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Infografik

Grundschule
Im Kreis Euskirchen droht Lehrermangel – Diese Baustellen gibt's in den Kommunen

Lesezeit 7 Minuten
Das Bild zeigt Niilo, wie er auf einem Tablet zeichnet. Vor ihm stehen einige Dinosaurier. 

Liebt Dinosaurier und hat das erste Schuljahr hinter sich: Niilo Hohmann.

Mehr als 2000 i-Dötzchen starten am Donnerstag im Kreis Euskirchen ins Abenteuer Grundschule. Es fehlen Lehrer, aber auch Schulleitungen.

Die Gefühlswelt der neuen Abc-Schützen? Irgendwo zwischen Einhörnern, die mithilfe von Feenstaub sämtlich Ängste vor der Schule mit Glitzer vertreiben, und Dinosauriern und Superhelden, die Respekt vor dem nächsten großen Abenteuer gar nicht kennen und keinerlei Zweifel an der Vorfreude an der Schulzeit aufkommen lassen. Mehr als 2000 i-Dötzchen gehen im Kreis Euskirchen ab Mitte August in die Grundschule.

Wie gut sehen sich die Kommunen bei den Schulen für den Nachwuchs aufgestellt? Wo drückt der Schuh vielleicht etwas mehr? Steht auf dem kommuneninternen Zeugnis „Stets bemüht“ oder doch eher „Eins mit Sternchen“? Und wie beurteilt die Grundschulchefin Bärbel König ihre Schullandschaft mit Blick auf freie Stellen und Lehrermangel Land auf, Land ab? „Von 22 Grundschullehrerstellen konnten bisher zehn nicht besetzt werden“, sagt König auf Anfrage dieser Zeitung.

Kreis Euskirchen: Drei Schulleitungsstellen unbesetzt

Zudem seien drei Schulleitungsstellen unbesetzt: im Grundschulverbund Hellenthal, an der katholischen Grundschule in Kommern sowie an der Veybachschule in Wißkirchen. Für zwei dieser Leitungsstellen liegen König zufolge aber Bewerbungen vor.

Bei den Stellen für Konrektorinnen und Konrektoren gebe es fünf offene Stellen (Paul-Gerhardt-Schule in Euskirchen, Grundschulverbund Hellenthal, Grundschule Großbüllesheim, Grundschule Bad Münstereifel, Katholische Grundschule Arloff). Probleme könnten in den kommenden Jahren durch Lehrermangel und steigende Schülerzahlen entstehen.

Dieser Personalmangel ist in Hellenthal angekommen. „Der Schuh drückt bei der Versorgung mit Lehrkräften. Wir haben einen akuten Personalmangel“, sagt Katharina Mahlstedt von der Gemeinde Hellenthal.

Hellenthal: Gutes Zeugnis für den Schülerbusverkehr

Ein gutes Zeugnis stellt Mahlstedt der Organisation des Schülerbusverkehrs in der Gemeinde aus – immerhin sind ihr zufolge mehr als 60 Orte im Gemeindegebiet abzudecken. „Die Organisation des Schülerverkehrs bei einer Flächengemeinde, wie wir es sind, und zwei Grundschulstandorten ist sehr herausfordernd. Funktioniert aber durch die Zusammenarbeit aller Beteiligter ausgesprochen gut“, berichtet Mahlstedt.

Auch in Schleiden ist im Bereich Schülertransfer viel Abstimmungsarbeit notwendig – nicht nur bei den Grundschulen, wie Bürgermeister Ingo Pfennings berichtet: „Der Einzugsbereich der weiterführenden Schulen in der Stadt Schleiden liegt grob zwischen Blankenheim, Dahlem, Mechernich, Schmidt und Monschau. Die Fahrpläne sind aber sehr gut an die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler angepasst.“

Schleiden: Viele Bauarbeiten an den Schulen nach dem Hochwasser

Aber auch in Schleiden drückt ein wenig der Schuh, wenn auch nicht bedingt durch Lehrermangel. „Aktuell finden hochwasserbedingt noch viele Bauarbeiten an den Schulen statt“, sagt Verwaltungschef Pfennings. Um möglichst wenig Störungen für den Unterricht zu verursachen, sei ein hoher Koordinationsaufwand nötig und die Arbeiten dauerten so natürlich länger, als wenn durchgehend gearbeitet werde.

