Die Polizei fand die Cannabis-Plantage in Euskirchen im April 2022. Nun müssen sich vier Angeklagte vor Gericht verantworten.
LandgerichtProzess nach Fund von Cannabis-Plantage auf Lkw-Anhängern in Euskirchen
Es war Eifersucht, die einen Mann im April 2022 anonym beim Landeskriminalamt anrufen ließ, um von einer Marihuana-Plantage in einer Fabrikhalle in Euskirchen zu berichten. Die Polizei legte sich nach diesem Hinweis an dem Objekt auf die Lauer und machte Fotos mit einer Spezialkamera. Diese bestätigten, dass das Gebäude mehr als die übliche Menge an Wärme abstrahlte. Für die Polizei war dies ein Zeichen dafür, dass im Innern mit einer Vielzahl von Lampen gearbeitet wurde. Am 27. April 2022 durchsuchte die Polizei diese und eine weitere Halle, dazu zwei Wohnungen in Heinsberg.
Vier mutmaßliche Betreiber der Plantage, ein Ehepaar, der Neffe des Ehemanns und ein Gehilfe, wurden festgenommen und müssen sich seit Mittwoch vor der 7. Großen Strafkammer des Bonner Landgerichts wegen des bandenmäßigen Handels mit Betäubungsmitteln verantworten. Der Neffe (36) soll zudem eine Waffe besessen haben, der 57-jährige Gehilfe ist nur wegen Beihilfe angeklagt.
Die Polizei stellte in Euskirchen 386 Cannabis-Pflanzen sicher
Die Eheleute kündigten für den weiteren Verlauf des Prozesses Geständnisse an. Zwei ihrer Verteidiger, die Bonner Rechtsanwälte Thomas Ohm und Yannik Börter, teilten auf Anfrage mit, dass das Ehepaar, Betreiber eines Transportunternehmens, durch Corona finanziell in die Bredouille geraten sei.
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Die Geschäfte gingen gut, bis die Pandemie kam: „Das war eine schlimme Zeit“, sagte der Ehemann in der Verhandlung.
Diese Monate soll das Ehepaar genutzt haben, um mit dem Neffen, der die Firma später übernehmen soll, in zwei Lagerhallen Marihuana-Plantagen einzurichten. Der Einsatzleiter der Euskirchener Kripo berichtete als Zeuge vor Gericht, wie es dort aussah: Auf mehreren Lkw-Aufliegern, die in der Pandemiezeit nicht genutzt wurden, standen Pflanztöpfe, in denen Setzlinge gediehen. Trockengeräte und Bewässerungsanlagen waren installiert, zudem Lampen, die Sonnenlicht vortäuschen. Die Fahnder beschlagnahmten 386 Pflanzen, dazu auch Pläne, auf denen Einsatzzeiten für Düngung und Beleuchtung vermerkt waren.
Die Staatsanwaltschaft geht von einem Ertrag von 45.000 Euro aus
Eine Aufzucht, sagte der Beamte, dauere zehn Wochen, dann könne geerntet werden. So seien bis zu vier Ernten pro Jahr möglich. Die höchsten Preise auf dem Schwarzmarkt erzielten getrocknete Marihuana-Blüten, das Blattwerk sei billiger. Pro Pflanze ließen sich, so der Polizist, 40 bis 100 Gramm Drogen gewinnen. Mithin ergab eine Hochrechnung der Rauschgiftfahnder, dass mindestens 24 Kilo Marihuana weiterverkauft worden seien. Die Staatsanwaltschaft geht von einem Ertrag von 45.000 Euro aus, die eingezogen werden sollen.
Angeklagt ist ein Tatzeitraum von drei Monaten Anfang 2022. Die Ermittler gehen jedoch davon aus, dass die Familie bereits 2018 mit dem Handel begonnen haben könnte. Das ergebe sich aus dem Chatverlauf der beschlagnahmten Handys.
Der Neffe bestritt in seiner Einlassung, dass er eine Waffe besessen habe. Beschlagnahmt worden seien vielmehr eine harmlose Softairpistole und ein Schlagring, der als „Dekorationsstück an der Wand festgenagelt“ worden sei.
Der Prozess wird fortgesetzt.