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Tausende BesucherDem Entenmann ging beim Südstadtzug in Euskirchen zunächst die Flatter

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Der Euskirchener Südstadtzug lockte Tausende Besucher an, wie dieses Foto von der Münstereifeler Straße beweist.

Der Euskirchener Südstadtzug lockte Tausende Besucher an.

Euskirchens Südstadtregent Fredi I. brachte eine Tonne Wurfmaterial unters Volk. Delegation aus Frankreich fand den Zoch „très sympathique“.

Fredi I. (Rüwe) war nervös.„Mir geht die Flatter“, sagte der Regent der IG Südstadtkarneval Euskirchen, als er die vielen Leute sah, die dicht gedrängt die Münstereifeler Straße säumten. Als er spät am Samstagnachmittag das Forum an St. Matthias erreichte, wo der Südstadtzug sich auflöste und in eine Karnevalsparty mündete, war er einfach nur noch begeistert.

„Es war megaschön“, schwärmte er. „Der Zugweg war voll, alle Teilnehmer haben superklasse mitgemacht.“ So etwas erfülle ihn als Südstadtregenten mit Stolz, sagte der 33-Jährige. Er hatte etwa eine Tonne Wurfmaterial unters Volk gebracht, außerdem 800 Strüßje und Hunderte Plastikentchen. Warum das? Ganz einfach: Fredi Rüwe ist von Beruf Schausteller und lässt seine Kundschaft auf der Kirmes unter anderem nach Entchen angeln. Man nennt ihn auch den Entenmann.

25 Gruppen mit 350 Teilnehmern gingen beim Südstadtzug mit

Nach dem Startschuss von Zugleiterin Colette Leber hatte Fredi I. 25 Gruppen mit 350 Teilnehmerinnen und Teilnehmern an sich vorbeiziehen lassen, bevor er sich einreihte und seine Triumphfahrt begann. Tausende Jecke waren in die Südstadt gekommen, darunter Bewohnerinnen und Bewohner des Seniorenpflegeheims Integra, die in ihren Rollstühlen Plätze in der ersten Reihe eingenommen hatten.

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Sie sahen unter anderem eine große Gruppe der Marienschule, an deren Spitze der frühere Direktor Jürgen Antwerpen auf einem Deutz-Traktor fuhr. „Baujahr 1951, 15 PS, Höchstgeschwindigkeit 15 km/h“, stellte er den grünen Trecker vor, während seine Frau Rosemarie auf das Doppelmotto des Gymnasiums verwies: „Wir sind bunt“ und „Die Zukunft geht uns alle an“.

Farbenfroh und fantasievoll waren die Marienschüler verkleidet

Dem ersten Leitsatz entsprechend hatten sich die 100 Schülerinnen und Schüler und rund 30 Lehrkräfte – mittendrin Antwerpens Nachfolger Michael Mombaur – farbenfroh und fantasievoll kostümiert. Kinder aus dem Familienzentrum Gottfried-Disse-Straße und ihre Eltern waren derweil als Piraten verkleidet. Die Kostümierung sei das Ergebnis einer von Nicole Neuruhr organisierten WhatsApp-Umfrage gewesen, erzählte Sabrina Benkmann, eine der Mütter.

Die Schnarchhähn brauchen derartige Abstimmungen nicht. Sie sind im Euskirchener Karneval Jahr für Jahr in ihren grün glitzernden Umhängen unterwegs – im Südstadtzug immer zu Fuß – und auch dafür bekannt, dass sie hart gekochte Eier verteilen. Die Truppe besteht seit 1998, wie Achim Könn , wiete.

Ich werde bald 70, da kommt es mir entgegen, dass die Strecke kürzer ist als am Rosenmontag.
Ernst Heimbach

Noch länger existierten De Nobere. „Wir waren 33 Jahre im Rosenmontagszug dabei“, sagte Ernst Heimbach in seinem Micky-Maus-Kostüm. „Dann haben wir uns aufgelöst, aber nicht ganz: In einer kleineren Gruppe gehen wir jetzt im Südstadtzug mit. Ich werde bald 70, da kommt es mir entgegen, dass die Strecke kürzer ist als am Rosenmontag“, fügte er mit einem Schmunzeln hinzu.

Echte Südstadtzug-Urgesteine sind die Familien Werner und Sina, die seit 1971 Lokalkolorit in den Zoch bringen. Oft nehmen sie die Stadtpolitik aufs Korn. Diesmal widmeten sie sich dem samstäglichen Wochenmarkt auf dem Annaturmplatz, dem zuletzt immer mehr Beschicker abhandengekommen sind. „Gemüse sucht Marktstand“, lautete deshalb das Motto.

„Der Wochenmarkt darf nicht verschwinden“ findet eine Gruppe

„Viele von uns sind Marktgänger. Heute sind wir das arme Gemüse, das neue Verkaufsstände braucht“, sagte Martin Sina, der hinter seinem Weintraubenkostüm kaum zu sehen war. Der Wochenmarkt dürfe nicht verschwinden und benötige Unterstützung, lautete der Appell der Gruppe: „Op dem Maat, op dem Maat ston de Buure, dicke Äppel, lecker Prumme, kumm ens lure!“

Diese Sätze mussten sich Marie-Jo und Gérard Favre, Marie Lise Nivelet und Anne Carret übersetzen lassen. Sie waren als Abordnung aus Euskirchens französischer Partnerstadt Charleville-Mézières angereist, um den hiesigen Karneval kennenzulernen. Sie sei überrascht von der Menge der Zuschauer und der Teilnehmer, sagte Marie-Jo Favre, Vorsitzende des Partnerschaftsvereins in der Ardennenstadt.

Sie und ihre Begleiter werden bis Montag vom Euskirchener Partnerschaftsverein betreut, an dessen Spitze Horst Belter steht. „Den Rosenmontagszug gucken wir auch“, sagte Belter, während seine Amtskollegin Favre die ersten Eindrücke vom Fasteleer so zusammenfasste: Alles sei „très sympathique“ – sehr nett, sehr sympathisch.