund 60 000 Euro habe das 2006 eröffnete Bauwerk gekostet. Nach der Flut sei die Standsicherheit überprüft worden.

„Im vergangenen Jahr kamen dann Waldemar Brost und der Beigeordnete Marcel Wolter in die Taverne und sprachen über Pläne, den Uferbereich zu einer Promenade ausbauen zu wollen“, erzählt der Inhaber der Taverne. Die Terrasse müsse dafür abgebaut und eingelagert werden. „Ich habe schon damals gesagt, dass ich sie nach der Fertigstellung der Promenade wieder aufstellen will“, sagt Balatsouras.

Gastronom will die Industrie- und Handelskammer einschalten

Hellhörig sei er dann geworden, als ihm vor ein paar Wochen der Schleidener Geschäftsmann Elmar Scholzen berichtet habe, dass Bürgermeister Ingo Pfennings bei seinem Stadtrundgang durch Schleiden davon gesprochen habe, dass die Terrasse abgebaut werde. Schließlich habe ihm die Kundin dann den Zeitungsbericht gezeigt.

„Ich werde nicht zulassen, dass die Terrasse abgebaut wird, bevor jemand mit mir gesprochen hat. Ohne die Außensitzplätze kann ich meinem Laden dichtmachen“, hält der Gastronom dagegen. Er werde auch die Industrie- und Handelskammer einschalten. Schließlich habe er ja nach wie vor eine Genehmigung. Er könne auch nicht nachvollziehen, warum seine Terrasse auf der Promenade störe. Wenn die Stadt sie weghaben wolle, müsse sie ihm eine Entschädigung zahlen.

Die Terrasse hängt zu etwa einem Viertel in der Luft.
Waldemar Brost

Balatsouras hat aber noch ein weiteres Problem: „Keiner weiß, wie die Promenade aussehen und wie sie gestaltet wird. Pläne wurden mir noch nicht vorgelegt.“ Deshalb könne er auch nicht sagen, ob die Promenade gepflastert oder geteert werden soll.

„Die Gestaltung der Promenade wird noch mit den Anliegern abgesprochen“, meinte Brost dazu. Die Terrasse müsse abgebaut werden, weil die Stützmauer darunter, auf der das Bauwerk aufliege, beschädigt sei. „Die Terrasse hängt zu etwa einem Viertel in der Luft.“ Für die Kosten des Rückbaus müsse Balatsouras nicht aufkommen.

Die Promenade werde künftig eine nicht mehr so hohe Abgrenzung in Richtung Olef erhalten, um das Erlebnis Wasser zu ermöglichen. Das sei auch eine Verbesserung für die Gastronomiebetriebe. Alles sei auch mit dem Kreis Euskirchen abgestimmt.

Der Terrassenbau auf Flächen der Stadt sei eine Speziallösung gewesen, der der Stadtrat seinerzeit zugestimmt habe. Die Situation heute sei eine völlig andere. „Wenn die Terrasse an der Stelle wieder aufgebaut werden soll, muss zuerst ein Bauantrag gestellt werden“, betont Brost. Und die Mehrkosten müssten dann von der Stadt getragen werden.