Verteidigungsminister Boris Pistorius hat beim Antrittsbesuch in der Tomburg-Kaserne in Rheinbach die Cybertruppe inspiziert. Landrat Schuster nahm Kontakt wegen des Bonn-Berlin-Ausgleichs auf.
Cybertruppe ist gefechtsbereitSo lief der Besuch des Verteidigungsministers in Rheinbach
Als die schwarzen Limousinen mit Verteidigungsminister Boris Pistorius in die Tomburg-Kaserne in Rheinbach rollten, standen die verschiedenen Einheiten der Cybertruppe aus Rheinbach, Euskirchen, Gelsdorf und Gerolstein schon bereit, um ihre Technik vorzuführen. Hier konzentriert sich das geballte Wissen zur elektronischen Datenverarbeitung und Kommunikation der Bundeswehr, samt der Kenntnis über Geländeverlauf und Wetter. So wie sie derzeit die Grenze der Ukraine zum Westen hin mit schützten, könnten diese Soldaten aber auch im Feld blitzschnell modernen Kommunikationsfunk aufbauen und auch stören.
Nach der Begrüßung durch Vizeadmiral Thomas Daum als Inspekteur „Cyber- und Informationsraum“ (CIR) in Bonn machte der Minister die Runde. Mit ihrem Projektleiter aus Koblenz führte ein Trupp ein "KNW" vor, ein Kleinnetzkraftwerk. Das sind zwei Rucksäcke von je 25 Kilogramm Gewicht, in denen auch jeweils zehn Handys stecken. Vor allem aber die gesamte Technik, um eine LTE-Zelle von etwa einem Kilometer Reichweite für Handyverbindungen aufzubauen samt der drei Meter hohen Antenne aus Kevlar, also nicht leitend. "Der Mast wird wie ein Klickarmband ausgerollt und steht dann", erklärte der Chef des Trupps. Wenn die Akkus voll sind, reicht das für zwei Stunden.
Für den Minister legten sich die Jungs aus Rheinbach richtig ins Zeug. Fünf statt zehn Minuten wollten sie für den Aufbau schaffen. "Genauso schnell ist alles auch wieder verstaut, und es kann weitergehen."
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Einer der Kameraden, ein 36-Jähriger, der jeden Morgen mit dem Fahrrad aus einem Stadtteil von Rheinbach zum Dienst kommt, berichtete von seinem Quereinstieg: "Nach der Realschule habe ich Koch gelernt, bin dann aber zu den Fallschirmjägern gekommen und habe mich zunächst für acht Jahre verpflichtet." Aus Rostock stammt er, seine Ausbildung hat er in Bayern erhalten, nun lebt er glücklich im Rheinland.
25 Kilogramm für den Rucksack ist nicht alles, was der Kamerad im Einsatz zu tragen hat: "Da kommen auch noch Waffe und Magazine mit Munition dazu."
Zivil hat diese Technik bei der Flutkatastrophe schon geholfen. Im Ahrtal hatte die Bundeswehr Funknetze aufgebaut und von Rheinbach aus betrieben. Der 36-Jährige war als Helfer im Einsatz: "Tagsüber in Odendorf und Oberdrees, nach Feierabend bei Freunden in Dernau."
Wie das mit Waffen ausschaut, führte eine Einheit vom Informationstechnikbataillon 281 aus Gerolstein vor. So erhielt der Verteidigungsminister nach und nach eine Einweisung in alle wichtigen militärischen Kommunikationssysteme - auch die satellitengestützten. Pistorius erlebte ein Einsatzkamerateam in Aktion und probierte den Lautsprecher eines Eagle IV, eines geschützten Führungs- und Funktionsfahrzeugs.
Solche Fahrzeuge sind für die Truppe so wichtig, wie der Störpanzer CG20, die "Hummel", der dazu da ist, einen Konvoi mit einer elektromagnetischen Glocke zu umgeben und so vor Sprengstofffallen zu schützen. Solche Sprengfallen - mechanische wie elektronische - sind dem Verteidigungsminister in einem Zelt vorgestellt worden. Letztlich drehte Pistorius mit einem Gefechtsfahrzeug eine Runde durch die Kaserne. Die Technik an Bord kann die Kommunikation eines gegnerischen Camps lahmlegen.
Lokalpolitiker trafen Pistorius
Landrat Sebastian Schuster war extra in die Tomburg-Kaserne gekommen und wartete an der Seite von Rheinbachs Bürgermeister Ludger Banken und Roland Obersteg, dem Chef des Stabes für das Kommando CIR, auf eine Gelegenheit, mit dem Verteidigungsminister zu sprechen. "Mir geht es um das Bonn-Berlin-Gesetz und die Öffnungsklausel", sagte Schuster der Rundschau: "Frau Geywitz hat da schon mehr Schwung reingebracht als Herr Seehofer." Er meint damit Klara Geywitz als Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen im Gegensatz zu Horst Seehofer, der Minister des Innern, für Bau und Heimat war. Ein Ergänzungsvertrag, so Schuster, sei zwar "juristisch schwierig", aber er könne den "Rutschbahneffekt in Richtung Berlin" vielleicht stoppen. Weniger als ein Dritte des Bundespersonals sei noch da. "Für uns sind die Hardhöhe und die Bundeswehrstandorte in Rheinbach und Siegburg aber wichtig."
Schuster lobte die Bundeswehr als verlässlichen Partner, der dem Rhein-Sieg-Kreis sowohl während der Pandemie als auch nach der Flut unterstützt habe.
Ludger Banken: "Ich freue mich über den Besuch des Ministers, weil er von der ministerialen Wahrnehmung von Rheinbach zeugt. Die Stadt Rheinbach hat eine gute Beziehung zur Bundeswehr."
Zum CIR gehören laut Obersteg mit Gelsdorf und den beiden Kasernen in Euskirchen etwa 5000 Dienstposten, etwa 1000 davon in Rheinbach. Das Personal wird aufgestockt. Um wieviele Köpfe, soll nicht gesagt werden. Allerdings geht es um eine Investition von 1,5 bis zwei Milliarden Euro in den kommenden sechs bis acht Jahren, von denen etwa eine halbe Milliarde nach Rheinbach fließen werde.
Minister Pistorius wandte sich am Schluss seiner Runde an die Mitarbeiter und Soldaten in der Kaserne. Dabei sagte er: "Wenn Sie nicht da wären, könnten alle anderen ihre Arbeit nicht machen."