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Ehrenamtlicher BürgerbusDer singende Kleinbusfahrer hört nach 19 Jahren auf

Lesezeit 4 Minuten

Den regelmäßigen Fahrbetrieb wird er vermissen: Rentner Heinz Hermanns hat gerne die ehrenamtliche Tätigkeit übernommen. Jetzt ist er auch „Bürgerbus-Rentner“.

  1. Nach 19 Jahren im ehrenamtlichen Fahrdienst hört der Heimbacher Heinz Hermanns auf.
  2. Der Rentner, der regelmäßig den Bürgerbus bewegte, ist bekannt für seinen Gesang hinter dem Steuer und seine Herzlichkeit.
  3. Was er vermissen wird, was er als nächstes machen will und von was er sich niemals im Fahrdienst trennen möchte.

Heimbach – Beinahe zwei Jahrzehnte saß er hinter dem Steuer des Heimbacher Bürgerbusses und hat Woche für Woche kleine wie große Fahrgäste sicher ans Ziel gebracht. Jetzt ging Heinz Hermanns in den Ruhestand. Hauptberuflich habe er als Mauerer für die Firma Kühne gearbeitet, erzählt Hermanns, ehe er 26 Jahre lang im Vermessungsdienst bei der Deutschen Bahn tätig gewesen sei.

Seit 2000 im ehrenamtlichen Fahrdienst

Im Jahr 2000 schließlich habe er den ehrenamtlichen Fahrdienst angetreten, erinnert sich der 80-Jährige: „Im August wären es 19 Jahre gewesen. Jetzt bin auch Bürgerbus-Rentner.“ Das sei schon ein wenig schade, fügt er lächelnd hinzu: „Ich werde alles daran vermissen.“ Denn ganz freiwillig gibt der gebürtige Heimbacher den Posten nicht auf, wie der Fahrer schildert.

Auf Anraten seines Hausarztes habe er sich im Zuge der routinemäßigen Untersuchung, der sich die Bürgerbus-Chauffeure unterziehen, aber entschieden aufzuhören. „Das ist schon besser. Man weiß ja nie“, sagt er augenzwinkernd. „Die Kinder, die ich gefahren habe, sind ja auch schon mal ziemlich wild“, so Hermanns mit verschmitztem Grinsen: „Ich bin aber immer gerne gefahren.“

An den Haltestellen gibt es auch die Hinweise auf den Bürgerbus.

Eine über die andere Woche hat er viele Jahre die Früh- und Morgentour am Montag übernommen. Von 7.30 Uhr bis 12.15 Uhr hat er Kinder auf der Strecke Heimbach-Hergarten-Vlatten sowie Hergarten-Düttling-Heimbach-Hasenfeld kutschiert. 15 Kinder seien es im Schnitt gewesen. Dass es mit den kleinen Fahrgästen auch schon mal etwas turbulenter zugehen konnte, habe ihm nichts ausgemacht, erzählt der gebürtige Heimbacher. „Ich musste immer die Lieder mitsingen, besonders an Karneval“, ergänzt er und lacht. Auch wenn er die Texte gar nicht kannte – Hauptsache mitmachen.

Süßigkeiten für die kleinen Fahrgäste

Außerdem wusste der singfreudige Rentner, wie er den Kindern zusätzlich eine Freude bereiten konnte: „Ich hatte immer eine Tüte mit Kamellen oder Kinderriegeln dabei.“

Etwas, womit der Heimbacher allerdings noch nicht aufhören will, sind die Touren mit seinem Motorroller. Hermanns: „Den gebe ich noch nicht ab. Der fährt wie eine Eins.“ Ansonsten werde er sich in seinem „Unruhestand“ auch bestimmt nicht langweilen, überlegt er. Spazierengehen, Ausflüge nach Mariawald oder sich um seinen großen Garten zu kümmern sind Punkte auf der Liste von Heinz Hermanns: „Es gibt einfach immer was zu tun.“

45 Fahrer bestreiten die Touren mit dem Heimbacher Bürgerbus.

Bei den kleinen Fahrgästen sei Hermanns der beliebteste Fahrer gewesen, weiß Wolfgang Züll zu berichten. Er ist zweiter Vorsitzender des Bürgerbus-Vereins und selbst als ehrenamtlicher Fahrer seit Jahren engagiert. „Heinz war immer mit Leib und Seele dabei“, sagt er über den Kollegen.

Zum Glück müssten sie beim Verein aber auch in Zukunft nicht komplett auf die Hilfe des 80-Jährigen verzichten, schildert er: „Er fährt weiterhin mit im Bus und verkauft als Schaffner die Tickets.“

Der Hintergrund des Bürgerbusses

Seit 31 Jahren existiert der Bürgerbus in Heimbach. Initiiert wurde das Projekt von dem extra dafür gegründeten Bürgerbus-Verein. Derzeit sind 45 ehrenamtliche Fahrer aktiv im Fahrdienst und übernehmen im Schichtdienst die Touren.

Mit dem Kleinbus, der wochentags zwischen 7.30 und 18.30 Uhr in Heimbach und den umgebenden Ortsteilen unterwegs ist, wird das Angebot des ÖPNV ergänzt. Auch, so schildert Fahrer-Obmann Willy Küpper, werden mit dem Bürgerbus Verbindungslücken geschlossen. Dafür warte der Bus an den öffentlichen Haltestellen auf das Eintreffen des Linienbusses 231. Mit dem Bürgerbus werden Kinder in die Kita und zurückgebracht, aber auch Bürger befördert, die ihre Einkäufe oder Arztbesuche in Heimbach erledigen wollen.

Kraftstoff, Pflege und Wartung des Fahrzeugs werden von der Stadt Heimbach übernommen und mit den Einnahmen verrechnet, so Willy Küpper. Eine Fahrt mit dem Bürgerbus kostet für Erwachsene 1,50 Euro, für Kinder 0,70 Euro. Als Dank für die ehrenamtliche Arbeit der Fahrer sponsert die Stadt unter anderem einmal jährlich einen mehrtägigen Ausflug für alle ehrenamtlichen Helfer.

Neben einem Gesundheits- und einem polizeilichen Führungszeugnis müssen sich die Fahrer in regelmäßigen Abständen der amtsärztlichen Untersuchung unterziehen. Zunächst im Fünf-Jahres-Turnus, ab 65 steht der Arztbesuch jährlich an. Die Überprüfung der gültigen Fahrerlaubnis liegt wie die Erstellung des Fahrplans und weiteren organisatorischen Aufgaben beim Bürgerbus-Verein.

Nachdem der langjährige Vorsitzende Gerd Linden vor etwa einem Jahr aus Altersgründen vom Amt zurückgetreten war, sei es schwierig gewesen, einen Nachfolger zu finden. Deshalb sei man froh, mit Ina Döring den Posten neu und gut besetzt zu haben, so Wolfgang Züll: „Sonst wäre Schluss gewesen mit dem Bürgerbus.“

Man suche immer Engagierte, die den Verein beispielsweise als Fahrer unterstützen. Die würden immer gesucht und gebraucht, ergänzt Willy Küpper. Interessenten können sich per E-Mail bei Ina Döring melden.ina-botthof@web.de