Mehr als 200 Einsatzkräfte stellten sich bei Katastrophenschutzübung in Arloff einem realistischen Szenario mit zahlreichen Darstellern.
KatastrophenschutzübungDie Schreie im Arloffer Hammerwerk klangen wie echt
Bei einem Blick in das in Arloff gelegene Hammerwerk Erft lief am Samstag so manchem Beobachter ein kalter Schauer über den Rücken. Selbst das Wissen, dass es sich bei den dargestellten Szenen nur um einen Übungseinsatz handelte, konnte ein ungutes Gefühl in der Magengegend nicht verhindern. Zu realistisch wirkten die Hilfeschreie, die durch den dichten Rauch aus dem Fabrikgelände drangen. Sie stammten von Jugendlichen, die die verletzten Personen eines zuvor erfolgten Unfalles darstellten.
„In unserem Szenario war eine Schulklasse in dem Werk zu Besuch, als im Innenraum eine Verpuffung stattgefunden hat“, erklärte Martin Fehrmann, Leiter der Abteilung Gefahrenabwehr des Kreises Euskirchen: „In der Vergangenheit haben wir bei Krankenhausbränden oder Busunfällen auf der Autobahn immer wieder festgestellt, dass realitätsnahe Übungen für die Rettungskräfte sehr wichtig sind, um selbst in Ausnahmefällen die Übersicht behalten zu können.“
Hammerwerk in Arloff: Verletzungen realistisch, Hilfeschreie authentisch
Routine für sich wiederholende Handgriffe zu entwickeln, sei dabei von entscheidender Bedeutung. Im Vorfeld der Übung hatten sich Landrat Markus Ramers und weitere Vertreter des Kreises in Euskirchen über die Einsatzmöglichkeiten der eingebundenen Organisationen informiert. Von der Dekontamination nach dem Kontakt mit Strahlung oder anderen Schadstoffen bis hin zur Erstbehandlung und der anschließenden Überführung an die umliegenden Krankenhäuser präsentierte Martin Fehrmann einen Rundgang durch die einzelnen Stationen.
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„Das Material und die Fahrzeuge werden vom Land NRW zur Verfügung gestellt, die Ausbildung der Einsatzkräfte an den Geräten obliegt aber dem Kreis.“ Dies sei in den vergangenen Tagen vor der Übung mit Lehrgangsteilnehmern aus ganz Deutschland geschehen.
Wie wichtig eine solche Ausbildung im Ernstfall sei, zeige sich auch an den zahlreichen Kleinigkeiten, die im Umgang mit dem Gerät zu beachten seien, betonte Andreas Reitz von der Euskirchener Feuerwehr: „Das Wasser, das bei der Dusche zur Dekontamination zum Einsatz kommt, darf niemals wärmer als 30 Grad sein. Das mindert zwar den Wohlfühlfaktor, bei höheren Temperaturen würden sich jedoch Poren in der Haut öffnen, durch die die Gefahrenstoffe eindringen können.“
Katastrophenschutzübung: 24 Jugendliche bilden Verletztentruppe
Nach dieser Theoriestunde konnten sich die Verantwortlichen des Kreises ein Bild davon machen, wie der Einsatz im Ernstfall aussehen könnte. Überall auf dem Gelände des Hammerwerkes hatten sich junge Hobbyschauspieler verteilt, die insgesamt rund 200 beteiligten Hilfskräfte mussten sie retten.
Ob eingeklemmt unter einem schweren Metallpfeiler oder nach einem Sturz aus drei Metern Höhe bewusstlos am Grund eines Schachts liegend, folgten alle Mimen einem zuvor genau durchgeplanten Skript. „Ich spiele einen Feuerwehrmann, der vor allen anderen hier angekommen ist und die Leute retten wollte. Dabei hat er sich dann aber selbst verletzt“, berichtete Maren, die gemeinsam mit Freundin Mariann zu der 24-köpfigen „Verletztentruppe“ zählte.
Auf einem Zettel, den jeder Mime bei sich trägt, konnten die Hilfstruppen die schwere der Verletzung und somit die Art der Behandlung ablesen und entsprechend reagieren. Dank abgetrennter Fingerattrappen, geschminkter Brandwunden und aufgeklebter Metallrohre, die aus Oberschenkeln ragten, spiegelte sich die Verletzung jedoch meist schon an der realistischen Unfallschminke wider. Ein Anblick, der besonders mit den tief in ihren Rollen steckenden Jungen und Mädchen erschreckend echt wirkte. „Auch daran wird man sich gewöhnen müssen, wenn man wirklich bei der Feuerwehr bleiben will“, berichtete Daniel von der Jugendfeuerwehr Nettersheim.
Von den ersten anrückenden Einsatzkräften, die sich zunächst zur besseren Koordination einen Überblick über die Sachlage verschafften, bis zu den Ersthelfern und Technikern mit schwerem Schneidegerät sorgten alle Beteiligten trotz lockerem Übungscharakter für einen realitätsnahem Einsatzablauf.
„Wo die Verwundeten liegen oder was ihnen genau zugestoßen ist, müssen die Einsatzkräfte im Laufe der Übung selbst herausfinden, das wissen sie zu Beginn nicht“, erklärte Martin Fehrmann: „Auch das gehört dazu, die bestmögliche Vorbereitung für einen Ernstfall zu erzielen und auf den hier gelernten Strukturen aufbauen zu können.“