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Nach desaströsen JahrenRheinbacher CDU setzt die Konsolidierung fort

Lesezeit 4 Minuten

Mit diesem Vorstandsquartett geht die Rheinbacher CDU in eine Konsolidierungsphase (von links): Ilka Rick, Vorsitzender Markus Pütz, Adi Becker und Joachim Schneider.

Rheinbach – Mit Spannung wurde die erste Mitgliederversammlung des CDU-Stadtverbands Rheinbach nach der Kommunalwahl erwartet. Aufgrund der Corona-Pandemie musste sie mehrfach vertagt werden. Die entspannte Infektionslage im Kreis und in Rheinbach ließ nun sogar noch vor Ferienbeginn eine Versammlung in den Räumlichkeiten der Stadthalle zu. 77 Mitglieder waren am Dienstag dem Ruf des amtierenden CDU-Vorstands gefolgt und konnten unter den geltenden Hygiene- und Abstandsregeln teilnehmen.

Die Versammlung verlief erwartungsgemäß erheblich unspektakulärer als die vorangegangene Auflage im November 2018. Damals waren die Querelen in der Rheinbacher CDU auf einem ihrer zahlreichen Höhepunkte angelangt, in der bis zum letzten Stehplatz gefüllten Schützenhalle setzte sich Markus Pütz in einer fünfstündigen hitzigen Marathonsitzung in einer Stichwahl gegen Oliver Baron durch.

Der innerparteiliche Zwist zwischen den verfeindeten Lagern gelang trotz mehrerer Mediationsversuche nicht und setzte sich bis zur denkwürdigen Kandidatenkür für die Kommunalwahl 2020 fort. Die endete mit dem Austritt zahlreicher damaliger Fraktionsmitglieder um Silke Josten-Schneider, die sich größtenteils umgehend der UWG anschlossen.

CDU-Vorstand

1. Vorsitzender: Markus Pütz; stellvertretende Vorsitzende: Adi Becker, Ilka Rick und Joachim Schneider; Schriftführerin: Dorothee Götte, stellvertretender Schriftführer: Dirk Barbian, Mitgliederbeauftragte: Karin Schulze, Pressesprecher: Dr. Timo Wilhelm-Buchstab, stellvertretende Pressesprecherin: Antonia Federholzner, Kassierer: Ralf Richard, stellvertretender Kassierer: Hannes Dorow. Beisitzer: Thomas Burke, Mathias Hell, Dr. Maureen Thielen, Alicia und Alejandro Valero Nadal, Claudia Starke, Uwe Federholzner, Andreas Heppner. (jst)

„Es ist aber in diesen schweren Zeiten gelungen, wieder zur konstruktiven Parteiarbeit in Stadtverband und Fraktion zurückzukehren“, beschrieb Markus Pütz, der seit 2016 an der Spitze des Stadtverbands steht, die vergangenen Jahre seiner Tätigkeit. Selbstkritisch äußerte er sich zur verlorenen Kommunalwahl. „Trotz engagiertem und motiviertem Wahlkampf konnten wir nur 14 von 18 Ratsmandaten gewinnen. Unser Spitzenkandidat Oliver Wolf konnte sich nicht gegen den Kandidaten der vier anderen Ratsparteien, Ludger Banken, durchsetzen. Das ist eine schmerzliche Niederlage für uns alle.“

Protestwahl nach Gezänk

Es sei zum Teil auch eine Protestwahl gewesen, weil die Rheinbacher des medial ausgetragenen, emotionalen Gezänks überdrüssig gewesen seien. Ziel des neuen Vorstandes müsse es sein, zu alter Stärke zurückzufinden und sachorientierte, transparente und bürgernahe Politik zu machen. Damit habe man längst begonnen.

„Jetzt tut sich erfreulicherweise ein Fenster auf für eine Kooperation mit den Grünen“, zeigte sich Pütz optimistisch und dankte dem neuen Fraktionsvorsitzenden Joachim Schneider für sein Engagement bei den Verhandlungen.

Ohnehin stehe 2021 ganz im Zeichen der Konsolidierung, bestätigte Pütz. Die Beziehungen zueinander hätten sich auf allen Ebenen stark verbessert, die Stimmung insgesamt sei wieder gut. Sogar die Junge Union sei aus dem Dornröschenschlaf erwacht mit der neuen Vorsitzenden Katharina Stollenwerk, so habe man nun endlich wieder das schlagkräftige Trio aus Junger Union, Senioren-Union und Frauen-Union. Keine Mehrheit fand der Antrag eines Mitglieds, an diesem Abend das ernüchternde Ergebnis der Kommunalwahl zu analysieren und die Folgen daraus zu diskutieren. Allerdings einigte sich die Versammlung auf einen Vorschlag, den Altbürgermeister Dr. Hans Schellenberger unterbreitete: Der neue Vorstand soll eine Kommission bilden und dort das „Desasters, das dazu geführt hat, dass die CDU Rheinbach erstmals nicht den Bürgermeister stellt“, analysieren. Das Ergebnis soll auf einem Sonderparteitag diskutiert werden.

Oliver Wolf zog kurzfristig zurück

Bei der Vorstandswahl erhielt Markus Pütz 61 der 76 abgegebenen Stimmen, was einer Zustimmung von 80,3 Prozent entspricht. Zwölf Christdemokraten stimmten gegen ihn, drei enthielten sich. Wiedergewählt wurden auch seine beiden Stellvertreter Joachim Schneider mit 69 und Ilka Rick mit 68 Stimmen, als weiterer Vize wurde Adi Becker mit 47 Ja-Stimmen gewählt.

Eigentlich hatte auch Oliver Wolf für ein Vorstandsamt kandidieren wollen. Doch an Tag der Versammlung rief er Markus Pütz an und erklärte, auf eine Kandidatur zu verzichten. Grund dafür seien „die Geschehnisse in den vergangenen drei Tagen“. Näher wollte er sich dazu nicht äußern, „auch wenn ich weiß, dass damit wieder den Spekulationen Tür und Tor geöffnet sind“.

Allerdings handele es sich lediglich um einen Verzicht für diese eine Sitzung. Für die Zukunft halte er sich alle Optionen offen, auch die einer erneuten Kandidatur für das Amt des Bürgermeisters. „Mir liegen Rheinbach und die CDU nach wie vor sehr am Herzen, und ich engagierte mich stark in meiner Heimatstadt“, sagte er gegenüber der Bonner Rundschau. So sei er erst kürzlich zum Vorsitzenden des Glasmuseums-Beirats gewählt worden.

Eine Befürchtung wollte er aber gleich zerstreuen: „Die zwei verfeindeten Gruppen von einst gibt es heute nicht mehr.“