Eifelhöhen-Klinik schließtDutzende Mitarbeiter brachen in Tränen aus
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Die Eifelhöhen-Klinik schließt - zahlreiche Mitarbeiter stehen plötzlich ohne Arbeit da.
Als die Nachricht kam, konnten es viele Kollegen nicht glauben. Auch Tränen sind geflossen.
Für Betriebsratvorsitzenden Mike Milz ist der Schuldige schnell ausgemacht.
Nettersheim-Marmagen – „Die Eröffnung habe ich hier mitgemacht. Und jetzt das.“ Rita Schmitz versagt die Stimme. Sie bricht in Tränen aus und flüchtet aus der Rezeption der Eifelhöhen-Klinik Marmagen in einen Nebenraum. Dort wird sie vom Betriebsratsvorsitzenden Mike Milz tröstend in den Arm genommen. Rita Schmitz hat bereits 1975 in der Klinik angefangen zu arbeiten. Jetzt, nach 45 Jahren, ist sie Minijobberin und hilft, wo sie kann. Das Schicksal der Eifelhöhen-Klinik geht ihr nahe, unglaublich nahe.
„Vor die Wand gefahren“
Wie Rita Schmitz ergeht es auch ihrer Kollegin am Empfang der Klinik. Die Mitarbeiterin, die namentlich nicht in Erscheinung treten möchte, ist nach eigenen Angaben schon seit 40 Jahren in der Klinik beschäftigt. Sie hat dort schon als Schülerin gejobbt und erlebt jetzt, wie die Klinik „vor die Wand gefahren“ wurde.
So jedenfalls drückt es Milz aus. Der 53-Jährige wohnt in Marmagen mit Blick auf den Klinikbau und fühlt in sich „einfach nur eine große Leere, eine unendlich große Leere“, wie er es ausdrückt. Sein Stellvertreter Karl-Heinz Laschitzki ist vier Jahre älter. Er sieht für sich kaum noch eine Perspektive auf dem Arbeitsmarkt. In den vergangenen Monaten habe man einfach keine Zeit gehabt, sich um sich selbst zu kümmern. Laschitzki beschreibt sein Gefühl von der Nachricht, dass die Klinik schließt, als „irgendwie auch eine gewisse Erleichterung, dass es jetzt vorbei ist. Dass wir jetzt endlich Gewissheit haben.“
Am Dienstagnachmittag haben die Mitarbeiter der Eifelhöhen-Klinik nach einer monatelangen Hängepartie die Nachricht erhalten, dass die Klinik geschlossen wird, dass die 226 Mitarbeiter zum Ende Februar gekündigt werden. Vor wenigen Monaten waren es noch 80 mehr, sagt Milz. Viele hätten sich schon einen neuen Job gesucht, viele andere seien nun auf der Suche. Renate Krumpen ist Sekretärin in der Neurologie. Sie geht sowieso nach mehr als 30-jähriger Tätigkeit in der Klinik zum 30. März in die Rente. Trotzdem geht ihr das Schicksal der Einrichtung nahe. Die Schmidtheimerin hatte sich vorgestellt, nach ihrem Renteneintritt noch ein paar Stunden monatlich als Minijobberin in der Klinik zu arbeiten, bis die Stelle neu besetzt und die Nachfolgerin eingearbeitet sein würde. „Das wird wohl nichts mehr“, sagt Krumpen. Sie schildert, dass in der Betriebsversammlung Dutzende Mitarbeiter in Tränen ausgebrochen seien. Dass sich bei anderen aber auch Erleichterung darüber breit gemacht habe, dass man nun endlich – wenn auch traurige – Gewissheit habe.
Trotz des Schocks, den die Nachricht für die Belegschaft bedeutete, so Milz, seien am Mittwochmorgen alle zu ihren Schichten gekommen: Keiner habe sich krank gemeldet.
Renate Krumpen erzählt, dass sie „eine unglaubliche Wut auf die Geschäftsführung habe. Und dass sie die Nachricht am Dienstag erst einmal nur aufgenommen und abgespeichert habe. „Mitten in der Nacht bin ich dann aufgewacht, habe begriffen, was uns da gesagt wurde, und habe erst einmal losgeheult“, sagt die Sekretärin, die früher einmal auch im Fahrdienst der Klinik tätig war.
Milz: Misere liegt bei der Geschäftsführung
Für den Betriebsratsvorsitzenden Mike Milz ist die Verantwortung für die Misere klar bei der Geschäftsführung zu sehen. Immer wieder habe die Mitarbeitervertretung auf die Misere aufmerksam gemacht, immer wieder habe man Verbesserungsvorschläge eingereicht. Doch nichts sei umgesetzt worden.
Das Personal sei weder aufgestockt noch den Erfordernissen angepasst worden, sagt auch Karl-Heinz Laschitzki. So seien beispielsweise wichtige Ärzte gegangen, deren Fachgebiete einfach nicht neu besetzt worden seien. So habe man ganze Geschäftsfelder liegen gelassen. „Dabei hatten wir von der Rentenversicherung die Konzession für alle Reha-Bereiche“, so Laschitzki. Vor dem Hintergrund des Mangels an Pflegepersonal habe die Geschäftsführung versäumt, weniger pflegeintensive Bereiche wie etwa das weite Feld der Psychosomatik zu akquirieren. „Ich hätte mir auch vom Ärztlichen Direktor gewünscht, dass er ein Augenmerk auf die Pflegesituation hat“, fügte Mike Milz an.