AboAbonnieren

Schlägereien, Straftaten, KippenresteViehplätzchen bleibt der Euskirchener Brennpunkt

Lesezeit 4 Minuten

Auch künftig will die Polizei in Euskirchen – wie hier im Ruhrpark – verstärkt kontrollieren.

  1. Es ist ein sommerlicher Abend auf dem Viehplätzchen. Einer, an dem – wieder einmal – die Gemüter plötzlich erhitzt sind. Erst die Polizei schafft es schließlich die Situation am frühen Dienstagabend zu beruhigen.
  2. Die Besatzung von vier Streifenwagen ist im Einsatz, nachdem ein Mann von einem Hund gebissen worden war und die anschließende Auseinandersetzung in einer Schlägerei endete.
  3. Es ist nur einer von vielen Fällen. Das Viehplätzchen ist und bleibt ein Brennpunkt. Wie sieht die Polizei die Situation? Wie kann es besser werden?

Euskirchen – Es ist ein sommerlicher Abend auf dem Viehplätzchen. Einer, an dem – wieder einmal – die Gemüter plötzlich erhitzt sind. Erst die Polizei schafft es schließlich die Situation am frühen Dienstagabend zu beruhigen. Die Besatzung von vier Streifenwagen ist im Einsatz, nachdem ein Mann von einem Hund gebissen worden war und die anschließende Auseinandersetzung in einer Schlägerei endete.

Nur einen Tag nach den Eskapaden vom Dienstagabend muss die Polizei gleich elf Platzverweise aussprechen. Es hatte sich nach Angaben von Pressesprecher Franz Küpper eine Schlägerei von mehreren Personen angebahnt. Nur durch das schnelle Eingreifen der Beamten habe diese verhindert werden können.

Vor Dienstag hatten die Beamten in den vergangenen fünf Monaten drei Anzeigen wegen Körperverletzungen geschrieben. Die Situation, die Aufenthaltsqualität rund um die Bischhof- und Kapellstraße ist nicht besser geworden. Das machen auch die zahlreichen Kippenreste und Kronkorken, die im Blumenbeet vor dem Kiosk direkt zwischen einer zerbrochenen Bierflasche liegen, deutlich.

Reinigung jede Woche

„Die Mitarbeiter der Stadtreinigung reinigen diesen Bereichen einmal pro Woche, auch die Beete. Die Zigarettenstummel werden dabei allerdings nicht ständig entfernt“, sagt Silke Winter, Pressesprecherin der Stadt Euskirchen: „Die Zigarettenstummel können aufgrund der hohen Anzahl auch nur zusammen mit der obersten Lage Kies entfernt werden.“

Sollte der Andrang an den Blumenbeeten am Tag der Reinigung zu groß sein, entfernen die Mitarbeiter die Hinterlassenschaften laut der Pressesprecherin an einem anderen Tag.

Eine zerbrochene Bierflasche liegt im Blumenbeet.

Die Pflanzflächen würden zudem rund sechs Mal im Jahr einer gärtnerischen Pflege unterzogen. Aus Sicht der Verwaltung habe sich in den vergangenen Monaten keine wesentliche Veränderung der Situation rund um das Viehplätzchen ergeben. „Positiv verändert hat sich mit der Schließung des Lebensmittelladens die Parksituation. Es ist daher beabsichtigt, die diskutierte Anlegung weiterer Stellplätze zunächst zurückzustellen“, sagt Winter.

Halbe Stelle ausgeschrieben

Eine mögliche Verbesserung der Situation könnte sich einstellen, wenn der Sozialarbeiter seine Arbeit aufgenommen hat. Die Euskirchener Politik hat eine halbe Stelle ausgeschrieben. Aktuell laufe die Bewerbungsphase, berichtet die Pressesprecherin. Daran schließe sich das Auswahlverfahren an. „Im Herbst wird eine Besetzung der Stelle aber vermutlich möglich sein“, sagt Winter. Bis dahin bleibt alles, wie es ist. Die Polizei und Mitarbeiter des Ordnungsamtes zeigen Präsenz und stehen laut Polizeipressesprecher Küpper fast täglich im Austausch.

Das gelte nicht nur für das Viehplätzchen an sich, sondern für die Achse über den Ruhrpark bis zum Bahnhof. „Eigentlich ist es der komplette Innenstadtbereich. In dem haben sich im vergangenen Jahr 1001 Straftaten ereignet“, sagt Küpper. Ziel sei es das Sicherheitsgefühl zu erhöhen. Deshalb soll laut Küpper der sogenannte Kontrolldruck aufrechterhalten werden.

Haus könnte abgerissen werden

Ein Haus in der Kapellenstraße könnte schon bald der Vergangenheit angehören. Die Stadt hat die Baugenehmigung für das Grundstück mit der Hausnummer 15 erteilt. Die Bausubstanz ist nach Angaben des Maklers so schlecht, dass die ehemalige Unterhaltungsgaststätte von Mathias Müsch wohl abgerissen werden muss. „Mösche Mathes“ betrieb in der Kapellenstraße Anfang des 20. Jahrhunderts Unterhaltung nach „Tingeltangelart“ wie es die Leiterin des Euskirchener Stadtarchivs, Dr. Gabriele Rünger, nennt.

Es traten Komiker, Chansonetten und Zauberer auf. Bei Auftritten des „Langen Josef“, des einst größten Soldaten Deutschlands, war das Lokal zu klein. Ab 1910 stieg die Konkurrenz, Müsch zog nach Köln. Von der verspielten Jugendstilfassade ist heute nichts mehr übrig. Seit zwölf Jahren steht das Gebäude leer. (tom)

„Die Kontrolle am Mittwoch war sicherlich nicht die letzte“, sagt er. Dort kontrollierten die Beamten 51 Menschen – unter anderem im Ruhrpark, am Herz-Jesu-Vorplatz und eben im Viehplätzchen. Eine Strafanzeige wurde wegen des unerlaubten Besitzes von Drogen gefertigt. Zudem wurden die Betäubungsmittel sichergestellt.

Überarbeitetes Polizeigesetz „positiv“

Das überarbeitete Polizeigesetz bewerte Küpper im Namen seiner Kollegen als positiv. „Die Möglichkeit der sogenannten anlassunabhängigen Kontrolle ist eine gute Maßnahme“, so der Pressesprecher, der die Einstellung des Sozialarbeiters gut heißt. Die Szene rund um das Viehplätzchen könne man nicht nur mit ordungspolitischen Maßnahmen lösen.

Kippenpackungen und Kronkorken werden nicht weggeworfen.

Dafür sei der Treffpunkt der Betäubungsmittel - und Trinkerszene zu beliebt. „Das ist eine Anlaufstelle für alle aus dieser Szene“, sagt Küpper. Ganz gelöst bekomme man die Probleme sicher nicht. Es finde eher ein Verdrängungseffekt, wenn sich die Szene am Viehplätzchen nicht mehr wohlfühle.