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Keine InformationenGeschäftsleute kritisieren Vorgehen der Schleidener Stadtverwaltung

Lesezeit 4 Minuten
Schleidener Geschäftsleute stehen vor der gesperrten Brücke.

Von der Vollsperrung der Brücke am Markt wurden die Schleidener Geschäftsleute überrascht.

Weil die Stadt sie nicht informiert hat, dass die Bauarbeiten an der Brücke am Markt beginnen, sind Geschäftsleute aus Schleiden verärgert.

Viele Geschäftsleute in der Schleidener Innenstadt sind sauer. „Niemand war informiert, dass die Arbeiten an der Brücke am Markt beginnen und sie deshalb für Fußgänger gesperrt wird“, sagte Elmar Scholzen stellvertretend für zahlreiche Mitstreiter, die sich am Mittwoch an der Brücke zu einem Ortstermin eingefunden hatten. Sie sind mit dem Vorgehen der Stadt nicht einverstanden.

Die Stadt räumt ein, dass Anwohner und Geschäftsleute im Vorfeld nicht mehr informiert wurden. Das Datum 2. April sei aber in der Vergangenheit bei Gesprächen mit Anliegern und Gewerbetreibenden als anvisierter Starttermin stets genannt worden, sagten Bürgermeister Ingo Pfennings und der Wiederaufbauleiter Waldemar Brost.

Streit um den Abriss der alten Bogenbrücke in Schleiden

Die Brücke am Markt war seit der Flut im Juli 2021 für den Autoverkehr gesperrt gewesen, weil Prüfungen nach Angaben der Stadt ergeben hatten, dass die Gründung der alten Bogenbrücke bei der Katastrophe vollständig weggespült worden war und sich Setzrisse gebildet hatten. Nur Fußgänger und Radfahrer durften seitdem noch die Brücke nutzen.

Scholzen hatte Zweifel geäußert, dass die Brücke neu gebaut werden muss, die er jetzt noch einmal wiederholte: „Ich habe das Gutachten gelesen. Da stehen Sanierungsvorschläge drin. Von Abriss ist da nicht die Rede.“ Demgegenüber hatte der Bürgermeister darauf verwiesen, dass laut Gutachten die Sperrung und der Neubau der Brücke notwendig seien. Die Brücke sei sogar zweimal untersucht worden und die Schäden seien in der Zwischenzeit größer geworden.

Nach den Osterferien war nun mit den Vorbereitungen für Abriss und Neubau begonnen worden. Dafür wurden der Parkplatz im Burggarten und auch die Kreuzung Am alten Rathaus/Im Burggarten gesperrt. Wer in die Innenstadt will, muss den Umweg über die Treppe an der B 265 und den Klosterplatz machen. Rund 15 Monate wird es nach Angaben der Stadt dauern, bis die neue Brücke, die inklusive der Herstellung zweier Stützmauern mit 1,6 Millionen Euro im Wiederaufbauplan veranschlagt ist, fertig ist.

Kunden konnten nicht auf Sperrung hingewiesen werden

Die Sperrung der Brücke und des Parkplatzes stoßen den Geschäftsleuten bitter auf. „Wir fragen uns, ob die Maßnahmen wirklich nötig sind. Solange die Versorgungsleitungen umgelegt werden, hätte man einen Weg für Fußgänger lassen können“, sagte Scholzen. „Das ist nicht so einfach, weil der genaue Verlauf der Wasserleitung nicht bekannt ist“, hält Brost dagegen. Die Baumaschinen bräuchten Platz zum Arbeiten und Rangieren. „Wenn es überhaupt möglich wäre, einen Fußweg von 1,60 Meter Breite abzusperren, wäre das ein Riesenaufwand für wenige Wochen.“ Die Firma müsse schließlich die Sicherheit gewährleisten.

Die werden im Rathaus erst wach, wenn die ersten Läden schließen.
Franz Knips aus Schleiden

„Weil wir Geschäftsleute nicht informiert wurden, konnten wir auch unsere Kunden nicht im Vorfeld auf die Sperrung hinweisen“, erklärte Tina Mücher von „Tinas Beauty Lounge“. „Nun stehen sie auf der falschen Seite und kommen nicht mehr über die Olef.“

Das ist vor allem für Thomas Jansen, der Standorte auf beiden Seiten der Brücke hat, ein Problem: „Menschen mit Gehbehinderungen können nicht einfach die Treppe am Klosterplatz nutzen und größere Umwege gehen.“ Das gelte auch für ältere Menschen aus der Innenstadt, die beispielsweise zur Apotheke wollten. Jansen hat die Werkstatt seines Sanitätshauses im alten Rathaus und sein Geschäft auf der anderen Seite der Brücke.

Stadt Schleiden sieht keine Alternative zum Parkplatz im Burggarten

Hinzu komme das Parkplatzproblem durch die Sperrung der Stellplätze am Burggarten. „Die Kunden wissen nicht mehr, wo sie parken sollen. Auf dem Klosterplatz, wo das Parken ohnehin zeitlich beschränkt ist, verteilt die Stadt auch noch fleißig Knöllchen“, erzählt Mücher. „Darauf sollte man in Zeiten, in denen die Parkmöglichkeiten so beschränkt sind, als Stadt verzichten“, meinte Scholzen.

„Irgendwo muss die Baustelleneinrichtung gelagert werden. Da auf der Innenstadt-Seite kein Platz ist, blieb nur der Burggarten übrig“, entgegnete der Wiederaufbauleiter. Dass dadurch der Parkdruck insgesamt erhöht worden sei, lasse sich leider nicht verhindern. Peter König monierte, dass die Zufahrten zu zwei seiner Garagen im Burggarten immer wieder von Autos der Baufirma zugeparkt würden. Das will Brost an die Firma weitergeben.

„Seit die Brücke für den Autoverkehr gesperrt wurde, sind die Umsätze um zehn bis 15 Prozent zurückgegangen“, erklärte Bäcker Klemens Friedrichs. Udo Pütz vom Tabakwaren- und Spirituosengeschäft meinte dazu sarkastisch: „Welche Umsätze? Die Kommunikation ist mangelhaft.“ Dabei habe man nach ähnlicher Kritik aus Gemünd versprochen, die Bürger künftig früher zu informieren, so Scholzen.

„Die werden im Rathaus erst wach, wenn die ersten Läden schließen“, meinte Franz Knips, Schleidener Bürger. „Wir fordern, dass die Verwaltung mit den Betroffenen redet und nach anderen Lösungen gesucht wird“, forderte Scholzen.