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Rheinbach erstattet AnzeigeJugendliche zündeln an der Tomburg – meterhohe Stichflamme

Lesezeit 3 Minuten
Dieser Ausschnitt des nur wenige Sekunden langen Videos zeigt, wie die Jugendlichen das Benzin verschütten und anzünden

Dieser Ausschnitt des nur wenige Sekunden langen Videos zeigt, wie die Jugendlichen das Benzin verschütten und anzünden.

In einem besorgniserregenden Vorfall, der sich an der Tomburg ereignete, haben Jugendliche in dem stillgelegten Burgbrunnen mit entzündetem Benzin eine gefährliche Stichflamme erzeugt

Mehrere Jugendliche stehen auf dem stillgelegten Brunnen der Tomburg, einen Benzinkanister zwischen den Beinen. Dann geht alles ganz schnell. Der Kraftstoff wird ausgegossen und entzündet. Die Stichflamme schießt meterhoch und vollkommen unkontrolliert in den Nachthimmel. Ein Video von diesem Vorfall wurde über soziale Medien im Internet veröffentlicht.

Stadt Rheinbach erstattet Anzeige

Die Stadt Rheinbach fand das alles gar nicht witzig und hat inzwischen Anzeige gegen unbekannt erstattet. Bei dem besorgniserregenden Vorfall seien nicht nur die umliegenden Bäume versengt worden und damit städtisches Eigentum, sondern auch die Sicherheit der bewaldeten Umgebung gefährdet worden. „Es ist erschütternd zu sehen, wie leichtfertig mit der eigenen Sicherheit und der Umwelt umgegangen wird“, sagte Daniela Hoffmann, Erste Beigeordnete der Stadt.

Die Tomburg-Ruine wurde 2017 renoviert. Dazu wurden Mauern freigelegt, heruntergefallene Reste des gesprengten Bergfrieds wurden auf brauchbare Steine untersucht, die zum Aufstocken der Mauern verwendet wurden.

Die Tomburg-Ruine wurde 2017 renoviert. Dazu wurden Mauern freigelegt, heruntergefallene Reste des gesprengten Bergfrieds wurden auf brauchbare Steine untersucht, die zum Aufstocken der Mauern verwendet wurden.

„Wir appellieren an alle Jugendlichen, verantwortungsbewusst zu handeln und die Gefahren solcher Aktionen zu erkennen. Es gibt viele Möglichkeiten, Spaß zu haben, ohne sich und andere in Gefahr zu bringen.“ Die Stadtverwaltung kündigte Maßnahmen an, um die Sicherheit an der Tomburg zu gewährleisten und die Öffentlichkeit über die Risiken solcher Handlungen aufzuklären. Anwohner und Gäste der Anlage sollen verdächtige Aktivitäten melden und gemeinsam für einen respektvollen Umgang mit der denkmalgeschützten Burgruine und dem Naturschutzgebiet Tomberg sorgen.

Rund um Rheinbachs Wahrzeichen trüben mutwillige Zerstörungen seit Jahren das Bild. Die Stadt, der die Burg und der umgebende Wald gehören, steht dem Vandalismus macht- und fassungslos gegenüber. Schon 2011 hatte der damalige Bürgermeister Stefan Raetz damit gedroht, den Zugang zu dem historischen Gemäuer sperren zu lassen.

Sperrung war immer wieder ein Thema

Der Verwaltungschef reagierte damit auf Hinweise eines Meckenheimer Bürgers, der zum wiederholten Male auf Sicherheitsrisiken im Umfeld der Burgruine aufmerksam gemacht hatte, aber auch an die Adresse der Verantwortlichen von einem „vernachlässigten Kulturdenkmal“ sprach. Zwischen 2017 und 2018 wurden Teile der historischen Anlage aufwendig saniert, zahlreiche Mauern in Teilen wiederhergestellt. Insgesamt wurden rund 200 000 Euro investiert, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz gab Gelder, ebenso der Landschaftsverband Rheinland, die NRW-Stiftung und private Förderer wie die Tomburg-Ritter.

2018 gründete sich ein Freundeskreis, um Arbeiten an der 1473 zerstörten, aber nach wie vor weithin bekannten Sichtmarke zu fördern. Sie ist ein Wahrzeichen und Markenzeichen der Region, und für für viele Menschen aus der Gegend ein Identifikationsobjekt. Im Januar 2019 hatten sich Vertreter der Stadt Rheinbach, des Landschaftsverbandes und des Freundeskreises auf der Tomburg getroffen, um die Verkehrssicherungspflicht der Stadt zu erörtern. Die Verantwortlichen sahen ein erhöhtes Haftungsrisiko.

Gefahr an der Abbruchkante

Daher stellte sich insbesondere die Frage nach einer Absturzsicherung an den Plateaurändern und entlang des Aufgangs durch den Wald. Immer wieder wurde beobachtet, dass Besucher ungeachtet der Absturzgefahr auf den Mauerkronen herumlaufen; hier beträgt die Fallhöhe drei bis vier Meter. An der Abbruchkante zum Steinbruch geht es sogar 30 Meter in die Tiefe, an einer anderen Stelle geht es, nur durch eine schmale Buschreihe kaschiert, noch tiefer hinunter; hier besteht Lebensgefahr.

Spektakulär war 2016 die Rettung eines Jugendlichen, der auf einen Vorsprung des altes Bergfrieds geklettert war und dort, in 13 Metern Höhe, vom Regen überrascht wurde, so dass er über die nassen und moosbewachsenen Steine nicht mehr zurückkonnte. Ein Bergrettungsteam der Feuerwehr Hennef-Söven brachte ihn in Sicherheit.