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Diskussion über Leverkusener StadtteileManfort soll seine alten Grenzen erhalten

Lesezeit 3 Minuten

Gefühlt gehört der Manforter Hof seit eh und je zu Manfort. Offiziell liegt er zurzeit aber in Wiesdorf.

Leverkusen – Zwar fühlen sich die Opladener innerhalb Leverkusens immer als die eigentlichen Opfer der kommunalen Neugliederung von 1975 und trauern traditionell und hingebungsvoll ihrer Zeit als Kreisstadt nach. Die Manforter hat es aber viel schlimmer erwischt: Sie sind sogar ihres Zentrums beraubt worden.

Denn seit 1961 – da regierte Opladen noch seinen Rhein-Wupper-Kreis – gehören der Lindenhof, der Manforter Hof und der Konrad-Adenauer-Platz wie auch die früheren „Manforter Berufsschulen“ auf Beschluss des Leverkusener Stadtrates zu Wiesdorf. War zuvor die Haberstraße Grenze zwischen den Stadtteilen, ist es seitdem die Autobahn Oberhausen–Köln.

Vielen ganz unbekannt

Das ärgert viele alte Manforter, andere wissen gar nicht um diese Grenze. Die Ratsgruppe Die Linke hat das Thema nun in einem Antrag thematisiert, der im zuständigen Stadtteilgremium, der Bezirksvertretung I, auf breite Zustimmung gestoßen ist.

Und ganz ohne weiteres Zutun der Linken, die in der Sitzung wieder einmal nicht dabei waren, wurde ihrem Wunsch entsprochen: Die Haberstraße, an deren Höhe ohnehin sein Schild an der Rathenaustraße den Beginn Manforts verkündet, soll in Zukunft wieder die Grenze verlaufen. So der Beschluss der Bezirksvertreter entgegen dem Vorschlag der Verwaltung.

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Die hatte den Vorgang zuvor historisch und bürokratisch gründlich prüfen lassen. Wozu hat man schließlich ein Katasteramt und ein Archiv?

Die kamen bei ihrer Recherche zu der Erkenntnis, dass es in der Vergangenheit nie so eindeutig definierte Grenzen für Manfort gegeben habe, ja dass Manfort eigentlich ja auch nie ein selbstständiger Ort gewesen sei, eher eine Hofanlage zwischen Wiesdorf und Schlebusch, ein mittelalterlicher Hof namens „manvort“, der 1325 erstmals urkundlich erwähnt wurde und der südöstlich des heutigen Konrad-Adenauer-Platzes lag.

Seit preußischen Zeiten politisch zu Wiesdorf gehört

Während andere Leverkusener Stadtteile ihre Grenzen aus ihrer Zeit als selbstständige Gemeinden ableiten, war Manfort das nie. Seit preußischer Zeit gehörte es politisch zur Gemeinde Wiesdorf. Als die Ortsteile Schlebusch-Bahnhof, Manfort und Wiesdorfer Heide selbstständig werden wollten, lehnte die preußische Regierung dies 1898 ab und verfügte drei Jahre später ihre gemeinsame Bezeichnung als Manfort – zur Gemeinde Wiesdorf gehörig. Und auch als die Stadt Leverkusen 1930 entstand wurden als Stadtteile zwar Wiesdorf, Bürrig, Rheindorf, Schlebusch und Steinbüchel erwähnt, nicht aber Manfort.

Erstmals geschah dies erst 1960 wieder anlässlich einer Volks- und Berufszählung im folgenden Jahr – allein aus statistischen Gründen. Die 13 Stadtteile und 16 statistischen Bezirke sind der Stadt Leverkusen, wie sie seit 1975 besteht, immer noch wichtig mit ihren demografischen und sozioökonomischen Daten. Die Identität des Stadtteils Manfort aber wird von seinen Bewohnern völlig anders wahrgenommen.

Auch wenn der Bau der vierspurigen Gustav-Heinemann-Straße den Stadtteil vergewaltigt hat und der Konrad-Adenauer-Platz als Zentrum nicht wirklich zum Verweilen taugt, wird er als Mitte Manforts wahrgenommen. „Und diese Identität ist einfach wichtiger als die amtliche Statistik“, schlussfolgerte Jonas Berghaus (SPD). „Wir müssen dem Rechnung tragen und den Bürgern eine Heimat geben“, formulierte es Wolfgang Berg von den Grünen ebenso emphatisch.

Klare Neuregelung gewünscht

Einstimmig erging am Ende ein Prüfauftrag an die Stadtverwaltung. Sie soll regeln, wie die Haberstraße wieder dauerhaft die Grenze zwischen Manfort und Wiesdorf bilden kann. Preußisch korrekt und bürokratisch einwandfrei. Immerhin gehe es hier um ein Drittel der Fläche von Manfort, räumt auch Michael Molitor für die Verwaltung ein. Jetzt muss aber noch der Rat der neuen alten Grenze zustimmen.