Der Naturschutzbund Euskirchen hatte die Umweltministerin Ursula Heinen-Esser zu einem Freilufttermin in die Eifel eingeladen.
Thema waren unter anderem der geplante Windpark Dahlem IV, dessen Bau im Sommer 2017 unterbrochen wurde.
Wir haben die Ministerin bei der Besichtigung der Eifel begleitet.
Kreis Euskirchen. – Es gibt keine Statistik darüber, wie viele Minister bisher das Vergnügen hatten, am Ortsrand von Giescheid zu stehen und ihren Blick über die Eifel schweifen zu lassen. Für die nordrhein-westfälische Umweltministerin Ursula Heinen-Esser war es jedenfalls das erste Mal. Und dabei ging es auch nicht um ein romantisches Schwelgen in landschaftlicher Schönheit, sondern vielmehr darum, einen Überblick über die Probleme zu gewinnen, die sich im Konfliktfeld zwischen Klimawandel und Biodiversität entwickeln.
Eingeladen zu dem Freilufttermin auf den Eifeler Höhen hatte der Nabu-Kreisverband Euskirchen. Den Naturschützern war es wichtig, der Ministerin in natura den Höhenrücken zu zeigen, über den die alten Wanderwege der Waldtiere in Ost-West-Richtung verlaufen (siehe Infobox). Vom Giescheider Ortsrand aus waren nicht nur die Waldgebiete zu sehen, die sich von den Ardennen bis in das Blankenheimer Gemeindegebiet ziehen, sondern auch die Waldstücke, die entlang der deutsch-belgischen Grenze eine Verbindung zum Nationalpark bilden.
Konzept des Biotopverbunds Thema war des Besuchs
Gut zu sehen war dabei auch eines der in der Region intensiv diskutierten Themen. Nämlich der Konflikt, in dem Windräder immer wieder mit der heimischen Tierwelt stehen. Fleißig drehten sich die Rotoren der Windkraftanlagen, während dicht um sie herum Greifvögel über den frisch gemähten Wiesen kreisten.
Doch die eigentliche Thematik, um die es beim Besuch der Ministerin gehen sollte, war das Konzept des europaweiten Biotopverbunds, das vor zehn Jahren vom Bundeskabinett verabschiedet worden ist. Umgesetzt worden sei es allerdings bisher nicht, so Claudia Rapp-Lange, Sprecherin des Kreisverbands. Neue Aktualität gewinnt die Thematik durch die Windparks Dahlem I bis III und Dahlem IV, mit dessen Bau begonnen wurde und für den seit Sommer 2017 ein Baustopp gilt. Nach Darstellung des Nabu befinden sie sich genau in der Achse, auf der auch die Wanderwege vieler Tierarten sind.
Gemeinsam mit Dr. Christoph Leifer, Leiter ihres Ministerbüros und verantwortlich für EU-übergreifende Naturschutzprojekte, war Heinen-Esser in die Eifel gekommen. Im Grenzhof Breuer in Udenbreth verfolgte sie die Erläuterungen von Rapp-Lange und Martina Handke-Kociok über die Bedeutung des von der belgischen Grenze bis in die Rohrer Kalkmulde reichenden Biotopstrangs.
Windpark Dahlem IV in der Kritik
Dabei vergaß Rapp-Lange auch nicht an die Fällung des Baumes in der Umgebung des im Bau befindlichen Windparks Dahlem IV zu erinnern, auf dem ein Rotmilanhorst gewesen sei. Dieser Windpark zerschneide eine besonders schmale Stelle des bislang verbliebenen Biotopstranges.
Der Biotopverbund
Seit dem Jahr 2002 ist der Biotopverbund im Bundesnaturschutzgesetz verankert. Der vom Nabu nun in die Diskussion gebrachte Korridor zieht sich von der deutsch-belgischen Grenze bei Losheimergraben als zusammenhängendes Waldstück bis an die A1, wo die Wildbrücke die Verbindung zur Rohrer Kalkmulde darstellt. Dort seien, so der Nabu, die Wanderwege der Wildtiere, die seit Jahrtausenden genutzt würden. Besonders wichtig sei er, da er einer der wenigen Wanderwege sei, der in Ost-West-Richtung verlaufe.
„Diese Wege sind genetisch festgelegt, die können nicht einfach verlegt werden“, betonte Claudia Rapp-Lange. Als Problemstelle sprach sie die B258 an, die den Korridor zwischen Krekel und dem Wald zerschneidet: „Hier würden wir uns einen Wildkatzentunnel wünschen.“
„Das ist das grüne Herz Europas“, ergänzte Ralf Wilke vom Nabu. Es müsse verhindert werden, die Wanderwege zwischen den Biotopen zu zerschneiden und dadurch Insellagen zu schaffen. „Wir haben die einmalige Chance, bis zum Truppenübungsplatz Elsenborn und Nationalpark Eifel einen großen Naturraumcluster zu schaffen“, so Wilke. (sev)
Naturschützer, betroffene Anwohner und Windkraftgegner waren bei dem nichtöffentlichen Termin genauso anwesend wie Dr. Ralf Nolten, Landtagsabgeordneter und Mitglied des NRW-Umweltausschusses, sowie und Hellenthals Bürgermeister Rudolf Westerburg.
Umweltministerin gab keine konkreten Antworten
Durchaus positiv reagierte die Ministerin auf die Ausführungen. Konkret wurde sie jedoch nicht. „Das ist ein laufendes Verfahren, da kann ich mich nicht einmischen“, sagte sie in Bezug auf den Windpark Dahlem IV. Es handele sich dabei um den Zielkonflikt zwischen den Erneuerbaren Energien, die im Zuge der Energiewende wichtig seien, und der Biodiversität. „Man wird diesen Konflikt auflösen müssen“, sagte sie. Notwendig sei ein Mediationsverfahren in Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsministerium.
Den Hinweis der Naturschützer, dass der Biotopverbund in einem länderübergreifenden Kontext stehe, nahm sie freudig auf. Es sei möglich, mit den belgischen Nachbarn den Biotopverbund zu einem europaweiten Projekt auszubauen, sagte sie. „Das ist ein schönes Thema für eine Konferenz“, kündigte sie an. Es müsse aufgepasst werden, dass Biodiversitätsfragen nicht unter die Räder kämen. „Biodiversität ist die kleine Schwester des Klimawandels“, sagte sie.