AboAbonnieren

StrafprozessForensiker berichtete von Ermittlungen am Marien-Hospital Euskirchen

Lesezeit 3 Minuten
Der Eingang des Gerichtsgebäudes.

Am Landgericht Bonn müssen sich zwei ehemalige Mitarbeiter des Marien-Hospitals Euskirchen und ein Bauunternehmer verantworten.

Ein Privatermittler konnte nicht alle Beweismittel wie gewünscht auswerten. Der zwölfte Prozesstag begann mit deutlicher Verspätung.

Seit Oktober läuft am Landgericht Bonn der Prozess um den mutmaßlichen Millionenschaden der Stiftung Marien-Hospital Euskirchen. So gut wie jedes Mal, wenn Thomas Poell, Vorsitzender der 18. Großen Strafkammer, den Fall aufruft, sitzen ehemalige und derzeitige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krankenhauses im Publikum, um den Fortgang des Prozesses zu verfolgen.

So war es auch diese Woche, am zwölften von 23 geplanten Verhandlungstagen. Poell eröffnet die Sitzung immer erst dann, wenn der ehemalige Geschäftsführer der Klinik in den Saal geführt worden ist, ein Justizwachtmeister ihm die Handfesseln abgenommen hat und er seinen Platz zwischen seinen Verteidigern eingenommen hat.

Der Schaden der Euskirchener Stiftung soll sich auf 6,6 Millionen Euro belaufen

Der 42-Jährige, der seit Dezember 2023 in Untersuchungshaft sitzt, lässt dann den Blick durch den Raum schweifen, um nach bekannten Gesichtern aus alten Zeiten Ausschau zu halten. Er ist einer der drei Angeklagten, denen die Staatsanwaltschaft zur Last legt, durch 13 Straftaten in unterschiedlicher Beteiligung einen Vermögensverlust zulasten der Stiftung in Höhe von 6,6 Millionen Euro verursacht zu haben.

Ich hatte meinen Reisepass vergessen, als ich am Flughafen ankam, und musste zurückfahren.
Der angeklagte Bauunternehmer

Bei den beiden anderen Angeklagten handelt es sich um den früheren technischen Leiter der Stiftung sowie um einen Bauunternehmer. Er war diesmal per Flugzeug aus dem Ausland angereist. Dabei passierte ein Malheur: „Ich hatte meinen Reisepass vergessen, als ich am Flughafen ankam, und musste zurückfahren“, sagte der 49-Jährige. Deshalb habe er seine Maschine verpasst.

Die Folge: Die Verhandlung begann mit zweistündiger Verspätung, wofür der Unternehmer alle Beteiligten um Entschuldigung bat. Richter Poell erwiderte: „Das kann passieren, es sollte aber das einzige Mal in diesem Verfahren sein. Sonst müssen wir überlegen, wie wir dafür sorgen können, dass Sie pünktlich da sind.“

Die Stiftung hatte einen Privatermittler engagiert

Der Ex-Klinikchef sah anschließend auffällig lächelnd zu, wie der einzige Zeuge des Tages einen Laptop und mehrere Aktenordner auspackte und auf Tisch und Boden platzierte, um bei Bedarf darauf zurückgreifen zu können. Der 56-Jährige ist Betriebswirt und Forensiker. Ihn hatte der Verwaltungsrat der Stiftung engagiert, als der Verdacht aufkam, dass im Haus finanzielle Unregelmäßigkeiten aufgetreten sein könnten.

Seine Aufgabe habe darin bestanden, herauszufinden, ob und – falls ja – wie Gelder unrechtmäßig aus dem Unternehmen abgeflossen seien, sagte der Privatermittler. Er habe zu diesem Zweck unter anderem Rechnungen, Nachweise über Zahlungsausgänge und andere Belege aus der Buchhaltung unter die Lupe genommen, ebenso elektronische Daten, erklärte er. Dann schilderte er detailliert, wie er im Zusammenhang mit mehreren Bauvorhaben der Stiftung auf Ungereimtheiten gestoßen sei.

Was mir immer wieder auffiel, waren große Zahlen.
Der Privatermittler

„Was mir immer wieder auffiel, waren große Zahlen.“ Damit bezog sich der Privatermittler zum einen auf die Höhe von Rechnungen, die die Firma des angeklagten Bauunternehmers der Stiftung stellte, zum anderen auf Mengenangaben in diesen Rechnungen.

Der Dienst-Laptop des früheren technischen Leiters sei im Safe der Stiftung verwahrt worden, derjenige des ehemaligen Geschäftsführers hingegen zwischenzeitlich durch dessen Nachfolger wieder in Nutzung genommen worden, sagte der Zeuge. Dies sei „etwas unglücklich“ gewesen, zumal Daten gelöscht worden seien. Dienst-Handys hätten in beiden Fällen nicht zur Auswertung vorgelegen.

Der Ermittler führte auch eine Reihe von Interviews – etwa mit Krankenhausbeschäftigten, mit Architekten, die mit Baumaßnahmen der Stiftung zu tun hatten, oder auch mit einem Mitarbeiter des Kreis-Abfallwirtschaftszentrums, wo die Firma des angeklagten Bauunternehmers Erdaushub von Baustellen der Stiftung anlieferte.

Der Boden stammte unter anderem aus Mechernich, wo das Krankenhaus 2021/22 eine Tagesklinik errichtete. In diesem Rahmen sollen die Angeklagten durch das Fingieren von Kampfmittelfunden und überhöhte Rechnungen die Stiftung finanziell schwer geschädigt haben. Der Bauunternehmer und der frühere technische Leiter haben die entsprechenden Tatvorwürfe der Staatsanwaltschaft bereits im November in einem Teilgeständnis eingeräumt.