Leverkusen – Baudezernentin Andrea Deppe nennt es „Wehwehchen“, Sabine Newzella „erhebliches Problem“: Der Umbau des Busbahnhofs sorgt auf dem Rialto-Boulevard und nebenan inzwischen für sehr schlechte Stimmung.
Umso mehr, als die sehr schnell angelaufene Baustelle nun doch nicht so schnell abgewickelt werden wird wie geplant: Niemand will der Stadt das aufregende Dach bauen. Ein erster Ausschreibungsversuch ist daneben gegangen. Ob es im zweiten Anlauf klappt, steht dahin. Was das bedeutet, erklärte Deppe am Montag auf dem Neujahrsempfang der City-Werbegemeinschaft: „Wir sind mit drei, vier Monaten in Verzug.“
Entsetzen bei Händlern
Die Dezernentin löste damit Entsetzen bei der Bäckerei- und Café-Chefin aus. „Wir sprechen von 25 Prozent weniger Umsatz, mindestens“, berichtete Newzella. Den Kollegen gehe es nicht besser. Die Erklärung: Weil die Bushaltestellen auf die Umgebung aufgeteilt wurden, „fehlt uns jetzt die Laufkundschaft“. Sie habe schon Leute entlassen müssen, bedauerte die Unternehmerin. Die Einbahnstraßenregelung am Wiesdorfer Busbahnhof erschwere die Lage zusätzlich.
Zu ändern ist das erst mal nicht. Die zweite Ausschreibung für das Dach, ohne das der Busbahnhof nicht komplett ist, hat noch keine Ergebnisse erbracht. Warten und Bangen und Durchhalten, das ist die Devise für die Geschäftsleute rund um das Herzstück des öffentlichen Verkehrs in Wiesdorf. Wobei der neue Busbahnhof erst der Anfang ist. Danach kommt ein neues Bahnhofsgebäude; zudem hat sich der Düsseldorfer Investor Gevi große Teile des Geländes südlich davon gesichert und will sehr viel bauen.
Baudezernentin blickt weit in die Zukunft
Das alles wird sich noch Jahre hinziehen: Für das neue Bahnhofsgebäude muss erst einmal das RRX-Gleis gelegt werden. Wie schnell die Deutsche Bahn voran kommt, muss sich zeigen: Zwischen Düsseldorf und Leverkusen gibt es schwierige Stellen. Insofern blickte die Baudezernentin recht weit in die Zukunft, als sie im Kaufhof das Konzept für Wiesdorf skizzierte.
Frank Schönbergers Agenda umfasst dagegen die kommenden Monate. Der Vorsitzende der Werbegemeinschaft muss versuchen, den Wochenmarkt zu beleben. Der leide darunter, dass seine Beschicker nach und nach in Rente gehen und keine Nachfolger finden – „das ist ja auch ein harter Job“. Doch es gelte, die Attraktivität zu sichern, „weil der Markt Leute in die Stadt bringt“, so Schönberger. Deshalb richtet sich der Blick ins Bergische Land: Die Werbegemeinschaft will dort Betreiber von Hofläden ansprechen und nach Wiesdorf locken.
Eine andere Baustelle sind die Feste, die Anlass sein müssen für verkaufsoffene Sonntage. Das sei „noch steigerungsfähig“, räumte Schönberger ein. Aber beim Veranstalter Ott wähnt sich die Werbegemeinschaft in guten Händen. Punkt drei auf der Kaufleute-Agenda ist nicht neu, aber immer dringlicher: das Internet. Bürgermeister Bernhard Marewski ließ Siri zu Wort kommen. Die Empfehlungen von Apples Assistentin können die alteingesessenen Händler nicht glücklich machen: Siri hatte nur Ketten auf dem Schirm. Das heißt: Der lokale Einzelhandel muss präsenter werden. Sonst gibt es bald in der ganzen City nicht nur Wehwehchen, sondern ein erhebliches Problem.