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Politiker mit Pfeifkonzert empfangenDemonstration gegen „Flächenfraß“ in Mechernich

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Mehr als 50 Teilnehmer kamen am Dienstag zur Kundgebung, um einen nachhaltigen Umgang mit der Natur einzufordern.

Mechernich – Ein solches Empfangskomitee erleben die Mechernicher Politiker auch nicht vor jeder Sitzung. Als die Mitglieder des Stadtentwicklungsausschusses am Dienstagnachmittag zum Rathaus kamen, wurden sie mit einem lautstarken Konzert mit Trillerpfeifen und einer Trommel begrüßt.

Mehr als 50 Bürger hatten sich auf dem Platz vor dem Rathaus versammelt, um gegen den Flächenverbrauch und die Bodenversiegelung im Stadtgebiet Mechernich zu demonstrieren. Auf Plakaten zeigten sie unter anderem Fotos oder Planskizzen, die mit Kommentaren wie „Erdrückender Alptraum in bester Lage“ oder „Flächenfraß im Eiltempo auf Kosten von Grün- und Erholungsflächen“ versehen waren. Gefordert werden stattdessen eine „Bebauung mit Maß und Ziel“ und ein „maßvoller Umgang mit unserer Natur“. Auch das war auf den Plakaten der Demonstranten zu lesen.

Nabu hatte zu den Protesten aufgerufen

Der Naturschutzbund (Nabu) im Kreis Euskirchen hatte zu den Protesten aufgerufen. „Seit langem schon versiegeln und überbauen die regierenden Politiker der Stadt, mit traurigem Vorbild für den Kreis Euskirchen, ungebremst Flächen“, heißt es in einer Mitteilung des Nabu. Wichtige Flächen für die Nahrungsmittelerzeugung und den Erhalt der Artenvielfalt würden zerstört.

Nachhaltigkeit im Umgang mit den Flächen mahnt auch Peter Berthold, Sprecher des Nabu-Arbeitskreises „Natürlich.Mechernich“, an. Die Baupolitik, die vor allem die Errichtung von Einfamilienhäusern vorsieht, sei das nicht. Stattdessen sollten deutlich mehr Mehrfamilienhäuser gebaut werden. Freie Flächen sollten zudem nicht für die Einrichtung weiterer Industriegebiete genutzt werden – nach Ansicht des Arbeitskreises gibt es genügend Leerstände, die genutzt werden könnten.

Umfassendere Beteiligung der Bürger gefordert

Insgesamt forderten die Demonstranten eine umfassendere Beteiligung der Bürger an den Entscheidungen darüber, was und wie in der Stadt gebaut werden soll. Denn, so Berthold: „Sind Schäden an der Natur einmal angerichtet, sind sie nicht rückgängig zu machen.“ Die gleichen Sorgen treiben auch Angelika Bitter-Göbel um, die aus Kommern-Süd zur Demo gekommen war: „Es tut mir im Herzen weh, wenn ich sehe, wie viel gebaut wird.“

Nachdem die Demonstranten von Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick jeweils mit Handschlag begrüßt worden waren, setzten die meisten die Demo fort. Einige aus der Gruppe gingen in den Ratssaal, um die Sitzung des Ausschusses zu verfolgen. Unter anderem standen darin die Antwort der Stadt auf Fragen des Nabu zum Thema Flächenverbrauch und ein Antrag der SPD zum Thema Ausweisung von bezahlbarem Wohnraum auf der Tagesordnung.