Vor einem Jahr war die Schulpflegschaft des St.-Angela-Gymnasiums in Bad Münstereifel sauer auf das Erzbistum Köln. Doch das ist Geschichte.
Wiederaufbau nach der FlutAm St.-Angela-Gymnasium in Bad Münstereifel herrscht Zuversicht
Vor einem Jahr noch war Alexandra Kühne, stellvertretende Schulpflegschaftsvorsitzende am St.-Angela-Gymnasium, richtig sauer. Nach der Flutkatastrophe des 14. Juli 2021, bei dem die Schule, die direkt an der Erft liegt, stark beschädigt wurde, ging der Wiederaufbau nur sehr schleppend voran. Schüler mussten noch in einem externen Toilettenwagen, der im Winter auch schon mal einfror, ihre Notdurft verrichten. Die Sporthalle war noch nicht fertig. Und das Außengelände war noch eine einzige Baustelle.
Ein Jahr später ist die Schule, deren Träger das Erzbistum Köln ist, zwar immer noch eine Baustelle. Aber „die Baustellen“ werden immer weniger. Der Toilettenwagen, der von der Schulleitung als unwürdig bezeichnet wurde, ist längst verschwunden, die Turnhalle ist längst wieder geöffnet – und sie wird seit ein paar Wochen auch wieder als Heimstätte für die Erftbaskets in der Basketball-Oberliga genutzt. Auch sonst hat sich viel getan. „Das schwankende Schiff ist wieder auf Kurs“, befindet Kühne beim Treffen ein Jahr später.
Kommunikation des Erzbistums Köln hat sich deutlich verbessert
Im September 2022 war die Situation zwischen Elternschaft und Träger eskaliert. Seitdem hat sich auch die Kommunikation des Erzbistums deutlich verbessert. Die Schulleitung steht in ständigem Kontakt mit dem Träger und dem Bauleiter. Die Eltern erhalten monatlich Elternbriefe mit Neuigkeiten. Schulleitung und Schulpflegschaft tauschen sich regelmäßig aus.
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Aber viel wichtiger: „Der Schulalltag ist wieder da. Alles, was zählt: Es läuft!“, sagt Kühne. Weihbischof Ansgar Puff, der nach der Beschwerde der Schulpflegschaft zugesagt hatte, selbst regelmäßig das Gymnasium zu besuchen und sich zu kümmern, konnte seine Besuche mittlerweile wieder einstellen. „Seit gebaut wird, sind diese Treffen nicht mehr nötig“, gibt Kühne als Begründung an.
Wiederaufbaukosten haben 13 Millionen Euro wohl überschritten
Natürlich ist am „Angela“ noch nicht alles optimal. Es wird auch weiter gearbeitet. Die Wiederaufbaukosten, die vor einem Jahr noch bei 13 Millionen Euro lagen, sind laut Erzbistum wegen des allgemeinen Anstiegs der Baukosten längst Geschichte. Wie teuer es wirklich wird, kann der Träger aber derzeit nicht abschätzen.
Schulleiterin Carolin Neswadba rechnet damit, dass im Verlauf des Jahres 2024, spätestens Anfang 2025, der Altbau saniert ist und die Arbeiten am Neubau 2025 abgeschlossen sind, sodass 2026 nur noch die Fertigstellung des Außengeländes ansteht. Das Erzbistum teilt mit, dass die Arbeit am Außenbereich und an den Sportflächen schon 2025 beginnt. Dass viele Maßnahmen erst starten können, wenn andere abgeschlossen sind, also aufeinander aufbauen, macht die Sache etwas kompliziert.
Grünes Licht für die Baugenehmigung für Altbau-Sanierung in Sichtweite
„Es fehlt noch die Baugenehmigung für die Sanierung des Altbaus, der wie ein Neubau zu betrachten ist“, sagt Alexandra Kühne. Wie die Schulleitung der Schulpflegschaft mitgeteilt hat, ist das „grüne Licht“ für die Baugenehmigung aber in Sichtweite. Erste Arbeiten laufen sogar schon. Elektriker verlegen kilometerweise Kabel. Aber – und auch das sieht die Schulpflegschaft mittlerweile – das alles führt dazu, dass die Schule in einem technisch aktuellen Stand wiederaufgebaut wird.
„Natürlich ist der Schulalltag in einer kaputten Schule nicht schön und erschwert das Schulleben an vielen Stellen“, so Kühne. Die Schulleitung umschreibt diesen Zustand seit der Flut mit den Worten „Unser Schulalltag findet während einer Operation am offenen Herzen statt“. Aber, so Kühne, es gehe Schritt für Schritt voran: „Und mit dem Wissen, dass das St.-Angela-Gymnasium in einem neuwertigen Zustand, mit aktueller Digitalisierung und Ausstattung auf dem neuesten Stand, wiederaufgebaut wird, haben wir Geduld.“
Viele Bereiche des St.-Angela-Gymnasiums werden erneuert
„Welche Schule bekommt zeitgleich so viele Bereiche erneuert?“, fragt sie und zählt auf: die Cafeteria, Kursräume, die Nachmittagsbetreuung Sansibar, das Oberstufenzentrum, die Lerninseln, das grüne Klassenzimmer auf dem Schulhof und die Sportanlagen. Was der Schule momentan dennoch fehlt, ist ihr eigentlicher Mittelpunkt und Begegnungsraum: das Pädagogische Zentrum. „Deshalb ist der Schulalltag noch spürbar anders, der Unterricht findet allerdings ohne Einschränkung statt“, teilt Kühne mit.
Aktuell arbeitet die Schulgemeinschaft daran, das Profilbild der Schule herzustellen und zielgerichtet zu überarbeiten. Als erzbischöfliches Gymnasium ist besonders die soziale Nächstenliebe wichtig. „Wir packen gemeinsam an, wir kommunizieren, sind transparent, sprechen und arbeiten miteinander. Aber auch Respekt und Wertschätzung machen das Profilbild der Schule aus“, sagt Kühne. Einiges davon war besonders in der von Lockdowns und Home-Schooling geprägten Corona-Zeit, aber auch nach der Flutkatastrophe verloren gegangen, wobei auch konstatiert werden muss, dass gerade der Punkt „Wir packen gemeinsam an“ beim Aufräumen vorbildlich funktioniert hat.
Schüler haben in einigen Gremien sogar Mitspracherecht
Die Schülerinnen und Schüler würden als Individuum nach diesem Profilbild gefördert. Jeder einzelne sei Teil der Schulgemeinschaft, so Kühne. Und die Schüler haben auch Mitspracherecht. Mitglieder der Schülervertretung agieren beispielsweise in Sitzungen der Schulpflegschaft und der Schulkonferenz und werden gehört.
„Mein Respekt gilt der neuen Schulleiterin Carolin Neswadba, die das Steuer des St.-Angela-Schiffs zielgerichtet festhält und die Segel setzt, aber auch dem Lehrerkollegium, das die Stellung mit Vertretungs- und Überstunden sowie Klassenfahrten hält“, so Kühne. Dabei fehlt sowohl ein Lehrerzimmer als auch das echte Sekretariat, das im Notbüro arbeitet. „Und auch die Hausmeister müssen immer wieder improvisieren. Aber es läuft alles“, berichtet Kühne.