Unzufrieden sind viele Stotzheimer mit der Arbeit des Erftverbandes in Sachen Hochwasserschutz. Ein Infoabend sollte Klarheit schaffen.
Verärgerung und WutStotzheimer kritisieren Erftverband wegen Hochwasserschutz stark
Als die Fachleute ihre Vorträge beendet hatten, waren die Stotzheimerinnen und Stotzheimer an der Reihe. Aus einigen ihrer Wortmeldungen sprach Verärgerung, ja Wut über den Umgang der Behörden mit den Folgen der Hochwasserkatastrophe 2021. Vor allem der Erftverband stand in der Kritik.
Hier und da erklang auch Hohngelächter während der Veranstaltung am Donnerstag, zu der die Interessengemeinschaft Stotzheim in das Hotel Klosterhof am Jakobsweg geladen hatte. Während Sarah Nolting von der Kreisverwaltung sich dem Thema Starkregenvorsorge widmete, erläuterten Ruth Haltof und Daniel Bittner die Hochwasserschutzmaßnahmen, die der Erftverband nach der Flut ergriffen hat und noch ergreifen will.
Bittner berichtete von der Kooperation, zu der sich der Verband mit Städten und Gemeinden zusammengeschlossen hat: „Es ist wichtig, überörtlich und gleichzeitig auf lokaler Ebene zu denken.“ Eine Aufgabe des Verbandes bestehe darin, sicherzustellen, dass Schutzmaßnahmen einer Kommune nicht schädlich für die Nachbarn seien. „Was Bad Münstereifel unternimmt, darf nicht nachteilig für Euskirchen als Erft-Unterlieger sein“, nannte er ein Beispiel.
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Erftverband: Bis zum Bau von Hochwasserrückhaltebecken könnten zwanzig Jahre vergehen
Bittner berichtete auch von der Suche nach Grundstücken, die für den Bau von Hochwasserrückhaltebecken und das Anlegen von Retentionsflächen infrage kommen. Die Liste der Becken umfasse nach einer Auswahl nun noch 50 Standorte. „Ich will Ihnen aber nichts vormachen“, betonte Bittner: Bis zum Bau könnten „zwischen fünf und zwanzig Jahre“ vergehen.
Dies hänge mit den langwierigen Genehmigungsverfahren zusammen, deren Dauer zum wiederholten Mal auch Bürgermeister Sacha Reichelt kritisierte, der in Stotzheim mit dem Technischen Beigeordneten Wolfgang Honeckerund Fachbereichsleiter Bernd Kuballa die Stadt Euskirchen vertrat. Bittner sagte, die Kreisstadt werde bald ein Ingenieurbüro mit der Erstellung ihres Hochwasserschutzkonzepts beauftragen. Anschließend werde auch die Bevölkerung einbezogen, etwa in Form von Workshops.
Überhaupt sei der Austausch zwischen Bürgern und Behörden essenziell. Die Erft soll mäandern Haltof zählte Ziele auf, die ihr Verband verfolgt, um Stotzheim besser vor Überflutungen zu schützen. So soll sich die Erft künftig am Ortsrand schlängeln. Drei Varianten habe man geprüft. Auch werde man Bereiche schaffen, in die die Erft ausufern könne. Die Planung werde im Frühjahr zur Genehmigung der Bezirksregierung vorgelegt.
Einige Zuhörer warfen dem Verband vor, die Pflege von Flussbett und -ufer zu vernachlässigen. Andere pochten auf größere Brückendurchlässe, was Kuballa zusagte. Wieder andere verwiesen auf Stellen im Dorf, die 2021 massiv überflutet wurden, etwa an der Hardtstraße und in der Jakob-Brücker-Straße. Von geplanten Gegenmaßnahmen sei aber nichts bekannt. Dabei sei der Ort schon 2007 und 2014 von Hochwasser heimgesucht worden.
„Der Verband hat seither den Schlaf der Gerechten geschlafen“, sagte ein Bürger. „Wir hätten viel früher anfangen müssen“, räumte Bittner ein. Der Erftverband sei aber nicht für alle Gewässer zuständig und könne ohne Hinweise aus der Bevölkerung nicht jeden neuralgischen Punkt kennen. Reichelt stellte sich vor den Verband: Er habe „keineswegs geschlafen, aber Hochwasserschutz hatte vor der Flut keine Lobby“. Nun rücke er endlich in den Fokus der Öffentlichkeit.