In Weilerswist wird ebenfalls kräftig gebaut. Dort wird die Grundschule erweitert, sie bekommt einen Neubau. „Wir investieren ständig in eine attraktive Schullandschaft, auch hinsichtlich des 2026 eintretenden Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung“, sagt Weilerswists Bürgermeisterin Anna-Katharina Horst. Schon jetzt habe jedes Kind in Weilerswist einen OGS-Platz sicher.

In Bad Münstereifel wird nicht gebaut. Dies könnte sich jedoch ändern, denn die Politik hat beschlossen, dass eine Machbarkeitsstudie für die sanierungsbedürftige Grundschule im Stadtzentrum erstellt werden soll.

Blankenheim und Weilerswist rüsten sich für den OGS-Rechtsanspruch

Der kommende Rechtsanspruch bei der OGS lässt auch in Blankenheim die Köpfe rauchen. Laut Bürgermeisterin Jennifer Meuren werden in Dollendorf und Blankenheim die Gebäude erweitert – auch, weil die Grundschule in Dollendorf temporär vierzügig wird. „Künftig gibt es an beiden Standorten Pflege-, Auszeit-, Werk- und Musikräume, Mensa und Bibliotheken“, so Meuren: „Die Schule entwickelt die Klassenräume zu Heimaträumen, die ganztägig zur Verfügung stehen.“

Kalls Bürgermeister Hermann-Josef Esser sieht die Schullandschaft in der Gemeinde „gut aufgestellt für die kommenden Jahre“. Es werde eine Vielfalt an Schulformen und –trägern, Bildungsgängen und Abschlüssen angeboten.

Die Mechernicher Verwaltung stellt sich ebenfalls selbst eine gute Note aus, wenn es um die Zukunftsfähigkeit geht. „Wir sind dabei, die Grundschulen zu modernisieren und auf den Rechtsanspruch Ganztag vorzubereiten. Wir sind in einem engen Austausch mit allen Schulleitern und haben ein Architekturbüro beauftragt, ein Raumkonzept für Mechernich, Lückerath und Kommern zu erstellen“, sagt Kati Jakob, Leiterin des Fachbereichs Bildung, Soziales und Tourismus bei der Stadt Mechernich.

Auch die Stadt Zülpich investiert kräftig in die schulische Infrastruktur – ebenfalls mit Blick auf den Offenen Ganztag. An der Chlodwigschule in Zülpich wurden laut Pressesprecher Torsten Beulen für mehr als eine Million Euro ein Anbau errichtet und die OGS-Räume auf Vordermann gebracht. Zudem sei an der Grundschule Wichterich für rund 700.000 Euro ein Trakt für den Ganztagsbetrieb angebaut worden.

Euskirchen: 29 Schüler besuchen nicht ihre Wunschschule

In Euskirchen steigen die Schülerzahlen. Nach Angaben der Verwaltung können im neuen Schuljahr 29 Schüler nicht die gewünschte Schule besuchen. An der Paul-Gerhardt-Schule hat nach Informationen dieser Zeitung ein Elternpaar erfolgreich gegen eine Ablehnung geklagt. An der Weststadtschule werden in diesen Tagen die ersten Container geliefert. Sie geht erstmals dreizügig ins Schuljahr.

In Dahlem freut sich Bürgermeister Jan Lembach über ein Luxusproblem. „Die Schülerzahl nimmt stark zu, erstmalig nach langer Zeit haben wir zum neuen Schuljahr drei Eingangsklassen, dadurch werden die Räume etwas knapper“, sagt er.

In Nettersheim ist Bürgermeister Norbert Crump glücklich: „Wir haben eine volle Auslastung an beiden Standorten. Das macht einen stolz.“ Allerdings sei der bauliche Zustand der Gebäude in Nettersheim und Marmagen eine Herausforderung. „Wir wirbeln wie die Verrückten. Wir investieren in die Grundschulen mehr als drei Millionen Euro. Hinzu kommen die Investitionen in den Kita-Bereich“, so Crump.


WhatsApp-Gruppe der Eltern nervt junge Mutter aus Hollerath

„Also das erste Schuljahr ging definitiv super schnell vorbei“, sagt Sandra Preiser. Ihr Sohn Lion startete vor ziemlich genau einem Jahr auf der Chlodwigschule in Zülpich in das Abenteuer Grundschule. Genau wie Niilo Hohmann aus Weidesheim und der Hollerather Mats Wirtz.

