Köln – Bevor hier auch nur ein Satz darüber verloren wird, wie man Wespen fernhält von der Grill- und Kuchentafel oder der Picknickdecke, sei erwähnt und gewarnt: Die Insekten zählen nach Paragraf 39 Bundesnaturschutzgesetz zu den allgemein geschützten Tieren. Das heißt: Sie mutwillig zu beunruhigen oder ohne vernünftigen Grund zu fangen, verletzen oder töten, ist streng verboten. Und kann mit einer Geldbuße zwischen 5.000 und 60.000 Euro geahndet werden, etwa wenn man ein Hornissennest unsachgemäß entfernt. Also, Fliegenklatsche beiseitelegen, panisch fuchtelnde Arme einziehen, und lesen, welche Wespenart überhaupt aggressiv und aufdringlich werden kann, was dagegen wirklich hilft – und nicht unter Strafe steht – und was nichts bringt.
Nur 2 von 600 Wespen-Arten sind penetrant und nervig
Es gibt kaum eine Insektenart, über die so viele Mythen und Missverständnisse im Umlauf sind wie über Wespen und Hornissen, die wissenschaftlich korrekt übrigens Hautflügler genannt werden. Grund dafür ist wohl, dass nur wenige Menschen über deren Lebens- und Verhaltensweisen Bescheid wissen. Von wem ist also die Rede, wenn es um lästige Wespen geht, die sich wie von Sinnen über Grillteller, Picknickdecken und Kuchenbüffets hermachen?
Von den rund 630 Wespenarten, die in Deutschland vorkommen, sind nur sehr wenige sozial lebend und davon wiederum sind nur sage und schreibe zwei Arten für uns Menschen lästig: die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe. Sozial lebend bedeutet, dass die Tiere in Völkern auftreten, teilweise große Nester bauen und die Arbeit der Brutpflege und Nahrungsbeschaffung, wofür auch unsere Würste und Kuchenstücke herhalten müssen, unter sich aufteilen.
Zu den sozial lebenden Wespen zählen die Langkopf- und Kurzkopfwespe, die Echte Wespe und die Hornisse. Die Deutsche und die Gemeine Wespe, also die hartnäckigen, sind daran zu erkennen, dass sie auch nach der zweiten September-Hälfte noch stark vorkommen, bei günstiger Witterung sogar bis Mitte November. Ihre Nester bauen sie vorwiegend in Erdhöhlen und anderen dunklen Hohlräumen, aber nicht in Hecken oder Dachböden. Alle anderen Arten sind kurzzyklisch und ab Ende August wieder verschwunden.
Nicht annähernd alle Wespen stechen
Die meisten der 620 Wespenarten sind recht friedfertig und stechen nur, wenn sie sich bedroht fühlen, ihr Nest angegriffen wird oder man ihre Flugbahn kreuzt. Das betrifft entgegen einer weit verbreiteten Meinung auch die Hornisse, deren Gift übrigens nicht gefährlicher ist als das anderer Wespen (außer für Allergikerinnen und Allergiker). Das Gift der Honigbiene allerdings ist um Faktor 10 stärker. Nur die Gemeine und Deutsche Wespe stechen etwas häufiger. Anders als Bienen sterben Wespen nicht nach einem Stich, sondern können ihren Stachel mehrfach einsetzen. Er dient eigentlich zum Jagen von Insekten.
Warum bedienen sich Wespen am Grill- und Kuchenbüffet?
Nochmal: Wer auf Deftiges und Süßes auf unseren Grill- und Kuchenbüffets fliegt, sind einzig die Gemeinen und die Deutschen Wespen. Während diese Arten während der Sommermonate vor allem eiweißreiche Nahrung für die Versorgung ihrer Brut brauchen und sich dann auch an Fleisch- und Wurstwaren bedienen, machen sie sich im Spätsommer und Herbst über energiereiche Kost her, denn sie brauchen genügend Kohlenhydrate wie Zucker, um die Jungköniginnen für den Winter fit zu machen – und als Treibstoff für ihre Flugmuskulatur.
Was hilft gegen Wespen am Tisch?
