Mehr als 17 Jahre haben Verkehrsteilnehmer im vergangenen Jahr auf den Autobahnen in NRW im Stau gestanden. Das hat der ADAC errechnet. Ein Trost: Im Jahr vor Corona war es sogar noch schlimmer.
ADACNRW bleibt bundesweit Stauland Nummer Eins
![Ein alltägliches Bild: Stau und stockender Verkehr auf der Autobahn A3 zwischen Köln und Leverkusen](https://static.rundschau-online.de/__images/2025/02/05/728967c2-42cc-4f5a-a1a1-a58cd3d177fc.jpeg?q=75&q=70&rect=0,366,4000,2250&w=2000&h=1324&fm=jpeg&s=418f1be4509e22786ee5d2fbc8055ca5)
Stau und stockender Verkehr auf der A3 bei Köln: der Abschnitt gehört laut ADAC zu den Top-Stauschwerpunkten in NRW.
Copyright: Johannes Giewald/ADAC Nordrhein
2024 haben Verkehrsteilnehmer 11.350 Stunden länger auf Autobahnen in Nordhein-Westfalen im Stau gestanden als 2023. Das hat der ADAC in seiner aktuellen Staubilanz errechnet. Demnach summierte sich auf den rund 2250 Autobahnkilometern die Dauer aller Verkehrsstörungen auf 154.964 Stunden. Das seien rund acht Prozent mehr als 2023 (143.606 Stunden), so der Automobilclub. Autofahrer steckten damit in der Addition fast 6457 Tage in Stau und stockendem Verkehr fest (2023: 5984 Tage). In zehn von zwölf Monaten (Ausnahme Juni/August) hätten die Staustunden deutlich über den Vorjahreswerten gelegen. Die Stauzeit nähere sich weiter dem Wert von 2019 vor der Corona-Pandemie an. Damals betrug die Staudauer 170.500 Stunden (7104 Tage). Insgesamt zählte der ADAC auf den NRW-Autobahnen 2024 rund 172.000 Staus (2023: 167.000). Die Gesamtlänge aller gemeldeten Verkehrsstörungen stieg um sechs Prozent auf fast 271.000 Kilometer (2023: 255.500). Die Stau-Belastung (räumlich-zeitliche Stau-Ausdehnung) lag bei 674.183 Kilometer mal Stunden und nahm damit um fast 14 Prozent zu, heißt es in der Statistik.
Im November 685 Baustellen auf den NRW-Autobahnen
Bundesweit bleibt Nordrhein-Westfalen mit großem Abstand Stauland Nummer eins. Ein Drittel aller Stauereignisse entfiel 2024 auf NRW. Dahinter folgen Bayern (17 Prozent) und Baden-Württemberg (neun Prozent). Auch bei den Staukilometern (31,5 Prozent) und Staustunden (34,6 Prozent) hatte Nordrhein-Westfalen unverändert den größten Anteil. Im Tagesverlauf traten 2024 unter der Woche vor allem zwischen 7 und 10 Uhr sowie zwischen 15 und 19 Uhr die meisten Staus auf. „Über Jahrzehnte wurde zu wenig in die Verkehrsinfrastruktur investiert. Das fällt uns jetzt auf die Füße. Der Sanierungsbedarf auf den Fernstraßen ist gewaltig“, erklärt Verkehrsexperte Prof. Dr. Roman Suthold vom ADAC in NRW.
Im vergangenen Jahr befanden sich laut ADAC bis zu 66 Prozent der bundesweiten Autobahnbaustellen in Nordrhein-Westfalen. Zum Vergleich: Nur ca. 17 Prozent aller deutschen Autobahnkilometer liegen in NRW. Von Mai bis Dezember 2024 gab es auf den NRW-Autobahnen mehr als 600 Baustellen pro Monat (Spitzenwert November: 685 Baustellen). „Pendler fahren oft von einer Baustelle in die nächste. NRW versinkt mehr und mehr im Stau“, erklärt Suthold. Allerdings seien die Sanierungsmaßnahmen alternativlos. „Bauzeit bleibt Stauzeit. Viel Geduld und starke Nerven brauchen Autofahrer in NRW leider auch in den kommenden Jahren“, blickt der Verkehrsexperte voraus.
