Wie eine „Mietskaserne“ für den Artenschutz wirkt der Turm.
Nistkästen für Mauersegler und Spatzen hängen an der Wand, an der Rückseite prangt ein großer, von der Biostation in Nettersheim gestifteter Fledermauskasten.
So soll die Eifeler Vogelwelt hoffentlich bald Nachwuchs großziehen.
Bad Münstereifel-Mutscheid – Eigentlich war der Erstbezug so nicht vorgesehen. Doch die Freude bei den Verantwortlichen des Naturschutzbundes (Nabu) ist trotzdem groß. Denn zu den ersten Bewohnern des im Juni fertiggestellten Artenschutzturms in Mutscheid zählte ein Hornissenschwarm, der den eigentlich für Waldkäuze vorgesehenen Nistkasten zweckentfremdet hatte. Die Insekten hatten eine große Kugel ins Holzgehäuse gebaut und waren fleißig unterwegs, um Nahrung für ihre Brut zu beschaffen.
„Hornissen sind sehr nützliche Insekten und streng geschützt“, freute sich Alfred Glener vom Nabu-Vorstand im Kreis Euskirchen, der dem Turm einen Besuch abstattete. Die Tiere seien friedfertig. „Da hättest du mich auch mal anrufen können, um mir das zu erzählen“, schimpfte er scherzhaft mit Andreas Schröder aus Nitterscheid, der die Pflege des Turmes übernommen hat. Schröder ist dem Naturschutz seit vielen Jahren verbunden. Seit 1954 sei er Mitglied im Deutschen Bund für Vogelschutz, der Vorgängerorganisation des Nabu.
1924 erbaut
Die Transformatorenstation in Mutscheid ist 1924 von dem Elektrizitätswerk Berggeist in Euskirchen in Betrieb genommen worden. 7,50 Meter hoch ist der Turm nach den alten Bauplänen. Zwei Zwischenetagen sind im Inneren.
Gebaut wurde er vom Bau- und Stuckgeschäft Gebrüder Zingel aus Euskirchen. Nachdem seine Aufgabe von einem Transformatorenkasten übernommen worden war, übernahm die Nabu-Stiftung „Naturerbe Nordrhein-Westfalen“ 2016 den Turm.
Für den Trafoturm in Füssenich wird noch eine Person gesucht, die sich um das Gebäude kümmert. Interessenten können sich bei der Geschäftsstelle des Naturschutzbundes unter Tel. 0 24 47/ 91 33 05 oder per E-Mail melden. (sev)
vorstand@nabu-euskirchen.de
Ein Herz für Vögel
25 Jahre habe er als Rektor der Grundschule in Mutscheid Vogelkunde unterrichtet, erzählte er. Da sei es für ihn selbstverständlich gewesen, den Turm zu pflegen. Besonders der Vogelschutz habe es ihm angetan. Und so hatte er acht Schwalben-Nester unter dem Dach des ehemaligen Trafoturmes anbringen lassen, die auch schon besiedelt sind. „Am 17. Juni war der Turm fertig, am 27. Juni hatten wir die ersten fünf Mehlschwalben-Nester“, so Schröder.
Wie eine „Mietskaserne“ für den Artenschutz wirkt der Turm. Nistkästen für Mauersegler und Spatzen hängen an der Wand, an der Rückseite prangt ein großer, von der Biostation in Nettersheim gestifteter Fledermauskasten. Für Wanderfalken ist unter der hölzernen Bruthöhle ein Brett angebracht, von dem aus die Jungtiere komfortabel erste Flugversuche unternehmen können. Gleich nebenan hatte Schröder den Nistkasten für Schleiereulen eingebaut, der 15 Jahre in seiner Garage ein von der Vogelwelt unbeachtetes Dasein fristete. „Denen war es dort wahrscheinlich zu laut“, vermutete der Lehrer.
Oberhalb der Holzkästen, in denen die Eifeler Vogelwelt hoffentlich bald Nachwuchs großzieht, bieten Schlitze den Fledermäusen Möglichkeiten, in den Innenraum zu gelangen. An der Decke hängen nach unten offene Holzkästen, in denen sich die Tiere von ihrem anstrengenden nächtlichen Treiben erholen können. „Den Ausbau zum Artenschutzturm hat unser Fledermaus-Experte Markus Thies bewerkstelligt. Er hat darin langjährige Erfahrung“, sagte Glener.
Vier Trafotürme hat der Euskirchener Kreisverband des Nabu in seiner Verantwortung. Zwei davon, der in Füssenich und der in Mutscheid, gehören der Nabu-Stiftung „Naturerbe Nordrhein-Westfalen“. Der Kreisverband hat sich verpflichtet, sie zu pflegen. Während im Trafoturm in Füssenich das Dach erneuert werden musste, sei bei dem Bauwerk in Mutscheid alles in Ordnung gewesen, erläuterte Glener. Eine Turmerweiterung in Füssenich plant Glener mit Hilfe von Schröder. Aufs Dach des ehemaligen Transformatorenhauses soll ein großes Rundgitter, ein alter großer Gartengrill, montiert werden, auf dem Weißstörche ihr Nest bauen können. „In den vergangenen beiden Jahren sind in Vettweiß erfolgreich Aufzuchten gemacht worden. Es liegt nahe, ihnen in der Region eine weitere Nistmöglichkeit anzubieten“, so Glener.