Ein Jahr nach der FlutBeim Fest in Iversheim überwogen die optimistischen Töne
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Bad Münstereifel-Iversheim – Neben dem Kernort war Iversheim im Stadtgebiet von Bad Münstereifel einer der am stärksten vom Erfthochwasser betroffenen Orte. An die 200 Millionen Euro Sachschaden entstanden an kommunalen Einrichtungen, es gab nach Angaben der Stadt fünf Tote.
Bis spät in die Sommernacht gefeiert
Zum Jahrestag überwogen in Iversheim nach dem Innehalten die optimistischen Töne. Entlang der Euskirchener Straße in der Ortsmitte hatten die Anwohner zahlreiche Bierzeltgarnituren und kleine Partyzelte aufgebaut. Am Samstag wurde bis spät in die Sommernacht gefeiert und sich an das Überstandene erinnert.
„Iversheim am 15. Juli, das war eine Naturkatastrophe, keine Strafe Gottes. Und eins war klar: Sie brauchten Geduld, jetzt sofort“, so Judith Weichsel, Evangelische Pfarrerin aus Bad Münstereifel. Zusammen mit Pfarrer Robert Rego von der katholischen Kirche zelebrierte sie zu Beginn der Gedenkfeier ein Jahr nach der Flut einen ökumenischen Gottesdienst am Platz „Am Bloch“.
Etwas anders als die Pfarrerin formulierte es Elisabeth Hanczaryk, die stellvertretende Vorsitzende des Iversheimer Dorfverschönerungsvereins: „Das, was hier passiert ist, war eine Variante der Hölle.“
Neben dem Dank an die vielen Helfer, die Hilfsdienste, die Löschgruppe, das THW, die Bundeswehr, den auch Hanczaryk betonte, formulierte sie diese eindrückliche Erinnerung an das, was vom 14. auf den 15. Juli in Iversheim passierte.
„Ein ganzes Häuserensemble wurde von den Wassermassen der Erft einfach weggerissen, andere Häuser wurden so zerstört, dass sie abgerissen werden mussten“, so Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian. Rund 200 Millionen Euro Sachschaden entstanden alleine für die Stadt: „So gut wie alle Ortschaften waren betroffen, Iversheim mit am schlimmsten.“
Dennoch vermittelte diese Flutgedenkfeier bei allem Rückblick auf Chaos und Leid am Ende ein Gefühl des Optimismus, der Erleichterung und der Dankbarkeit. Das lag wohl auch an Worten, wie sie Stadtverordneter Martin Finder vom Fluthelferorganisationsteam Iversheim fand. „Heute machen wir aus Fremden Freunde“, war sein Motto des Tages, und damit meinte er die vielen Helfer, „die wir nie vergessen werden“.
Riesigen Müllberg abgefahren
Sie unterstützten die Iversheimer bei der Beseitigung der Schäden, oder der Abfuhr des bis zu 500 Meter langen und zehn Meter hohen Müllbergs. Deutlich hob er auch den Einsatz der Jugendlichen hervor: „Sie sind eben nicht die Null-Bock-Generation, sondern die, die mit anpackten und arbeiteten und arbeiteten.“
Dazu kamen die, die mit einer Geldspende beim Wiederaufbau helfen wollten. So konnte am Flutgedenktag der neue Spielplatz eingeweiht werden. Auch die Sanierung der zerstören Erftbrücke ist durch Spendengelder finanziert worden.
Hilfe hat Iversheim auch durch Kölner Karnevalisten erfahren. Die „Appelsinefunke“, wie die Nippeser Bürgerwehr genannt wird, waren durch Verbindungsoffizier Hermann-Josef Lemm und ein kleines Schmölzje auf der Gedenkfeier vertreten. Lemm überreichte Elisabeth Hanczaryk eine junge Hainbuche im Topf: „Das ist ein Bäumchen von 111, die wir Euch zum Anpflanzen in Iversheim schenken. Ihr müsst Euch nur bei uns melden, was Ihr gebrauchen könnt: Eichen, Buchen, Erlen, was auch immer.“
Junge Bäume als Zeichen der Hoffnung
Die „Appelsinefunke“ waren zu 100 – plus der großen Gulaschkanone – für zwei Tage in Bad Münstereifel und einen Tag in Iversheim zum Helfereinsatz. 7500 Bäume haben die Karnevalisten zudem bisher an Ahr und Erft gepflanzt. Ganz im Sinne Martin Luthers, der selbst im Wissen um den bevorstehenden Weltuntergang als Zeichen der Hoffnung noch ein Apfelbäumchen pflanzen wollte.
Und dann gab es nach dem offiziellen Teil viel Live-Musik: Die drei Ralf(ph)s – Ralf Domnik, Ralph Tögel und Ralf Kolvenbach – von der Weilerswist and District Pipe Band spielten Dudelsäcke, der Spielmannszug der KG Iversheim Kölsches, es gab zahlreiche Gesangseinlagen, Musik von Kölner Musikschülern und Rockiges von Johnny The Foxx aus Düsseldorf.
Iversheim, so Bürgermeisterin Preiser-Marian, werde nicht mehr so sein, wie es einmal war: „Aber es wird wieder schön, liebens- und lebenswert.“ Am Ende der Flutgedenkfeier und der vielen kleinen Feiern und Feste der Iversheimer ist man davon überzeugt.