Kreis Euskirchen – Der Krisenstab des Kreises ist ab sofort vor der Lage – zumindest, so gut man das während der Corona-Pandemie sein kann. Der Wunsch, „vor der Lage sein zu wollen“, wird immer wieder von Udo Crespin, ehemaliger Kreisbrandmeister und Mitglied des Krisenstabs, geäußert. Und als Ziel im Falle einer Katastrophe ausgegeben. „Es gibt nichts Schlimmeres, als nur noch reagieren zu können und nicht mehr zu agieren“, sagt Crespin. Agieren kann der Kreis Euskirchen jetzt. Der Kreistag stimmte in seiner Sitzung am Mittwoch für die Anmietung der Eifelhöhen-Klinik in Marmagen ab dem 1. Juli.
Das Ergebnis fiel mit 29 Ja-Stimmen und 20 Nein-Stimmen nicht eindeutig aus. Jörg Grutke, Fraktionsvorsitzender der Grünen, sagte: „Das Nein fällt nicht leicht, aber für uns ist die Suche nach der besten Lösung nicht abgeschlossen.“ Parteifreundin Dorothee Kroll bemängelte, dass umfangreiche Umbaumaßnahmen nötig seien, bevor die Klinik überhaupt zur Verfügung stehe.
Manfred Poth, Allgemeiner Vertreter von Landrat Günter Rosenke, erklärte: „Es gibt im Kreis keine Immobilie, die die Aufgaben im Katastrophenfall so zentral erfüllen kann wie die Eifelhöhen-Klinik.“ Zudem belaufen sich die zu tätigen Investitionen laut Poth maximal auf 100.000 Euro. Die Summe könne mit den Mietkosten verrechnet werden, da die Maßnahmen eigentlich vom Vermieter zu erledigen seien. „Wir müssen ein wenig in den Brandschutz investieren, ein paar Kabel verlegen und ein Notstromaggregat ertüchtigen. Die Summe von 100.000 Euro ist der Maximalbetrag, der anfallen könnte“, so Poth.
210 Bürger ließen sich in Prüm testen
Nach dem Corona-Ausbruch in Prüm hat am Donnerstag die mobile Sichtungsstelle des Kreises Bitburg-Prüm in der Prümer Markthalle den Betrieb aufgenommen. Am Nachmittag haben sich allein dort mehr als 150 Menschen testen lassen – weitere 60 waren bereits am Mittwoch in Bitburg. Der lokale, am Montag bekannt gewordene Ausbruch, der vermutlich von einem Imbiss-Restaurant ausging, hat bei zunächst zwölf Menschen zu einer Infektion geführt. Etwa 40 sind derzeit in Quarantäne. An diesem Freitag wird in der Markthalle weiter getestet.
Derweil hat sich die Zahl der bestätigt Infizierten im Kreis Euskirchen um einen auf sechs erhöht. (fpl/ch)
Poth erläuterte noch einmal die Katastrophen-Planung, nach der die Eifelhöhen-Klinik mit Non-Covid-Patienten belegt werden sollte, wenn die Krankenhäuser im Kreis überlastet seien. Es gehe nicht, so Poth, um eine zusätzliche Klinik. Es gehe, um eine Möglichkeit, an einem Ort alle verbliebenen vorhandenen Kräfte zu bündeln, um Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen im schlimmsten Fall entlasten zu können. Dazu werde man Personal aus dem Katastrophenschutz abstellen. Und ehrenamtlich Engagierte, etwa Ärzte und Pfleger im Ruhestand, mobilisieren.
Für Andreas Schulte, Fraktionsvorsitzender der SPD, ist das nur schwer vorstellbar. „Die Klinik soll uns dann helfen, wenn das öffentliche Leben zusammengebrochen ist. Aber wo sollen in einem solchen Fall noch die Pfleger für den Betrieb der Klinik herkommen?“, fragte er rhetorisch. Der Kreis habe einen hervorragenden Pandemieplan in der Schublade. Da sei die eine Million Euro, die laut Schulte die Anmietung für den Zeitraum von zwölf Monaten kostet, an anderer Stelle besser investiert. „Es gibt in diesem Fall aber keine richtige oder falsche Entscheidung, es gibt nur eine Entscheidung“, so Schulte, der sich mit seiner Partei gegen die Eifelhöhen-Klinik aussprach. Nach Informationen dieser Zeitung ist die von Schulte in den Raum geworfene Zahl hoch angesetzt. Die Miete soll monatlich 10.000 Euro betragen – zuzüglich 50.000 Euro Betriebskosten bei einer Belegung der Klinik mit Patienten. Laut Poth haben die Verantwortlichen der Eifelhöhen-Klinik einem Sonderkündigungsrecht zum 31. Dezember zugestimmt, das bis 20 Tage vor Ablauf der Frist geltend gemacht werden kann. Sollte die Eifelhöhen-Klinik länger als ein Jahr benötigt werden, sei das auch kein Problem, weil der Vertrag monatsweise verlängert werden könne, so Poth: „Sind alle Konzepte geschrieben, sind wir innerhalb von 24 bis 72 Stunden handlungsfähig und können die Klinik nutzen.“
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Der Allgemeine Vertreter des Landrats sagte zudem, dass die Krankenhäuser im Kreis hervorragende Arbeit geleistet hätten. „Trotzdem hatten wir an der einen oder anderen Stelle auch Glück, weil wir kurz vor einer Notsituation standen“, berichtete Poth.
Landrat Günter Rosenke sprach in der Sitzung von einer „stabilen Lage“. Die sei aber zerbrechlich. „Das sieht man aktuell an vielen Orten in Deutschland“, so Rosenke.
Ute Stolz, Fraktionsvorsitzende der CDU, stimmte mit ihrer Partei für die Anmietung. „Wir treffen diese Entscheidung zum Wohl der Bürger. In der Hoffnung, dass wir nie einen Katastrophenfall haben werden“, begründete Stolz das Ja der Christdemokraten. Auch die Linke, die UWV und in Teilen die FDP stimmten dafür.