Mit ihrer Einschätzung ist die Zülpicherin nicht allein. Auch Mats' Mutter Britta Franzen berichtet, dass das Schuljahr „viel zu schnell rum war“. Ihr Sohn habe das Abenteuer Schule sehr gut gemeistert, sagt sie. Vor allem die Entwicklung sei beeindruckend. „Als Mats in die Schule gegangen ist, war er noch ein Kindergartenkind. Jetzt ist er ein echter kleiner Junge“, sagt Britta Franzen.

Dass Mats ihr mittlerweile jeden Abend eine Geschichte vorlese, habe sie vor einem Jahr auch nicht erwartet. Auch diese Entwicklung sei beeindruckend, sagt die stolze Mutter, die aber auch Kritik äußert. Aber nicht an ihrem Sohn, der Schule oder gar dem Klassenlehrer. Vielmehr gehe ihr das Verhalten von anderen Eltern auf die Nerven.

Mutter aus Zülpich ist stolz auf ihren Sohn Lion

„Dass sich Eltern an Themen in Whatsapp-Gruppen aufhalten, die die Lehrer schon längst geklärt haben, nervt. Was in der Schule ist, sollen die Lehrer klären und nicht in Sozialen Netzwerken diskutiert werden“, sagt Franzen, die davon nach eigenen Angaben so genervt war, dass sie aus den Eltern-Gruppen ausgetreten ist.

Zurück nach Zülpich: Vor dem Schulstart hatte sich Lion am meisten auf die Pausen und Sport gefreut. „Daran hat sich nichts geändert“, sagt seine Mutter Sandra Preiser lächelnd: „Deutsch ist als ein Lieblingsfach noch hinzugekommen. Das hätte ich vorab nicht gedacht, hätte seine Stärke hier eher bei Mathe gesehen – wie bei mir.“

Und dann ist da noch eine Gemeinsamkeit mit Mats aus der Eifel. „Ich war wirklich beeindruckt, wie schnell Lion lesen gelernt hat. Da saß er beispielsweise am Frühstückstisch und sagte, dass da frische Vollmilch auf der Packung steht. Da ist man schon sehr stolz. Oder als er mir das erste Mal abends etwas vorgelesen hat.“

„Niilo hat sich toll entwickelt“

Ihr Sohn sei „immer sehr gerne zur Schule gegangen“. Sogar die Hausaufgaben habe er immer gerne gemacht. „Wenn auch manchmal etwas zu flott und unsauber geschrieben, das ist aber wohl ein Jungsding“, sagt Sandra Preiser: „Es war insgesamt ein gutes, erfolgreiches Schuljahr. Ich habe hier auf jeden Fall zu keiner Zeit Druck verspürt. Und er ist noch mal ein gutes Stück selbstständiger geworden.“

Und bei Niilo Hohmann? Auch in Weidesheim könnte Mutter Inken Hohmann nicht stolzer sein. Es sei rundum ein schönes und gutes Schuljahr gewesen. Auch wenn Niilo krankheitsbedingt relativ oft gefehlt habe, habe er ein „super Zeugnis“ gehabt. „Niilo hat das alles selbstständig nachgearbeitet“, sagt seine Mutter.

Das Bild zeigt den jungen Zülpicher, wie er vor einem Jahr seinen Schulranzen packt.

Lion Preiser aus Zülpich hat das erste Schuljahr hinter sich gebracht.

Aber nicht nur das ist Mutter Inken in Erinnerung geblieben. „Niilo hat sich toll entwickelt. Er hat viele Freunde, es gibt viele Spieldates. Er meistert die Herausforderungen allesamt toll“, sagt sie.

Obwohl der junge Weidesheimer schon vor dem ersten Schuljahr fließend lesen und schreiben konnte, sei ihm zu keinem Zeitpunkt langweilig im Klassenverbund gewesen. „Niilo ist offener geworden. Das freut mich natürlich“, so Inken Hohmann.

Zu einem seiner Lieblingsfächer habe sich Kunst entwickelt. Aber Niilo, der ein großes Faible für Dinosaurier hat, mag deshalb wenig überraschend auch den Sachunterricht. „Ich freue mich schon auf das kommende Jahr“, so Niilo.