Nettersheim-Marmagen – 126 – so viele Impfdosen sind nach Angaben von Landrat Markus Ramers am Freitag verfallen. Der Grund: ein Fehler in der Impfstoffverwaltung des Regionalen Impfzentrums in Marmagen.
Eine Charge des Herstellers Biontech drohte innerhalb von weniger als zwei Stunden abzulaufen, so dass kurzfristig „Spontan-Impflinge“ gesucht werden mussten. Es gebe Apotheker, die den Impfstoff sicherlich trotz der um einige Minuten abgelaufenen Frist verimpfen würden. Er könne aber die Entscheidung des Gesundheitsamts, das nicht zu tun, um kein Risiko einzugehen, zu 100 Prozent verstehen. „Das Thema ist nun mal sehr sensibel“, sagte Ramers im Gespräch mit dieser Zeitung.
Aufforderung sprach sich herum wie ein Lauffeuer
Um noch möglichst viele Dosen zu verimpfen, wurden am Freitagmittag Mitglieder der Feuerwehren sowie der örtlichen Gemeinde- und der Kreisverwaltung in Euskirchen mobil gemacht. Wer könne, solle binnen einer Stunde nach Marmagen kommen, um sich impfen zu lassen. Diese Aufforderung sprach sich herum wie ein Lauffeuer.
Zahlreiche Autos aus dem ganzen Kreis machten sich auf den Weg nach Marmagen. „Es ging uns zunächst darum, möglichst viel vom Impfstoff zu retten“, so Ramers, der sich zurzeit in Urlaub befindet, aber in den Entscheidungsprozess eingebunden war. Innerhalb von nur 90 Minuten konnten laut Kreisverwaltung 318 der 444 Impfdosen gespritzt werden.
„Einerseits bin ich froh, dass wir innerhalb kürzester Zeit so viel Impfstoff retten konnten“, berichtete der Landrat. Andererseits kündigte er an, dass jetzt Ursachenforschung betrieben werden müsse, damit sich so etwas nicht wiederhole. Er gehe davon aus, dass es sich um die Verkettung unglücklicher Umstände gehandelt habe. Möglicherweise seien in den vergangenen Tage Impflinge von ihren Terminen zurückgetreten und man habe die Ablaufzeit des Impfstoffs nicht auf dem Schirm gehabt.
Aufarbeitung
Kreisbrandmeister Peter Jonas kündigte an, dass auch bei den Feuerwehren die Sonderimpfung aufgearbeitet wird. Er habe die umliegenden Leiter der Feuerwehren informiert. „Aus meiner Sicht war es besser, dass zu viele Kameraden da waren, als zu wenige. Ich kann aber verstehen, dass manche enttäuscht sind“, so Jonas. (tom)
„Am Impfzentrum gibt es eine gute Fehlerkultur. Wir werden das intern aufarbeiten. Der Fehler ändert nichts daran, dass dort ein unfassbar guter Job gemacht wird“, erklärte Ramers.
Ihm sei bewusst, dass es jetzt Kritik am Vorgehen der Verwaltung geben werde. „Wenn wir den Impfstoff komplett verfallen lassen, kassieren wir einen Shitstorm. Wenn wir auf dem kurzem Dienstweg versuchen, möglichst viele Menschen zu impfen, die vielleicht in der Prioritätsliste nicht ganz oben stehen, kassieren wir ihn auch“, so Ramers. Der Landrat sagte im Gespräch mit dieser Zeitung, dass sogar Ärzte früher nach Marmagen gekommen seien, um bei der Sonder-Impfung zu helfen. Die Mitarbeiter der Nettersheimer Verwaltung seien beispielsweise angesprochen worden, weil sie sich geografisch nahe des Impfzentrums befänden. Es habe eben alles schnell gehen müssen: „Es war unrealistisch, dass wir es schaffen, alle Dosen zu verimpfen.“
Ramers bestätigte, dass es am Impfzentrum chaotisch zuging. Sein Allgemeiner Vertreter Manfred Poth habe sogar zeitweise eigenhändig den Verkehr geregelt und die Autos zurückgeleitet. „Kurzfristig gab es in Marmagen eine Art Verkehrschaos“, so Ramers.
Die für Freitag fest eingeplanten rund 1000 Impfungen haben nach Angaben der Pressestelle des Kreises aber wie vorgesehen durchgeführt werden können.