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NRW-Bauministerin„Man kann das alles nicht in Worte fassen“

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Im Rheinbacher Krisenzentrum traf Bauministerin Ina Scharrenbach mit Landrat Schuster zusammen.

Rheinbach – „Man kann das alles nicht in Worte fassen, selbst der Ausdruck ,verheerend’ trifft es nicht!“, gab Heimatministerin Ina Scharrenbach (CDU) offen zu. Sie besuchte gestern gemeinsam mit Landrat Sebastian Schuster (CDU) Rheinbach und Swisttal, um sich ein Bild von den Schäden im Zusammenhang mit dem Starkregen vom 14. und 15. Juli zu machen. Jetzt müsse man für schnelle Hilfe sorgen und schauen, dass es keine Obdachlosen gebe. Auch die Infrastruktur müsse wieder schnellstmöglich in Gang gebracht werden. Dazu gehören auch die beiden Rathäuser in Rheinbach und Ludendorf, die beide durch die Flutwelle im wahrsten Sinne des Wortes abgesoffen sind. „Die Bürger brauchen unbedingt eine Anlaufstelle für ihre Sorgen, Nöte und Probleme, die sie nun unweigerlich haben“, wusste Scharrenbach. Erfreulich sei es aber auch zu sehen, dass der Zusammenhalt in der Bevölkerung unglaublich hoch sei und dass auch die Zusammenarbeit der verschiedenen Hilfsorganisationen hervorragend funktioniere. Sie wolle dafür sorgen, dass die Hilfe so schnell wie möglich vor Ort ankomme: „Jetzt räumen wir auf, dann bauen wir auf, aber das wird dauern.“

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„Wir freuen uns, dass die Ministerin hier ist, denn das zeigt, dass sie uns nicht vergessen hat“, sagte Ludger Banken im Kreis der Feuerwehrkameraden, von denen jedoch während seiner Ansprache gleich ein Dutzend zum nächsten Einsatz mit der Drehleiter und einem Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug ausrückten. Elf Einsätze waren in dem Moment gerade aktuell abzuarbeiten, erfuhr die Ministerin im Lagezentrum vom stellvertretenden Wehrleiter Jörg Kirchhartz. Auch hier klappe die Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr, Bundeswehr, Polizei, Technischem Hilfswerk, den Maltesern und der Stadtverwaltung hervorragend. Der Besuch der Ministerin zeige auch deren Wertschätzung für die Kameraden aus den verschiedenen Hilfsorganisationen, die einen phänomenalen Job geleistet hätten. Die Stadt hat im zweiten Obergeschoss des Feuerwehrgerätehaus ein „Ersatzrathaus“ in einem Besprechungszimmer eingerichtet. Mit zwölf Stühlen an zwei großen Tischen mit einigen Laptops, einem Drucker, einem Aktenschrank, einem Dutzend Postkörbchen und einem unglaublichen Kabelgewirr hält die Stadtspitze hier die Stellung, bis das „richtige“ Rathaus in der Schweigelstraße wieder einsatzbereit ist. Denn auch das war von den Fluten komplett außer Gefecht gesetzt worden.

Auch die Bilder vom Orbach in Odendorf machten die Ministerin fassungslos. Gemeinsam mit Landrat Schuster, Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner (CDU) und Kreisbrandinspektor Dirk Engstenberg lief sie die Orbachstraße entlang bis zur Brücke an der Odinstraße, muss das Wasser aufgrund des angestammten Unrats aufgestaut hatte und in die benachbarten Häuser vier Meter hoch eingedrungen war.

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Kalkbrenner schilderte der Ministerin, wie sie den Katastrophenabend erlebt hatte. Schon am Nachmittag, den „Stab für außergewöhnliche Ereignisse“ (SAE) zusammengerufen. Zunächst im Ludendorfer Rathaus, doch als man merkte, dass dies zu sehr vom Hochwasser in Mitleidenschaft gezogen werde, zog der SAE gleich um ins nahegelegene Feuerwehrgerätehaus. „Während wir wegfuhren, mussten wir mit anschauen, wie das Rathaus abgesoffen ist“, erinnerte sich Kalkbrenner. Die letzten Mitglieder des SAE sein von einem Unimog gerettet worden und hätten auf dem Weg ins Feuerwehrgerätehaus noch eine Person aus einem Auto und eine andere von einem Autodach gerettet, „da spielten sich dramatische Szenen ab“. Schnell zog man weiter ins Feuerwehrgerätehaus Miel, doch dort gab es weder Funk, noch Handyempfang oder Digitalfunk. Ohnehin habe die Gemeinde eine Reihe von Feuerwehrhäusern und Feuerwehrautos verloren, die genauen Verluste müssten erst noch ermittelt werden.

„Wir waren von der Außenwelt komplett abgeschnitten, deshalb mussten wir so schnell wie möglich zur Bundespolizei.“ Mit einem geländegängigen Auto fuhr die Bürgermeisterin dort hin, die rechten beiden Räder immer auf der Bordsteinkante, unterwegs ging der Wagen mehrfach aus, doch sie schafft es schließlich nach Heimerzheim. Mit einem Trupp vom THW fuhr sie wieder zurück ins Feuerwehrgerätehaus Miel, nicht ohne auf dem Weg dahin noch eine ganze Reihe von Menschen aus ihren Häusern zu retten. Doch mittlerweile war auch das Feuerwehrgerätehaus in Miel abgesoffen, so dass man den SAE weiter nach Buschhoven verlegte, wo es aber auch keinen Strom gab. Von da aus ging es weiter zur Bundespolizei, und mittlerweile hat das „Hauptquartier“ des SAE seine Zelte auf dem Zehnthofplatz in Odendorf aufgeschlagen. Dort arbeiten nun Gemeindeverwaltung, freiwillige Feuerwehr, Rotes Kreuz, Polizei, Technisches Hilfswerk und Bundespolizei Hand in Hand, um die entstandenen Schäden so koordiniert wie möglich zu beseitigen.