Euskirchen – Die Verwendung von Weihrauch oder Messwein zählt bei katholischen Gottesdiensten zum Alltag. Ein deutlich ungewohnterer Anblick bot sich hingegen am Samstag in der Hetz-Jesu-Kirche in Euskirchen. Einige Ärzte hatten mit zahlreichen Impfdosen in der Pfarrkirche Stellung bezogen.
„Diese Idee ist relativ spontan entstanden, weil wir alle Menschen ansprechen wollten, die nach wie vor Unsicherheiten gegenüber der Impfung empfinden“, erklärte Erika Peters vom Kirchenvorstand: „Obwohl die Kirche aktuell nicht immer nur im positiven Licht dasteht, bedeutet sie für viele Menschen nach wie vor einen Ort der inneren Ruhe. Dies möchten wir nutzen, um Vertrauen für die Impfung zu schaffen, die für uns gleichbedeutend mit einem Akt der Nächstenliebe ist.“
Für jede Impfung gehen zehn Euro an die Hilfsgruppe Eifel
Eine Spendenaktion, bei der die Pfarrei für jede am Samstag geimpfte Person zehn Euro an die Hilfsgruppe Eifel gibt, sollte das Motto der Nächstenliebe noch weiter unterstreichen. „Wir wollen eine regionale Organisation unterstützen und mit ihrer Hilfe für krebskranke Kinder stellt die Hilfsgruppe genau das richtige Spendenziel dar“, so Peters.
Die Bereitschaft der Ärzte der Gemeinschaftspraxis Bachem und Heyne, auf ihr Honorar zugunsten der Aktion zu verzichten, sei ein weiterer Grund zur Freude gewesen.
84 Menschen ließen sich in Euskirchener Kirche impfen
Die Zahl der Menschen, die am Samstag ihre erste Impfung in der Kirche erhielten, blieb zwar sehr gering, dennoch bildete sich bereits eine Dreiviertelstunde vor der Aktion eine lange Schlange vor den Eingangstoren.
Insgesamt ließen sich 84 Menschen impfen. „Unsere dritte Impfung liegt heute genau drei Monate zurück. Da für Menschen ab 70 Jahren eine vierte Impfung empfohlen wird, waren wir sehr froh über diese Möglichkeit“, sagte Hans-Josef Esser.
Guter Zeitpunkt für die Über-70-Jährigen
Dass dies nicht in einem Impfzentrum oder beim Hausarzt geschehe, spielte auch für Frau Christa Esser keine Rolle: „Zu Jesu' Zeiten wurden in den Kirchen ganze Märkte veranstaltet, da kann ich mich auch hier impfen lassen.“
Auch der Euskirchener Willi Mießeler kam das Angebot der Pfarrei sehr gelegen: „Normalerweise hätten wir uns bei unserer Hausärztin impfen lassen. Da diese jedoch immer wieder Impfdosen wegwerfen musste, weil Patienten ihre Termine nicht wahrgenommen haben, hat sie sich mittlerweile dagegen entscheiden, weitere Dosen zu bestellen.“
Tatsächlich habe man sich durch die Empfehlung der zweiten Boosterung genau zum richtigen Zeitpunkt für die Aktion entschieden, sagte Ärztin Elisabeth Bachem: „Zuerst war ich ein wenig stutzig, weil ich davon ausgegangen bin, dass das Angebot einer Erstimpfung kaum angenommen wird. Für die vierte Impfung passt der Augenblick sehr gut.“