Kall-Sistig – Wald und Natur ist der Schwerpunkt der aktuellen Ferienbetreuung der Offenen Ganztagsschule in der Grundschule Sistig. Dass auch der nahe Wald ganz schön tückisch sein kann, erfuhren die Kinder am Montag teils schmerzhaft am eigenen Leib. Da sie von Insekten teils mehrfach und auch im Kopf- und Halsbereich gestochen worden waren, eilten zahlreiche Rettungskräfte nach Sistig.
Die Kinder waren im Wald auf ein Wespennest gestoßen
Mit ihren Betreuern Meike Scheer, angehende Grundschullehrerin, und Niklas Nowald, gelernter Erzieher, waren die neun Kinder im Alter zwischen sechs und neun Jahren am Montagmorgen in den angrenzenden Wald aufgebrochen. Ein Tipi zu bauen, stand zum Beginn der zweiten Woche der Ferienbetreuung auf dem Programm.
Etwa zehn Meter, berichtete Nowald, seien die Kinder vorausgelaufen. Im Wald sind sie unbeabsichtigt in Kontakt mit einem Insektennest – wahrscheinlich von Erdwespen – gekommen. Die aufgeschreckten Tiere haben sofort zugestochen: in Arme, Beine und Bäuche, in Kopf- und Halsbereich. Plötzlich, so Nowald, seien die Kinder auf sie zugelaufen, umschwärmt von den Wespen.
Betreuer reagierten schnell und brachten die Kinder in Sicherheit
Scheer und Nowald reagierten schnell, ruhig und besonnen. „Wir haben uns die Kinder geschnappt und sie aus der Gefahrenzone auf eine Wiese gebracht“, berichtet Nowald, der nicht nur Erzieher ist, sondern auch Rettungsingenieurwesen studiert und sich beim THW engagiert. Sie alarmierten den Rettungsdienst und brachten die Gruppe so schnell wie möglich zurück zur Grundschule.
Aufgrund der Vielzahl der potenziell Betroffenen und/oder Verletzten wurde die Rettungskette gemäß Massenanfall von Verletzten (Manv) in Gang gesetzt. Die Besatzungen von fünf Rettungswagen – darunter einer aus Heimbach und einer aus der Städteregion Aachen – eilten nach Sistig. Ebenso Notarzt, Leitende Notärztin, organisatorischer Leiter Rettungsdienst und die Feuerwehr. Auch der Rettungshubschrauber Christoph Europa 1 flog mitsamt Notarzt an Bord nach Sistig und landete auf dem an die Grundschule angrenzenden Sportplatz.
Zahl der Verletzten war zunächst unklar
Zum Zeitpunkt der Alarmierung war die genaue Zahl der Verletzten genauso unklar wie die Frage, ob jemand aus der Gruppe möglicherweise allergisch auf die Insektenstiche reagiert.
„Die Betreuer haben absolut vorbildlich reagiert“, sagte Notarzt Dr. Marcus Münch. Im Schulgebäude haben sie laut Münch noch vor dem Eintreffen der Rettungskräfte die Kinder separiert, mit dem Kühlen der Einstichstellen begonnen und über die Eltern Informationen über mögliche Allergien eingeholt.
Wenn keine Allergien auftreten, verlaufen Wespenstiche laut Münch und Klein in der Regel unkritisch. Kühlen und beobachten seien dann zunächst die Mittel der Wahl.
Bei Symptomen wie Atemnot oder Herzrasen sei ein Besuch in der Notaufnahme erforderlich oder der Rettungsdienst zu rufen. Bei einer größeren Schwellung sei ebenfalls ein Arzt hinzuzuziehen. Und für ein paar Tage sollte man den Bereich im Blick behalten und schauen, dass sich im Bereich der Einstichstelle nichts infiziert.
Rettungshubschrauber war eine Attraktion für die Kinder
Als klar war, dass es allen Kindern gut geht und nur bei dem einen oder anderen die Einstichstellen noch etwas weh taten, auf die mit grimmig verzogenem Gesicht die Kühlpacks gehalten wurden, geriet schnell etwas anderes in den Fokus: der gelbe Rettungshubschrauber auf dem Sportplatz. Natürlich durften die Kinder den mal aus der Nähe inspizieren – und winkten der Crew begeistert nach, als Christoph Europa 1 in den verregneten Eifelhimmel abhob.
Am Nachmittag zeigte sich Niklas Nowald erleichtert und zufrieden: „Ich denke, es ist so verlaufen, wie es sollte. Alle haben das getan, wofür sie ausgebildet sind.“ Am Dienstag wird das Ferienprogramm für die Grundschüler fortgesetzt. „Aber wir gehen nicht mehr in den Wald“, sagt Nowald. Es sollen Steine gesammelt und bemalt werden, damit sie am Mittwoch beim Besuch im Wilden Kermeter als Schmunzelsteine ausgetauscht werden können.