Die Manforter an sich haben es schon nicht leicht. Ihr Stadtteil ist von Straßen und Schienentrassen brutal zerschnitten worden, zeichnet sich vor allem durch ebenso üppige wie unschöne Gewerbegebiete aus, musste jüngst erst seine evangelische Kirchengemeinde abgeben und hat nicht einmal mehr ein richtiges Zentrum. Aber auch keine richtige Grenze, wie die Ratsgruppe Die Linke nun festgestellt hat.
Friedhof liegt in Wiesdorf
Die Linke forschte nach, wie es dazu kommen konnte, und wurde im Jahr 1961 fündig. Da wurde per Ratsbeschluss die Grenze zwischen den Stadtteilen Manfort und Wiesdorf neu festgelegt. War bis dahin die Haberstraße die Westgrenze Manforts, ist es fortan die Autobahn A 3 geworden. Und der Konrad-Adenauer-Platz, bis heute „gefühltes Zentrum“ von Manfort wurde ebenso Wiesdorf zugeschlagen wie der Manforter Friedhof, der bis heute so so heißt, und der „Manforter Hof“, der immer noch Fixpunkt des Manforter Vereinslebens ist.
Um die Verwirrung komplett zu machen, stehen auf der Rathenaustraße bis heute Hinweisschilder, hier beginne der Stadtteil Manfort. Da ist es auch kein Trost, dass der Bahnhof „Leverkusen-Schlebusch“ mitten in Manfort liegt. Irgendwann soll nach der Aktion „Gemeinsam leben in Manfort“ in Zukunft auch ein Projekt Soziale Stadt hier starten. „Bereits jetzt werden Pläne für die Schaffung eines neuen künstlichen Stadtteilzentrums gehegt, den Kirmesplatz an der Scharnhorststraße, welches in Manfort angeblich fehlt“, haben die Ratsherren Björn Boos und Keneth Dietrich in Erfahrung gebracht, die dafür aber Aufkleber „Wir in Manfort“ in Schaufenstern am Konrad-Adenauer-Platz vorfanden. Ihr Fazit: Die Grenzziehung zwischen den Stadtteilen entsprich nicht der Lebenswirklichkeit vieler Einwohner, der Konrad-Adenauer-Platz sollte ebenso wie das Jugendhaus Lindenhof in die weitere Planung für Manfort einbezogen werden, folglich müsse die Stadtteilgrenze wieder zurück in Richtung Westen verschoben werden. „Leider scheint es nicht mehr möglich zu sein, den Verlauf der alten Stadtteilgrenze exakt nachzuvollziehen“, schrieben die Linken in ihrem Antrag für den Stadtrat. „Dies sollte jedoch kein Grund dafür sein, Grenzen, die der positiven Entwicklung eines Stadtteils im Wege stehen, beizubehalten.“
Sie sind sich sicher: „Die Planungen für Manfort werden im Ganzen ihr Ziel verfehlen, wenn man sich dabei mit einem Stadtteil beschäftigt, der in seinen Grenzen so nur auf dem Papier und nicht in den Köpfen der Bürger und Bürgerinnen existiert.“
Wo nun genau die Linie von der Stadtgrenze über den Friedhof bis hin zum früheren Hallenbad an der Dhünn die Grenze gezogen werden solle, könnte mit einer Befragung der dort lebenden Einwohner geklärt werden, schlagen die beiden Linken-Vertreter vor. „In jedem Fall wäre es wichtig, die Grenze so zu ziehen, dass zumindest die historisch eindeutig zu Manfort gehörenden Orte wieder Teil des Stadtteils werden.“
Stadtrat soll entscheiden
Am 18. März wird sich zunächst der Ausschuss für Stadtplanung mit dem Antrag befassen. Eine Woche später folgt die Bezirksvertretung I, bevor der Stadtrat am 8. April darüber entscheidet. Derweil verteilt „Die Linke Lev“ innerhalb der alten Manforter Grenzen ein Faltblatt um auf ihr Anliegen aufmerksam machen.
WISSEN SIE, WO MANFORT AUFHÖRT UND WIESDORF ANFÄNGT?
DIE UMFRAGE
Wo beginnt und wo endet Manfort eigentlich? Die Antwort auf diese Frage ist nicht so klar, wie man meinen sollte. Vor allem der Übergang zwischen Manfort und Wiesdorf sorgt für viel Verwirrung (siehe Bericht oben).
Wir haben uns an der Grenze rund um die A 3, der offiziellen Trennmarke zwischen Manfort und Wiesdorf, umgehört, wo die Passanten Anfang und Ende des Stadtteils sehen.
Um das zentrale Ergebnis vorwegzunehmen: Niemand der angesprochenen Leverkusener Bürger verortete Manfort entsprechend seiner offiziellen, auf einen Ratsbeschluss von 1961 zurückgehenden Grenzen. (mxs)