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Meiste Staus auf der A1, längste Verzögerungen auf der A3
Besonders belastet waren in NRW im vergangenen Jahr diese zehn Autobahnen: A1, A2, A3, A4, A40, A42, A46, A52, A57 und A59. Auf der A1 zählte der ADAC mit 16.967 Meldungen die meisten Staus und mit 40.195 Kilometern auch die größte Staulänge. Am meisten Zeit im Stau verbrachten Autofahrer auf der A3 (18.723 Stunden). Auch bei der Stau-Belastung (Dauer eines Staus mal Länge) erreichte die A3 mit 112.930 Kilometer mal Stunden den Höchstwert. Der Autobahnabschnitt mit den meisten Stauereignissen war laut der Statistik des Automobilclubs erneut die A42 zwischen Dortmund und Kamp-Lintfort (13.907 Meldungen). Die in Summe längsten Staus gab es mit 22.126 Kilometern auf der A3 zwischen Köln und Oberhausen. Hier brauchten Autofahrer auch die meiste Geduld (Staudauer: 11.461 Stunden). Gemessen an der Stau-Belastung waren die Auswirkungen für die Verkehrsteilnehmer auf der A3 zwischen Köln und Oberhausen mit 71.836 Kilometer mal Stunden ebenfalls am größten. Die A40 zwischen Duisburg und Essen erreichte bei der Anzahl der Staustunden je Kilometer Autobahn wie schon 2023 den NRW-Höchstwert (287).
Längster Stau mit 50 Kilometern am 17. Januar auf der A4 zwischen Köln und Aachen
Den längsten Stau in NRW gab es am 17. Januar auf der A4 zwischen Köln und Aachen. Aufgrund des Wintereinbruchs mit starkem Schneefall staute es sich in beiden Richtungen auf mehr als 50 Kilometern. Bundesweit zählte der ADAC 2024 rund 516.500 Verkehrsstörungen auf deutschen Autobahnen (plus 3 Prozent). Die gemeldeten Staulängen summierten sich demnach auf etwa 859.000 Kilometer Stau und stockenden Verkehr (minus 2 Prozent). Die registrierten Staustunden beliefen sich laut ADAC auf fast 448.000 Stunden (plus 5 Prozent). Auf den Fernautobahnen A1 bis A20 und A24 ermittelte der Automobilclub in Summe eine Staudauer von 233.000 Stunden. Betrachte man die Staudauer der einzelnen Fernautobahnen im Verhältnis zur jeweiligen Länge der Autobahn, lag 2024 die A12 (81 Staustunden je Staukilometer) vor der A8 (53), der A3 (51) und der A11 (48).
Das waren laut ADAC die Top-Stauschwerpunkte 2024 in NRW
A3 Oberhausen - Köln: 175 Staustunden je Autobahnkilometer
A2 Oberhausen - Dortmund: 161 Staustunden je Autobahnkilometer
A1 Münster - Dortmund: 113 Staustunden je Autobahnkilometer
A1 Dortmund - Köln: 99 Staustunden je Autobahnkilometer
A1 Köln - Euskirchen: 67 Staustunden je Autobahnkilometer
A4 Aachen - Köln: 65 Staustunden je Autobahnkilometer
Das fordert der ADAC in NRW für die Zukunft
1. Verkehrsträgerspezifische Finanzierungsfonds einführen. Ohne Finanzierungssicherheit läuft das Sanierungstempo dem Sanierungsbedarf weiter hinterher
2. Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigen
3. Funktionsbauverträge stärker nutzen, d. h. Planung und Bau einem Auftragnehmer übertragen
4. Autobahn GmbH, Straßen.NRW und Kommunen müssen Baustellen besser abstimmen
5. ÖPNV zukunftsfähig aufstellen