Kreis Euskirchen – Grasweiden durchsetzt von Wasserflächen und Lehmpfützen, dazwischen die weitläufige Hofanlage mit den Klinkerbauten und ringsherum Felder und Feuchtwiesen – das Haus Bollheim in Oberelvenich ist ein wahres Paradies für Schwalben. Deshalb wurde es jetzt auch zusammen mit 34 weiteren Häusern und Höfen vom Naturschutzbund (Nabu) als besonders schwalbenfreundlich ausgezeichnet.
„Natürlich gehören Schwalben auf Bollheim einfach dazu. Dass sie aber in so einer großen Zahl hier leben, hat sicherlich auch etwas mit unserer vielseitigen Wirtschaftsweise zu tun“, ist auf der Webseite des Hofs zu lesen. Durch die abwechslungsreiche Landschaft, in die der Demeter-Betrieb eingebettet ist, finden nicht nur Schwalben alles, was sie für Nestbau und Jungvogel-Aufzucht benötigen.
Auszeichnung auch für Privatpersonen
Auch andere Singvögel, Eulen, Greifvögel und weitere Tierarten haben hier ideale Lebensbedingungen, wie der Nabu in einer Pressemeldung mitteilt. „Die Schwalbenkundler Günter Lessenich und Uwe Wedegärtner vom Nabu Euskirchen hatten nur wenige Ratschläge, die sie für Verbesserungen anbringen konnten“, heißt es in der Pressemeldung weiter: „Der Hof ist geradezu ein Paradebeispiel für die Integration von Landwirtschaft und Naturschutz.“
Doch auch viele Privatpersonen konnten sich in diesem Jahr über die Auszeichnung freuen. Familie Sistig aus Lessenich durfte ebenfalls einen Preis entgegennehmen. Fünf Schwalbenpaare nisten seit mehreren Jahren bei Sabine Sistig. „Wenn nicht die Spatzen schneller sind und sich in die Nester setzen“, wie sie sagt. Vier Naturnester und „ein halbes auf der Hausrückseite“ gibt es auf ihrem Grundstück. Bald schon will sie mit künstlichen Nestern aufstocken. Dort kommen ihr zufolge auch andere Vogelarten nicht so leicht hinein: „Die Spatzen vergrößern sich die Einschlupflöcher in den Naturnestern, bei den künstlichen ist das nicht möglich. Schwalben sind schlanker, die passen gerade noch hindurch.“
Kröten und Insekten
Aber auch andere Tierarten haben es der Preisträgerin angetan: Neben der Betreuung von Krötenwanderungen fördert sie in ihrem naturnahen Garten mit Blühwiese das Insektenvorkommen. „Das freut auch die Schwalben“, erklärt sie. Die jährliche Auszeichnung ist eine Zusammenarbeit des Nabu und der Unteren Naturschutzbehörde. Neben den Besichtigungen der Nester und der Nahrungshabitate geben die Auszeichner auch Tipps, um Schwalben und Mauersegler zu schützen. So können Tierfreunde etwa Kotbretter unter vorhandenen Nestern anbringen, statt sie zu entfernen, wie Lessenich erklärt.
Die Beseitigung der Brutstätten sei ohnehin strafbar. „Bis zu 5000 Euro kann das ohne Erlaubnis kosten“, sagt er. Wer die Nester trotzdem entfernen will, muss vorher eine Anfrage an die Untere Naturschutzbehörde stellen. Die entscheide dann im Einzelfall, ob die Nester beseitigt werden dürfen. Dank der genannten Kotbretter sei das aber oft gar nicht nötig, um den Schwalbendreck aufzuhalten. „Viele Hausbesitzer sorgen sich, dass ihre Fassade beschmutzt wird“, so Lessenich. Auch Lärm durch Jungvögel könne als störend empfunden werden.
Schwalben und Segler in nützliche Tiere
Dabei seien Schwalben und Segler äußerst nützliche Tiere. „Das sind reine Insektenfresser. Pro Aufzucht brauchen die Eltern 1,5 Kilogramm Insekten“, sagt Lessenich. Wer im Sommer also weniger von Mücken und Fliegen geplagt werden wolle, solle sein Haus schwalbenfreundlich gestalten. Den Nestbau können Hausbesitzer etwa durch das Anlegen von Lehmpfützen fördern. Auch das Anbringen von Nisthilfen und zusätzlichen künstlichen Nestern kann laut Lessenich dabei hilfreich sein. „Das habe ich selbst auch gemacht. Mittlerweile habe ich 21 Nester am Haus“, erzählt er.
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Auch in Zukunft werde der Nabu besonders schwalbenfreundliche Häuser auszeichnen und sich für den Schutz der Tiere einsetzen. Dabei unterstützen will jetzt auch das Haus Bollheim, wie es der Pressemeldung zu entnehmen ist. Während des Rundgangs über den Hof kündigten die Preisträger an, gemeinsam mit dem Nabu weitere Aktionen, etwa Workshops und Seminare, zu planen.