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DB CargoGüterbahnhof Euskirchen auf dem Abstellgleis

Lesezeit 3 Minuten

Die Weichen sind gestellt: 2011 wurden im Güterbahnhof noch rund 22 600 Tonnen umgeschlagen, 2015 waren es nur noch knapp 2600. Daher gibt die DB Cargo die Euskirchener Güterverkehrsstelle auf.

Euskirchen – Das Wort „Schließung“ scheut Werner J. Lübberink im Zusammenhang mit dem Euskirchener Güterbahnhof wie der Teufel das Weihwasser. Der Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn (DB) für das Land NRW spricht lieber davon, dass die DB Cargo, die für Schienengüterverkehr im Konzern verantwortlich ist, die „Bedienung einstellt“. Und zwar zum 1. Januar 2017.

Klaus Voussem, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, hatte den DB-Konzernbevollmächtigten angeschrieben. Er wertet Lübberinks Wortspagat als eine „nette Umschreibung“: „Da sieht man, wie kreativ die Deutsche Bahn sein kann.“ Faktisch gesehen bedeute die Einstellung der Bedienung jedoch nahezu das Gleiche wie die Schließung.

Voussem ist über die Entscheidung alles andere als glücklich, zumal Lübberink betont hatte, das die DB am Ziel festhalte, mehr Verkehr auf die Schiene zu bringen. Der Euskirchener CDU-Fraktionschef spricht von einer „politischen Lebenslüge“ und kommt dabei so richtig in Fahrt: „Die Straßen sind voll, die Brücken marode. Es muss doch unser Ziel sein, Güter von der Straße auf die Schiene zu verlagern.“ Und jetzt würden auch noch zahlreiche Güterbahnhöfe in der Region geschlossen.

Dabei prognostizieren die Verkehrsexperten laut Voussem eine 40-prozentige Zunahme des Güterverkehrs bis zum Jahr 2050. DB-Mann Lübberink macht für die Bedienungsaufgabe des Güterbahnhofs Euskirchen „das geringe Mengenaufkommen“ verantwortlich. Das würde den Aufwand für die jeweilige Bedienung nicht rechtfertigen. 2015 seien am Güterbahnhof Euskirchen nur 113 beladene Wagen von DB Cargo zugestellt oder abgeholt worden. Das entspreche zwei Wagen pro Woche. Der Stadtverwaltung, die einen Fragenkatalog der SPD-Fraktion zum Thema abgearbeitet hat, liegen andere Zahlen vor. Die stammen laut Sprecherin Silke Winter von DB Cargo. Demnach sind in 2015 genau 175 Wagen (Lübberink nannte 113) abgewickelt worden, also 3,4 pro Woche. Innerhalb von fünf Jahren seien die Umschlagszahlen in Euskirchen auf ein Zehntel zurückgegangen.

2011 seien es noch rund 22 600 und 2015 nur noch knapp 2600 Tonnen gewesen. Eine Bedienung des Güterbahnhofs durch andere Eisenbahnverkehrs-Unternehmen bleibe von der Entscheidung unberührt, so Lübberink: „Die DB Cargo schließt die Güterverkehrsstellen nicht, sondern fährt sie nicht mehr an.“ Nach Informationen der Stadtverwaltung bedienen zurzeit bereits die Dürener Rurtalbahn und die RheinCargo die Strecke Euskirchen–Düren. Nach Angaben der Stadt werde die DB Cargo in Euskirchen ab dem kommenden Jahr ein Gleis weniger von der DB Netz AG anmieten. Der Rest der gemieteten Gleise bleibe, da dort die Waggons für den Gütertransport der Firma Procter&Gamble“ abgestellt würden.

Gleisanschlüsse in Euskirchen

Die SPD-Fraktion wollte von der Stadtverwaltung wissen, welche Rolle die Verladung von Gütern auf die Schiene bei der Vermarktung von Gewerbe- und Industriegrundstücken und der Wirtschaftsförderung spielt. 13 Gütergleise gibt es in Euskirchen.

Bislang werde das Stammgleis im Industriepark am Silberberg (IPAS) nur von der Firma Procter & Gamble genutzt. Eine aktuelle Umfrage bei den Unternehmen vor Ort und bei Kaufinteressenten habe ergeben, dass eine Gleisnutzung im IPAS nicht nachgefragt werde. Daher empfiehlt die Stadtverwaltung, dort auf die Ausweisung einer Gleistrasse zu verzichten.

Für die LEP-Fläche Prime Side Rhine Region sei indes ein Anschluss an das Güterverkehrsnetz der Bahn vorgesehen.

Wegen des Anschlusses des städtischen Industriestammgleises an die Strecke Köln–Euskirchen– Trier bestehe die Möglichkeit, eine Gleistrasse in die LEP-Fläche zu legen. Dies sei auch im entsprechenden Bebauungsplanentwurf enthalten.

Die Gleistrasse im Euro-Park, die vom Euskirchener Bahnhof aus an Betrieben wie BMW-Horn, OBI, Miele, Nestlé Purina, WEBAC und Schenker vorbeiführt, will die Stadtverwaltung aufgeben. Eine Umfrage bei den Betrieben habe ergeben, dass die Unternehmen die Gleistrasse künftig nicht nutzen wollten. Als Gründe seien von den Befragten vorwiegend die „nicht den Kundenwünschen entsprechende und allgemein schlechte Bedienqualität“ genannt worden. (pws)