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Starlink, Notstrom und Co.Gemeinde Nettersheim rüstet sich für Katastrophenfälle

Lesezeit 4 Minuten
Bürgermeister Norbert Crump (l.) und Stefan Grieshaber stehen vor drei Garagen am Rathaus der Gemeinde Nettersheim in Zingsheim.

Für die Koordinierungsstelle der Feuerwehr opfert Bürgermeister Norbert Crump (l.), hier mit Stefan Grieshaber, seine Garage.

Mit zahlreichen Maßnahmen bereitet sich Nettersheim auf Katastrophenfälle vor. Der Bürgermeister opfert dafür seine Garage.

Wie war es im Zingsheimer Rathaus doch vordem mit den Garagen im Untergeschoss so bequem. Hier kamen Mülltonnen, Gerätschaften, nicht zuletzt auch der fahrbare Untersatz des Bürgermeisters unter. Doch da bekanntlich nichts von Dauer ist, bleibt auch dies nicht mehr lange erhalten. „Ich habe meine Garage geopfert, damit hier ein Raum für den Krisenstab eingerichtet werden kann“, sagt Bürgermeister Norbert Crump schmunzelnd.

Wenn die Flutkatastrophe die Menschen in der Eifel eines gelehrt hat, dann die Erkenntnis, dass das Undenkbare eben nicht unmöglich ist. Über Tage war in den betroffenen Gebieten der Strom ausgefallen, die Kommunikation ebenso, Geschäfte konnten die Bevölkerung nicht mehr versorgen.

In Krisenzeiten soll nicht alles zusammenbrechen

Mit dem Ukrainekrieg und die damit einhergehende Energiekrise kam eine neue Sorge auf: die vor Versorgungsengpässen und vor einem möglichen Blackout. Am 29. Juli 2022 wurden die Kommunen mit einem Sensibilisierungserlass des Landesinnenministeriums dazu aufgerufen, Maßnahmen einzuleiten, um sich auf das Szenario einer Gasmangellage mit einem Stromausfall von 72 Stunden vorzubereiten. Seitdem sind Kommunen und Kreise unterwegs, um sicherzustellen, dass auch in Krisenzeiten nicht alles zusammenbricht.

Die kritische Infrastruktur muss funktionieren.
Norbert Crump, Bürgermeister

Zwei Bereiche müssen vor allem vorbereitet sein, betont Crump. Zum einen Feuerwehr und Rettungskräfte, zum anderen die Infrastruktur, mit der die Versorgung der Bevölkerung aufrechterhalten wird: „Die kritische Infrastruktur muss funktionieren.“ Dazu gehören vor allem auch Trinkwasserversorgung, Kanalisation und Müllentsorgung, aber auch das Zingsheimer Rathaus. Denn von dort aus soll die eventuelle Krise in der Gemeinde bewältigt werden.

Drei Leuchttürme werden für die Bevölkerung eingerichtet

„Die Software steht, jetzt arbeiten wir an der Hardware“, beschreibt Crump den Status quo. Denn der sechsköpfige Stab für außergewöhnliche Ereignisse (SAE) ist bereits bei der Arbeit. Doch der Ort, an dem er im Ernstfall zusammenkommt, ist noch nicht fertig: die drei Garagen, die zu einem Multifunktionsraum umgebaut werden. Hier wird auch die Koordinierungsstelle der Feuerwehr (Kost) ihre neue Heimat finden.

Alte und neue Stromleitungen im Rathaus in Zingsheim.

Auch für die Einspeisung der Notstromversorgung muss die Technik im Rathaus saniert werden.

So wird das Rathaus auch einer der Leuchttürme, eine Anlaufstelle, bei denen Menschen im Ernstfall nicht nur Kontakt und Hilfe bekommen, sondern auch Wärme. „Auch, wenn der Strom ausfällt, weil zum Beispiel ein Traktor in einen Strommast fährt, sollen die Bürger wissen, dass sie auf jeden Fall im Rathaus Informationen bekommen“, sagt Crump. Zwei weitere Leuchttürme sind für das Gemeindegebiet geplant: das Feuerwehrgerätehaus in Tondorf und das Schulzentrum in Nettersheim.

In jedem Ort der Gemeinde wird es Ansprechpartner geben

In den anderen Orten sollen die Feuerwehrgerätehäuser als Notanlaufstellen dienen, wo eine Person mit einem Funkgerät bereitsteht für den Fall, dass etwa die Notrufnummern ausfallen. Dafür werden sämtliche Gerätehäuser mit einer Notstromversorgung ausgerüstet. „In den Dörfern, in denen kein Gerätehaus steht, wird ein Feuerwehrfahrzeug bereitstehen“, verspricht der Bürgermeister. Alle Löschgruppen seien mit Mannschaftstransportwagen ausgerüstet, so dass es genug Fahrzeuge gebe, die dafür zur Verfügung stehen können.

Sichergestellt werden muss auch die Versorgung der Einsatzfahrzeuge mit Treibstoff. Eine Tankmöglichkeit gibt es auf dem Bauhof, eine zweite wird am   Rathaus aufgestellt. Außerdem soll eine Zapfsäule der Tankstelle in Engelgau für diesen Zweck mit einer Notstromversorgung versehen werden.

Die Technik im Zingsheimer Rathaus bereitet noch Probleme

Da der zentrale Server der Gemeinde baulich nicht geschützt werden kann, soll er zur Kommunalen Datenverarbeitungszentrale (kdvz) nach Frechen ausgegliedert werden. Als kritisch habe sich während der Hochwasserkatastrophe die Kommunikation erwiesen, da auch die Mobilfunknetze zusammengebrochen waren. Um dagegen gerüstet zu sein, hat der Kreis Euskirchen für alle Kommunen je ein Starlink-System beschafft, über das satellitengestützt Internet und Telefonie sichergestellt werden können. Doch Nettersheim will mehr. „Wir beschaffen noch drei weitere, so dass jeder Löschzug über Starlink erreichbar sein wird“, so Crump.

Auch wenn die Grundlagen stehen, die Technik wehrt sich noch. So steht zwar der Anschluss, mit dem ein Notstromaggregat an das   Zingsheimer Rathaus angeschlossen werden kann. Doch die Haustechnik, die zur Zeit saniert wird, weigert sich bislang, mit dem Gerät zusammenzuarbeiten. „Das Problem werden wir aber auch lösen“, verspricht der Allgemeine Vertreter Stefan Grieshaber, der für die Umsetzung der Maßnahmen verantwortlich ist.

Notstromaggregate für alle Feuerwehrgerätehäuser, für die Pumpstationen der Wasserversorgung, der Umbau des Rathauses und der anderen Leuchttürme ist nicht billig. Die genauen Kosten sind noch nicht ermittelt. Aber: „Die sind massiv“, sagt Crump. Bisher sei keine Förderung vorgesehen – doch darauf hoffen die Nettersheimer noch.