21 Kandidaten sind im Kreis Euskirchen im Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ angetreten. Nun wurden die Sieger gekürt.
„Unser Dorf hat Zukunft“Zwei Dörfer vertreten den Kreis Euskirchen im Landeswettbewerb
So etwas wie ein Festival der Lebenskultur auf dem Land ist der Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“, der einst als „Unser Dorf soll schöner werden“ ins Leben gerufen wurde. Doch Schönheit ist nicht mehr das Hauptkriterium in Zeiten, in denen Infrastrukturschwäche, Landärztemangel und ähnliche Probleme in den ländlichen Regionen das Leben schwer machen.
Und so richteten die Juroren auch im Euskirchener Kreiswettbewerb ihren Fokus auf andere Merkmale als nur auf das blank geputzte Äußere. 21 Bewerber erhielten im Kursaal in Gemünd ihre Auszeichnungen in Gold, Silber und Bronze. Gewonnen haben dieses Mal gleich zwei Dörfer im Kreis: Marmagen und die Dorfgemeinschaft Bürvenich/Eppenich wurden mit Gold dekoriert.
Wie groß der Wandel der Schwerpunkte ist, machte Dr. Petra Bloom, Geschäftsführerin des Landesverbandes der Gartenbauvereine, deutlich. Passend zum Thema, denn die Preisverleihung fand im Rahmen der Herbsttagung des Kreisverbandes der Gartenbau- und Verschönerungsvereine statt, da der Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ einst vom Deutschen Gartenbauverein ins Leben gerufen wurde. „Klimafitte Pflanzen für ein grünes Dorf“ hatte Bloom ihren Beitrag betitelt, der einen deutlichen Paradigmenwechsel im Gartenbau deutlich machte. Nicht mehr der englische Rasen und das makellos geharkte Beet seien das Optimum, sondern Vielfalt und möglichst viele Naturinseln.
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„Mehr Unordnung“ ist gut für die Biodiversität und spart Geld
„Unbedeckter Boden kennzeichnet immer Extremstandorte wie Wüsten oder Felsen“, betonte Bloom. So sollten auch ruhig Gras oder Unkräuter in Mauern oder Fugen wachsen dürfen, empfahl sie. „Lieber in einen Häcksler investieren als in einen Laubbläser“, sagte sie. Diese würden nämlich nicht nur das Laub wegpusten, sondern auch Insekten oder andere Lebewesen. „Mehr Unordnung wagen“, empfahl sie auch den Städten und Gemeinden. Das sei nicht nur gut für die Biodiversität, sondern spare auch Geld. Es solle Vielfalt gepflanzt werden, denn heimische Wildpflanzen, Blumenwiesen, Bäume oder Hecken seien wichtig für das Klima und die Artenvielfalt.
So erhielten die Vertreter der ausgezeichneten Dörfer auch keinen Zierblumenstrauß, sondern einen Pflanzengutschein – mit dem sie sich gleich für den nächsten Wettbewerb versorgen können.
„Ein Dorf hat vor Jahren angefangen, Bäume und Hecken anzupflanzen und damit eine große Entwicklung geschaffen“, sagte Clas Kohlheyer, Mitglied der Bewertungskommission, über seine Eindrücke. Das werde er in seinem eigenen Wohnort auch anregen. Auch wenn er ebenso keine Ortsnamen nennt, berichtete Johannes Mertens, seit 2017 Mitglied der Kommission, dass es durchaus sinnvoll sein könne, genau hinzuhören, wenn die Kommission zu Gast sei: „Manche Bewerber haben die Tipps, die wir in den letzten Jahren gegeben haben, beherzigt und erkennbare Entwicklungsschritte gemacht.“
Urkunden, Geld und Gutscheine für die Siegerdörfer im Kreis Euskirchen
Spannend wurde es zum Finale des diesjährigen Wettbewerbs für die 21 Bewerber, als Landrat Markus Ramers und Karl-Heinz Daniels vom Vorstandsbüro der Kreissparkasse Euskirchen zu den verschlossenen Umschlägen griffen. Neben den Urkunden konnten sich die Vertreter der Orte eben auch über einen Geldpreis und einen Pflanzengutschein freuen. Als Golddorf wurden die Dorfgemeinschaft Bürvenich/Eppenich und Marmagen prämiert.
Zwölf Vereine gibt es in dem Doppeldorf Bürvenich/Eppenich, die untereinander gut vernetzt seien und Hand in Hand arbeiten, um Projekte zu realisieren, so die Kommission. So wurde durch die Initiative von ortsansässigen Firmen, Vereinen und Privatleuten ein Dorfgemeinschaftshaus errichtet. Gemeinsam werden Projekte initiiert und umgesetzt, die das Miteinander stärken.
Herausforderung durch die Flüchtlingsunterkunft gestellt
In Marmagen hob die Kommission besonders hervor, wie die Dorfgemeinschaft sich der Herausforderung durch die Geflüchtetenunterkunft gestellt habe. Gemeinsam sei aktiv nach Lösungen gesucht worden. Das Ergebnis sei ein gutes Miteinander, das nicht nur die neuen Bewohner einbeziehe, sondern auch die Dorfgemeinschaft bereichere.
Die Reaktionen der Sieger fielen höchst unterschiedlich aus: Während Marmagens Ortsvorsteher Bernd Maus gestand, dass einiges für eine Feier vorbereitet worden sei, herrschte bei Bürvenich/Eppenich Überraschung. Doch das Statement der Vertreter der beiden Golddörfer war deckungsgleich: „Für den Landeswettbewerb legen wir noch eine Schippe drauf“, kündigten sie unabhängig voneinander an.
Die Sieger
21 Bewerber hatten am Kreiswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ teilgenommen und wurden nun ausgezeichnet. Dazu gehörten Geldpreise von 1000 Euro für Gold, 600 Euro für Silber und 300 Euro für Bronze.
Gold erhielten Bürvenich/Eppenich und Marmagen. Silber geht nach Buir, Frohngau, Kallmuth, Nettersheim, Roderath, Scheven, Sieberath, an die Dörfergemeinschaft Thürne, Tondorf und Zingsheim. Mit Bronze wurden dekoriert Bouderath, Engelgau, Holzmülheim, Krekel, Pesch, Schwerfen, Sinzenich, Wallenthal und Zehnstelle.
Zwei Sonderpreise, dotiert mit je 200 Euro, wurden ebenfalls von der Kommission vergeben. Zingsheim wurde für das Katastrophenschutzkonzept ausgezeichnet, das unter Einbeziehung von Gemeinde und Feuerwehr erarbeitet worden ist. Die Dörfergemeinschaft Thürne, bestehend aus Eichen, Houverath, Lanzerath, Limbach, Maulbach, Scheuren und Wald, erhielt den Preis, da es gelungen sei, aus den sieben Dörfern eine Gemeinschaft zu formen: Jedes Dorf sei Teil eines Ganzen, bewahre aber zugleich seine Identität.
Im Nachbarkreis Düren wurde der Wettbewerb ebenfalls durchgeführt. Hier wurden mit Blens und Vlatten gleich zwei Dörfer aus dem Stadtgebiet Heimbach ausgezeichnet. Die meisten Punkte vergab die Bewertungskommission an Vlatten, so dass dieser Ort den Kreis Düren beim Landeswettbewerb 2025 vertreten wird.