Wespen effizient verjagen – zu diesem Thema kursieren mindestens genauso viele Tipps wie Ratschläge für den Bundestrainer zu Fußballweltmeisterschaftszeiten. Die meisten sind Quatsch, andere zeigen, wenn auch nicht wissenschaftlich erwiesen, Wirkung – wie folgende Tricks, auf die unsere Kollegen und Kolleginnen schwören:
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Opferteller: Expertinnen und Experten nennen es auch Ablenkfütterungen und meinen damit, dass man, um am Tisch in Ruhe essen zu können, etwa fünf bis zehn Meter entfernt eine Schale mit bestimmten Leckereien aufstellen soll. Zwei Teilnehmerinnen von Jugend forscht fanden heraus, dass sich überreife Weintrauben am besten dafür eignen. Unsere Kollegen und Kolleginnen haben mit Schinken die beste Erfahrung gemacht.
Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) rät auf seiner Homepage von unverdünnter Marmelade oder reinem Honig ab, da die Tiere dadurch aggressiv würden. Auch ein Tabu: Wespenfallen, die mit süßem Saft oder Bier gefüllt sind, da die Tiere darin qualvoll verenden und nur alte Tiere in die Falle gehen, das aktive Volk würde also nicht dezimiert.
Wassersprühflaschen: Wer Wespen mit einem Wasserzerstäuber ansprüht, suggeriert den Tieren, dass es regnet, woraufhin sie ihrem Instinkt folgen und sich in ihr Nest zurückziehen. Bei diesem Tipp des Landesbunds für Vogelschutz in Bayern (LBV) sollte aber darauf geachtet werden, dass man ausschließlich saubere und gut ausgespülte Sprühflaschen benutzt, da Rückstände von Reinigungsmitteln den Tieren schaden.
Dezente Kleidung und kein Parfum: Wespen fliegen auf besonders süßen Blüten-Duft, da er ihnen viel Nektar verspricht – weshalb sie auch von chemischem Blütenduft angelockt werden, wie ihn fast jedes Parfum, aber auch bestimmte Cremes oder Möbelpolituren enthalten. Deshalb sollte man bei der Grillparty oder dem Kaffeekränzchen auf letztere verzichten und statt einem blumigen Parfum lieber ein neutrales Deo auftragen.
Licht aus: Hornissen fliegen als einzige Wespenart auch in der Nacht, und steuern dann auch Partylichter, erleuchtete Fenster oder Beleuchtungen am Hauseingang an. Vor allem solche, die wie Kugelleuchten oder Leuchten mit Reflektoren-Schirm ihr Licht ungerichtet ausstrahlen. Besser sind gedämpfte, beispielsweise LED-Lichtquellen oder Natriumdampflampen, die für nächtliche Insekten schlecht wahrnehmbar sind.
Immer gut: Nahrungsmittel im Freien stets abdecken und Reste sofort entfernen. Nach dem Essen sollte man Kindern den Mund abwischen, um die Wespen nicht anzulocken.
Was hilft nicht oder schlecht gegen Wespen am Grill- oder Kuchenbüffet?
Heftige Bewegungen und panisches Rumfuchteln: Wespen stechen, sobald sie sich bedroht fühlen. Auch das Wegpusten ist tabu, da das im Atem enthaltene Kohlendioxid im Wespennest als Alarmsignal gilt und die Tiere deshalb auch außerhalb aggressiv reagieren.
Gewürznelken: Einige Tierschutzorganisationen raten dazu, Gewürznelken in eine Schale mit Wasser zu legen und auf den Tisch zu stellen, da die Wespen dann sofort wieder umkehren und woanders nach Süßem suchen würden. Im Kollegenkreis fand sich niemand, bei dem oder der das schon einmal funktioniert hat, ebenso wenig wie:
Angebranntes Kaffeepulver: Man kennt es aus dem Urlaub in Südeuropa, da wird selbst das wertvollste Kaffeepulver in einem hitzebeständigen Schälchen angebrannt und auf den Tisch gestellt, um Wespen zu vertreiben. Was stimmt: Kaffee brennt auch ohne Flamme stetig und gleichmäßig, Wespen hält es aber nicht fern.